"Models as Muse" in New York:Pose als Kunstwerk

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Bei der Eröffnung der Ausstellung "The Model as Muse" in New York feierten Stars und Laufsteg-Berühmtheiten eine vergangene Epoche - in mitunter grenzwertigen Outfits.

Christian Mayer

Jetzt stehen sie also im Museum, gleich neben der Abteilung für klassische Mythen. Die Models haben den Sprung in die Vitrine geschafft; die Hochglanzwelt ist in der Hochkultur angekommen. "The Model as Muse" heißt die Ausstellung im Metropolitan Museum of Art, die am Dienstagabend eröffnet wurde - in New York war die Eröffnung am Dienstag das Gesellschaftsereignis des Jahres.

Endlich im Museum: Liv Tyler, Kate Hudson und Stella McCartney genießen das Scheinwerferlicht bei der Eröffnung der Ausstellung "The Model as Muse". (Foto: Foto: Reuters)

Auf dem roten Teppich drängten sich Hollywood-Schauspieler, Laufsteg-Berühmtheiten und Popgrößen. Es ging zu wie bei einer Oscar-Verleihung, nur dass die Hauptdarsteller dem Anlass entsprechend deutlich opulenter auftraten.

Madonna? Trug auf dem samtrot ausgeschlagenen Treppenaufgang halboffene Lackstiefel bis zum Oberschenkel, dazu ein unten aufgeschäumtes Korsagenkleid, kombiniert mit Achtziger-Jahre-Armbändern und einem dekorativen Kopfgeweih. Sehr eindrucksvoll, vor allem, wenn man die richtigen Oberarme dafür hat.

Kate Hudson? Ging als luftiges Goldstück zur Party des ehrwürdigen "Costume Institute", das mit der Vogue-Chefin Anne Wintour eine strenge Gastgeberin verpflichtet hatte. Kate Moss? Zeigte sich im Silber-Mini, das hinten in eine römische Tunika überging.

Die deutschen Exportprodukte Claudia Schiffer und Heidi Klum blühten im Schein der Kameras ebenso auf wie die brasilianische Großverdienerin Gisele Bündchen, die französische Oscar-Preisträgerin Marion Cotilllard, die britische Exzentrikerin Victoria Beckham und die US-Schauspielerinnen Liv Tyler und Anne Hathaway. "Models sind nicht nur Gesichter und Körper", sagte die Designerin Donatella Versace vor der Gala, sie haben auch was im Hirn".

Stark vertreten war das Glamour-Personal der achtziger Jahre: Die inzwischen 40-jährige Helena Christensen, die zeitlos schöne Cindy Crawford oder Iman verkörperten die Blütephase der millionenschweren Supermodels. Der Immobilien-Tycoon Donald Trump, der gerne Models zu seinen Ehefrauen macht, trug auf seine Weise zum Retro-Charakter der Veranstaltung bei, allein seine zigtausendfach überföhnte Tolle gehört ins Museum.

Nur die nicht immer pflegeleichte Naomi Campbell hatte unter Protest abgesagt, weil ihr Pariser Lieblingsdesigner Azzedine Alaïa nicht in der Ausstellung gewürdigt wird - ein wenig Zoff hinter den Kulissen kann nie schaden.

Wo sonst antike Skulpturen, alteuropäische Meister und fernöstliche Kunstwerke aus fünf Jahrtausenden zu bewundern sind, dominieren nun also die stilprägenden Schönheiten seit den fünfziger Jahren, die von Fotografen wie Richard Avedon, Horst P. Horst, Irving Penn und Helmut Newton in Szene gesetzt wurden.

Die Pose als Kunstwerk. Allerdings, so urteilte die Modekritikerin Suzy Menkes in der New York Times, sei die im Metropolitan Museum gezeigte Galerie der Models zugleich ein Requiem - das Internet schafft ja täglich neue Celebrities, die über Nacht an die Benutzeroberfläche gelangen, kurz aufscheinen und sofort wieder verblassen. Zumindest diese Frühlingsnacht in New York aber gehörte noch einmal ganz den glamourösen Figuren einer fast schon historischen Epoche.

© SZ vom 06.05.2009/bre - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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