Kommentar:Attraktiv, schön und rundlich

Auch wenn es ein PR-Gag ist: Wenn er dazu beiträgt, auch Frauen mit durchschnittlichen Körperformen ihr Selbstbewusstsein zurückzugeben, ist es in Ordnung.

Nadeschda Scharfenberg

Die In-Designer können sich immer noch steigern: Mit der Kreation der Kleidergröße null sind sie bereits am unteren Ende der positiven Zahlen angekommen. Sollte sich der weibliche Wahn, möglichst verhärmt durchs Leben zu gehen, weiter verschärfen, dürften demnächst Minusgrößen erfunden werden. Während sich die Modeindustrie offenbar weitgehend ungebremst dem Schlankheitswahn hingibt und Versuche, sogenannte Magermodels von den Laufstegen zu verbannen, in der Branche auf wenig Gegenliebe stoßen, geht der Lebensmittelkonzern Unilever neue Wege: Er hat sich selbst das Aus für die Werbung mit Hungerhaken verordnet. Man wolle nicht mehr mit Models arbeiten, die extrem dünn seien.

Diese Botschaft könnte, anders als die Debatte über Designermode und -models , auch bei jenen jungen Mädchen ankommen, die ein gestörtes Körpergefühl haben. Denn was als attraktiv und schön zu gelten hat, wird vor allem durch die Werbung vorgegeben, die Schönheitsideale in unseren Köpfen verankert. Unilever vertreibt neben Lebensmitteln (in der Werbung für Schokosnacks und Frühstücksflocken sind die Mageren eher selten) auch Kosmetika, unter anderem eine bekannte Seifenmarke. Die hatte zuletzt mit der Gegenbewegung zur Kindfrauen-Ästhetik positive Schlagzeilen gemacht: mit rundlichen, älteren, aber durchaus attraktiven Frauen.

Unilever hat mit dieser Werbekampagne und der Selbstverpflichtung sicherlich nicht nur hehre Ziele, sondern auch mehr Umsatz im Auge gehabt. Der sei dem Konzern gegönnt - wenn er gleichzeitig dazu beiträgt, auch Frauen mit durchschnittlichen Körperformen ihr Selbstbewusstsein zurückzugeben.

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