Junges Talent:Trumpeltier und Co.

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Georgia ist 14 und zeichnet für ihr Leben gern. Was sie dabei am meisten interessiert: Politik. Besonders während der Fernsehnachrichten kommen ihr Ideen.

Von Annkristin Engelbrecht

Die Weltlage zeichnen? Ist als Hobby eher ungewöhnlich. Vor allem für eine Vierzehnjährige. Und wenn Georgia nicht auch mal zusammen mit ihren Freundinnen Filme anschauen würde, dann könnte man denken, sie sei ein wirklich ganz und gar ungewöhnlicher Mensch. So aber hat sie einfach ein ungewöhnliches Hobby.

Statt Youtube zu gucken oder mit Freunden zu whatsappen, sitzt Georgia zu Hause mit ihrer Familie auf der Couch. Und während die anderen die Nachrichten schauen, zeichnet sie. Seit sie einen Stift halten kann, ist das Malen ihr größtes Hobby. Sie zeichnet vor allem Politiker oder darüber, wie Menschen zusammenleben.

Am liebsten zeichnet sie, wenn im Fernsehen die Nachrichten laufen

Ihre Bilder hält sie in einer großen Kiste unter Verschluss, nur enge Verwandte dürfen sie anschauen. Georgia hängt es nicht so gern an die große Glocke, deswegen will sie auch kein Foto von sich veröffentlichen. Nicht mal Georgias Lehrer wissen über ihr Talent Bescheid. Das Malen liegt ihr offenbar in den Genen: Ihre Vorfahrin war Maria Sibylla Merian, eine Künstlerin, die auf dem 500-DM-Schein abgebildet war. Ihr Onkel ist ein bekannter Illustrator und Grafiker in Berlin. Er ist ihr größtes Vorbild. Ob sie später auch das Zeichnen zu ihrem Beruf machen will, das weiß sie noch nicht. Aber ihr Traum ist es, ihre Bilder mal ausstellen zu können.

Mit ihren Eltern oder ihrem Bruder diskutiert sie viel über politische Ereignisse. Am liebsten guckt sie die Nachrichten des amerikanischen Senders CNN. Dabei bekommt sie meist Ideen für neue Bilder. Manchmal hat sie so viele, dass sie sich die aufschreiben muss.

Den amerikanischen Wahlkampf hat sie im vergangenen Jahr ganz genau verfolgt. Dabei entstand ihr Bild "The little boy" ("Der kleine Junge"). Im Laufe des Wahlkampfs hat sie es immer weiter um viele kleine Details ergänzt. Donald Trump ist da ein kleiner Baby-Elefant. Der Elefant repräsentiert das Logo der republikanischen Partei. Und das Baby wählte Georgia, weil viele Menschen Trumps Verhalten mit dem eines kleinen Kindes verglichen haben. Georgia hat ihm den Spitznamen "Trumpeltier" verpasst. Wie ein Elefant im Porzellanladen sitzt das schnullernde Trump-Tier inmitten eines Scherbenhaufens. Aber warum flattern da Vögel auf dem Bild? "Weil Trump so viel twittert", erklärt Georgia. Den russischen Präsidenten Wladimir Putin und den Diktator Nordkoreas Kim Jong-un malte sie erst ziemlich spät dazu. Weil Trump sich in seiner Amtszeit schon mit ziemlich vielen Politikern angelegt hat.

Ihr zweitliebster Mal-Platz ist das Bett. Dann läuft eine Extra-Playlist

Wenn Georgia nicht beim Fernsehen zeichnet, hört sie ihre "Extra-Playlist fürs Malen". Zum WM-Song "Waka Waka" von Shakira malt sie im Moment am liebsten. Am liebsten auf dem Bett. Der Schreibtisch ist der Platz für die Hausaufgaben.

Manchmal malt Georgia auch verschiedene Bilderreihen. In ihrer vierteiligen Serie "Just One" geht es um Menschen, die anders sind, gegen den Strom schwimmen: "Handyläufer" zeigt viele Personen, die auf ihr Handy starren und miteinander vernetzt sind. Außer dem Mann in der Mitte. Der liest ein Buch. "Jeder guckt doch nur noch auf sein Handy. Wer es nicht tut, fällt auf", erzählt Georgia.

Sie beobachtet genau, hinterfragt viele Situationen. Deswegen kann sie auch wirklich nur ihre eigenen Ideen umsetzen. Aufträge von anderen zu erfüllen, fällt ihr schwer. Und sie zeichnet eigentlich auch nur Personen, die sie nicht persönlich kennt. Zum Beispiel Wladimir Putin oder eben Donald Trump. Wenn sie versucht, Freunde oder Verwandte zu zeichnen, geht das oft schief. Auch sich selbst - geht gar nicht. Sie brauche den nötigen Abstand, sagt sie, damit es gelingt. Und: Sie will mit ihren Bildern eine Botschaft transportieren.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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