Liebe im Auto:"Das ist doch keine Sünde!"

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Am 1. Januar 2008 öffnet in Crema in der Lombardei der erste offizielle Liebes-Parkplatz. Gründer Marco Donarini spricht über Probleme mit Behörden und Kirche.

Julius Müller-Meiningen

Junge Italiener sollen dort ungestört ihren Leidenschaften nachgehen können. Donarini sieht in seinem Projekt einen Dienst an der Gesellschaft.

Liebe im Auto: In Italien gibt's dafür bald einen Parkplatz. (Foto: Foto: istock)

SZ: Herr Donarini, wie sind Sie denn auf diese Idee gekommen?

Donarini: In unserem Land ist es sehr verbreitet, dass die jungen Leute im Auto Liebe machen. Viele wohnen bis zur Hochzeit bei den Eltern. Die Jugendlichen fühlen sich nicht frei, und die Eltern machen oft Probleme. Also nehmen sie das Auto und treffen sich auf irgendwelchen finsteren, oft gefährlichen Parkplätzen.

SZ: Gefährlich?

Donarini: Die jungen Leute werden oft angegriffen, ausgeraubt und sogar vergewaltigt. Gerade erst wurde in der Nähe von Rom wieder nachts ein Pärchen im Auto überfallen. Mein Projekt heißt "Luna Parking" und wird überwacht sein. Da sind die Ragazzi sicher. Wenn sie von der Polizei auf den normalen Parkplätzen erwischt werden, müssen sie sogar Strafe zahlen wegen obszöner Akte in der Öffentlichkeit.

SZ: Aber bei Ihnen machen die doch dasselbe?

Donarini: Bei mir passiert ja alles hinter Mauern. Ich habe einen Parkplatz in einem Industriegebiet gemietet und dort 38 Auto-Boxen aus Ziegelstein, ohne Dach errichten lassen. Es gibt einen Alarmknopf an jeder Box, falls was passiert. Das ist alles ganz legal. Mein Anwalt hat das bestätigt.

SZ: Gab es Widerstände?

Donarini: Also die meisten Leute fanden die Idee gut. Die Gemeinde war allerdings nicht begeistert. Da herrscht noch eine Mentalität wie vor hundert Jahren. Ich bin der erste in Italien, der das professionell macht. Deshalb musste ich auch ewig auf die Genehmigungen warten.

SZ: Was haben Sie bisher gemacht?

Donarini: Ich war Bauunternehmer. Aber darauf hatte ich keine Lust mehr. Das Geschäft habe ich verkauft, weil niemand die Rechnungen bezahlt hat. Ich wollte etwas Neues machen und ich denke, in gewisser Weise ist mein Projekt auch ein Dienst an der Gesellschaft. So etwas fehlt in Italien völlig. Ich bin in meiner Jugend ein paar mal wahnsinnig erschrocken, als ich mit meiner Freundin im Auto war. Einmal haben sie sogar einen Stein auf uns geworfen. Die Parkplätze in Italien sind nachts immer noch voller Pärchen, die nicht wissen wohin.

SZ: Und wie teuer ist eine Nacht?

Donarini: Eineinhalb Stunden kosten zehn Euro. Jede weitere Stunde drei. Ein fairer Preis. Das können sich alle leisten. Es gibt Automaten mit Getränken, Cafe, Snacks und natürlich mit Präservativen.

SZ: Sind Sie eigentlich katholisch?

Donarini: Ja klar, warum?

SZ: Naja, ihr Projekt könnte ja nicht ganz mit dem katholischen Glauben im Einklang stehen?

Donarini: Ach, Unsinn. Sex gibt es immer schon und wird es immer geben. Da müssen wir uns doch nichts vormachen.

SZ: Also kein Anlass zur Beichte?

Donarini: Überhaupt nicht. Das ist doch keine Sünde. Im Gegenteil. Ich sorge für Sicherheit. Da bin ich stolz darauf.

© SZ vom 12.12.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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