Limonaden:Zum Wohl?

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Die "Coca Cola life" hat eine neue Zutat und sieht mit ihrem grünen Etikett aus wie eine gesunde Ökolimo. Das kann Käufer aber auf die falsche Fährte locken.

Von Christina Berndt

Zu viel Zucker!", sagen die Eltern, wenn sie einem wieder mal Limonade verbieten. Und sie rufen "Zu ungesund!", wenn man dann sagt, dass es doch auch Diätlimo gibt und man die stattdessen trinken könnte. Da ist schließlich kein Zucker drin. Süß sind diese Getränke nur durch Süßstoff, und der hat keine Kalorien und macht die Zähne nicht kaputt. Ist aber trotzdem ungesund, sagen die Eltern: Weil Süßstoff total künstlich ist, angeblich Appetit macht und in Experimenten auch schon mal Krebs bei Ratten ausgelöst hat. Die Tiere haben zwar absurd viel Süßstoff bekommen - so viel, dass ein Mensch schon Fässer voll Limo trinken müsste, um sich ähnlich viel einzuverleiben - aber geschenkt.

Jetzt scheint es sowieso DIE Lösung zu geben! "Cola Life" heißt die oder "Pepsi true". Das sind beides neue Colas mit einem grünen Etikett; grün, wie sonst vor allem Pflanzen sind. Ist ganz natürlich, wollen die Hersteller wohl sagen.

Denn in der Cola steckt eine neue Form von Süße: die Süßkraft einer Pflanze namens Stevia. Die enthält in ihren Blättern Stoffe, die 300-mal so süß wie Zucker sind, aber - genau wie künstliche Süßstoffe - keine Kalorien haben und keine Karies verursachen. Die Karies-Bakterien können die Stevia-Süße nämlich ebenso wenig verdauen wie wir: Sie rauscht einfach durch unseren Körper hindurch. Deshalb kann sie auch nicht dick machen.

Das Etikett ist grün, und der Name lautet "Life". Das bedeutet: "Leben". (Foto: Coca-Cola/PA)

In Paraguay in Südamerika lieben die Menschen die süße Stevia-Pflanze schon seit ein paar Hundert Jahren. Sie nutzen die Blätter, um ihr Essen und ihre Getränke zu süßen. Das hat der Firma Coca-Cola gleich gefallen: Sie plant schon seit Langem, die Idee aus Paraguay nachzuahmen. Aber sie hat mehrere Jahre warten müssen, um ihre Cola mit dem grünen Etikett auf den Markt zu bringen. Der Grund: In Europa war man sich gar nicht so sicher, dass die süße Pflanze so harmlos ist, wie sie aussieht. Denn auch wenn etwas natürlich ist, heißt das ja nicht, dass es automatisch gesünder ist. Das betonen Biologen immer wieder. Schließlich stammt die giftigste Substanz, die Menschen bisher gefunden haben ("Botulinumtoxin") aus Bakterien. So haben Wissenschaftler befürchtet, dass Stevia womöglich der Gesundheit schadet. Das ist aber nicht so, wenn man es - wie beim Süßstoff - mit den Mengen, die man zu sich nimmt, nicht übertreibt. Deshalb ist Stevia in Lebensmitteln inzwischen erlaubt.

Ganz haben der Coca-Cola-Konzern und sein Konkurrent Pepsi aber doch nicht auf Zucker verzichtet. Die Leute sollen die neue Cola schließlich mögen, aber die Stevia-Süße schmeckt ganz anders als Zucker. Sie erinnert ein wenig an Lakritz und ist sogar leicht bitter. Wohl deshalb enthält "Cola Life" nur ein bisschen Stevia und immer noch sehr viel Zucker: In einem Glas normaler Cola stecken sieben Zuckerwürfel, in einem Glas "Cola Life" immer noch viereinhalb. Außerdem empfiehlt Coca-Cola ausdrücklich, dass man den Inhalt der grünen Flaschen "eisgekühlt" trinken soll. Wenn etwas sehr kalt ist, schmeckt man nämlich nicht so viel.

© SZ vom 18.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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