Maulwürfe:Hungrige Bergarbeiter

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Blind sind sie nicht, aber ganz schöne Fressmaschinen - kein Wunder, wenn man die ganze Zeit buddeln muss. Sechsmal Maulwurf-Spezialwissen für den Herbst.

Von Silke Stuck

Der Name "Maulwurf" kommt von "Molte" oder "Mull", was so viel wie "Erde" bedeutet. "Maul-wurf" heißt also "Erdwerfer", oder auch "Der, der mit der Erde schmeißt". Passt ja ganz gut.

Maulwürfe sind sehr schwer zu erforschen. Im Labor sterben sie schnell an Stress, weshalb man sie besser in der Natur beobachten kann. Oft wird daher versucht, die Tiere mit Sendern auszustatten. So kann man immer sehen, wo ein Maulwurf hinläuft, und ihre Gangsysteme erforschen. Bis auf knapp zehn Tennisfelder nebeneinander kann sich ein Maulwurf ausbreiten. Aber weil sich die Tunnellabyrinthe schwer ausbuddeln lassen (beim Ausgraben brechen sie natürlich zusammen), weiß man immer noch nicht genau, ob die kleinen Nager zum Beispiel einen eigenen Toilettengang haben und wie viele Vorratskammern sie besitzen.

Der Maulwurf ist ein echter Bergarbeiter: Der Körper ist die Bohrmaschine. Seine Krallen die Spitzhacken. Ein Hals ist nicht vorhanden (so kann der Kopf nie wegknicken), der Rumpf ist geformt wie eine Walze. Die riesigen Pfoten (im Vergleich zum Körper) sind seine Schaufelrad-Bagger. Durch ein einzigartiges Gelenk im Oberkörper hat der Maulwurf sehr viel Kraft. Damit kann er superschnell die Erde seitlich nach hinten schaufeln und sich zugleich nach vorn schieben - wie ein Brustschwimmer im Wasser.

Maulwürfe sind nicht blind, auch wenn das immer behauptet wird. Gut sehen können sie allerdings auch nicht. Die Augen sind so winzig - kleiner als ein Stecknadelkopf. Und sie sind auch noch im Pelz verborgen. Wissenschaftler vermuten, dass Maulwürfe nur hell und dunkel unterscheiden können. Auch die Ohren sind verborgen. Dafür hat der Maulwurf sehr sensible Sinnes- und Tasthaare an Schnauze, Kopf und Schwanz. Mit denen kann er Bewegungen von Beutetieren spüren oder auch Erschütterungen in seinen Erdgängen.

Maulwürfe müssen ständig Höchstleistung bringen beim Graben und sind deswegen die größten Fressmaschinen unter der Erdoberfläche. Jeden Tag frisst ein Maulwurf genau so viel wie er selber wiegt. Also ungefähr eine Tafel Schokolade, so schwer ist er nämlich. Außer in ganz wenigen Ruhephasen futtert er durchgehend. Seine Gänge baut er so, dass ihm das Fressen vor die Füße fällt: Käfer, Würmer, Asseln, Larven, Spinnen und Molche können, flutsch, mal eben vom Erdreich aufgeschmaust werden. Fies: den Regenwürmern beißt er den Kopf ab, dann können sie nicht aus der Vorratskammer abhauen, bleiben aber schön frisch.

Maulwürfe graben gern ganz allein das Erdreich um. Bis auf die Paarungszeit kommen sie sich nicht zu nahe. Versehentlich geöffnete Zugänge zu einem fremden Tunnel werden ganz schnell wieder zugebuddelt.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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