Kochen mit Profis:Lektionen für Genießer

Lesezeit: 3 min

Wer trendy sein will, muss kochen können. Die Star-Köche Hans Haas, Alfons Schuhbeck oder die Kochschule Wirtschaftswunder helfen dabei.

Arno Makowsky

München ist die kulinarische Hauptstadt, daran kann es keinen Zweifel geben, auch wenn gerüchteweise noch in anderen Städten gut gekocht und elegant gegessen wird.

Drei Kochschulen im Test. (Foto: Fotos: Andreas Heddergott, Montage: sueddeutsche.de)

Aber nur in München herrscht jene Lebensfreude, die nicht nur Spitzengastronomen beflügelt, sondern Hobbyköchen als Lebenselixier dient: Nachmittags romantisch an der Isar entlangspazieren und abends der Angebeteten einen gebratenen Saibling mit Basilikumbutter vorsetzen. Erst über den Viktualienmarkt schlendern, danach die mitgebrachten Babyartischocken dünsten und dazu ein Glas frischen Weißwein schlürfen. Das ist der Weg zur Lebenskunst.

Wer ihn beschreiten will, muss kochen können oder zumindest als Kochsimulant eine gute Figur machen. Freizeitköche sind gesellschaftlich auf der Höhe und strahlen ökologisches Bewusstsein aus - das kommt super an bei Freunden und Kollegen. Aber was tun, wenn sich die Kochkunst auf das scharfe Anbraten von Spiegeleiern beschränkt?

Kein Problem. Dafür gibt es Kochkurse. Bei denen lernt man etwas, außerdem sind sie selbst wichtige gesellschaftliche Events, nach deren Besuch man in der Kantine prahlen kann: "Was für eine undifferenzierte Sauce. Witzigmann würde sie mit weißem Balsamico verfeinern!" Inzwischen werden in München unzählige Kochkurse angeboten; alle möglichen Lokale werben mit Seminaren für angehende Kochlöffelvirtuosen. Nicht alle taugen etwas, doch einige machen ihre Teilnehmer tatsächlich fit für kulinarische Höhenflüge.

Es folgen drei Tests: Die Kochschule von Hans Haas, von Alfons Schuhbeck und die Kochschule Wirtschaftswunder.

Das Nonplusultra ist die Kochschule von Hans Haas. Idyllisch gelegen in der Schwabinger Amalienpassage sind schon die schick gestylten Räume ein Genuss für sich.

Hans Haas und seine Schüler. Es macht Spaß und es ist teuer. (Foto: Foto: Andreas Heddergott)

Hans Haas, Chef de cuisine im Dreisterne-Tempel "Tantris", ist nicht nur ein Vollprofi mit pädagogischen Fähigkeiten, sondern vor allem ein sympathischer Typ. Von der ersten Minute an fühlen sich die Kochschüler unter seiner Anleitung wohl; selbst des Köchelns völlig unkundige Männer, die per Gutschein von ihren Ehefrauen in den Kurs genötigt wurden, haben sichtlich Spaß, wenn ihnen Haas ein Gemüsemesser in die Hand drückt und sagt: "Los geht's!"

Karotten schnippeln, Fonds ansetzen, Fisch filetieren: Der Meister macht geduldig jeden Handgriff vor, erklärt, wie man einen Lachs beizt, ein Risotto zubereitet und warum eine Sauce gehaltvoller wird, wenn man sie mit Eiswürfeln ablöscht. Dabei würzt er seine Ausführungen mit Anekdoten aus seiner langjährigen Praxis. Kurz: Es macht Spaß und auch ambitionierte Hobbyköche profitieren davon. Und es ist teuer.

Ein Tageskurs kostet 380 Euro, Koch-Wochenenden und ähnliche Späße entsprechend mehr.

weiter zur Kochschule von Alfons Schuhbeck

Am Platzl, gleich beim Hofbräuhaus, hat Alfons Schuhbeck sein Imperium aufgebaut - mit Restaurant, Weinbistro, Gewürzladen, Eissalon und natürlich einer herrlich ausgestatteten Kochschule.

Wer hier einen Kurs belegt, will einerseits etwas lernen über die moderne bayerische Küche, andererseits auch das Original Schuhbeck erleben. Seine Sprüche kennt man aus dem Fernsehen und aus dem Radio - live ist das alles ganz genauso. Anders als Hans Haas ist der bajuwarische Koch-Entertainer aber nicht den ganzen Tag dabei.

Vor allem wird der Kurs von einer erfahrenen Köchin geleitet; Schuhbeck schneit ab und zu herein und zeigt zum Beispiel, wie man die Schwarte eines Schweinsbratens korrekt einschneidet und dass Garnelen am besten schmecken, wenn man sie mit Knoblauch und Ingwer zubereitet.

Und grundsätzlich doziert er in diesem Stil: "Da nimmst jetzt einen gscheiten Rotwein und gießt den an, da wird deine Familie ausflippen bei der Soß'!" Bei manchen Kursen, zum Beispiel über "Bayerisch-italienische Hausmannskost für Feinschmecker", wird abends dann gemeinsam in der Kochschule gegessen, manchmal geht es auch mittags ins Restaurant, die "Südtiroler Stuben".

Ein Tageskurs kostet 300 Euro.

Schuhbecks Kochschule, Platzl 2/Innenhof, München. Tel.: 089-21669012.

Wer immer schon mal "Bratwurstmuffins" oder "Rote-Beete-Eier" zubereiten wollte, ist in der Kochschule Wirtschaftswunder richtig. In der Küche eines nostalgischen Cafés im Münchner Süden leben Spaßköche ihre abgefahrenen Gastro-Fantasien aus. Der tiefe Ernst, mit dem die sternedekorierten Großwesire der Branche üblicherweise bei der Sache sind, wird hier ironisch gebrochen.

Die Kurse heißen "Hardrock-Cooking" oder "Kühlschrank-Projekt". Bei letzterem bringt jeder ein paar Produkte mit, die noch in der Kühltruhe herumliegen - und ein junger Koch mit Ziegenbart kreiert daraus die aufregendsten Menüs.

Man steht vor Bunsenbrennern und Elektro-Kochplatten, auf einer Leinwand laufen MTV-Clips. So muss man sich in etwa die Küche eines Vertreters der "Jungen Wilden" vorstellen, also jener Wahnsinns-Dünster, die Oktopus im Speckmantel servieren oder Rindergulasch an Schokoladenkuchen.

So verrückt das klingt, so inspirierend ist es - und beweist, dass es eine Welt gibt jenseits der braven Nachmacherei aus dem Kochbuch.

Die Kurse kosten zwischen 64 und 139 Euro.

Kochschule Wirtschaftswunder, Waldfriedhofstraße 105, München. Tel.: 089-71049126.

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