Interview mit einer Brautausstatterin:"Wie eine glamouröse Zirkusnummer"

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Die Münchnerin Eva-Maria Miranda stattet seit 25 Jahren Bräute mit Hochzeitskleidern aus und hat dabei schon einiges erlebt.

Interview: Marcel Burkhardt

Wer rund um die Uhr mit aufgeregten Bräuten zu tun hat, kann viel erzählen: Die Münchnerin Eva-Maria Miranda (51) statt seit 25 Jahren Bräute mit Hochzeitskleidern aus. Im Interview erzählt sie aus diesem Berufsalltag.

Was muss, das muss: Die Torte gehört zur Hochzeit wie die Braut und der Bräutigam. (Foto: Foto: Istockphoto)

sueddeutsche.de: Mit Ihren Kleidern machen Sie junge Frauen glücklich. Glauben Sie, den schönsten Beruf der Welt zu haben?

Eva-Maria Miranda: Ja! Ich entwerfe 50 bis 60 Brautkleider pro Jahr, dazu Taschen, Schuhe und Ketten - alles mit Herz und Seele. Der Verkauf von Brautkleidern ist aber ein Knochenjob.

sueddeutsche.de: Warum?

Miranda: Hier passieren die tollsten Sachen. Manche Mädels wollen in meinem kleinen Laden Karneval feiern: Da kommt eine Braut mit ihren vier besten Freundinnen herein, mit lauter Musik aus dem Ghettoblaster und dicken Sektflaschen. Solche Spektakel sind keine Seltenheit und können leicht ausufern. Die Anprobe ist dann sehr schwierig - weil jede Freundin eine andere Meinung über das Kleid hat. Oft kommen die Bräute auch mit einem Foto aus einer Hochglanz-Zeitschrift und wollen genauso aussehen wie das Top-Model auf dem Bild. Wenn sie aber nicht die Figur von Heidi Klum oder Claudia Schiffer haben, müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen.

sueddeutsche.de: Was machen Sie dann?

Miranda: Das Wichtigste ist: Ich will die Frau nicht wie ein Clown verkleiden. Das Kleid muss hundertprozentig zur Braut passen! Es muss die natürliche Schönheit und Weiblichkeit der Frau zeigen. Aus mehr als 200 Kleidern muss ich das eine finden, das perfekt zum Typ der Braut passt. Sie muss keine Model-Figur haben, um am Hochzeitstag gut auszusehen. Ich habe alle Figuren gesehen, die es gibt: Frauen in Kindergröße, Frauen aufgeschossen wie Basketballspieler, Frauen mit 140 Kilo. Ich habe sogar schon einen Transvestiten ausgestattet. Als der hereinkam - gut gewachsen und schön - aber eben speziell, und mir mit tiefer Stimme sein Anliegen vortrug, ganz ernst, da habe ich erstmal nicht schlecht gestaunt. Ich bin ja auch immer bei der Ankleide hautnah dabei und sehe die Bräute in ihrer Unterwäsche. Aber wir haben das auch in diesem speziellen Fall hinbekommen.

sueddeutsche.de: Wann ist das Verkaufsgespräch am einfachsten?

Miranda:Wenn die Braut nur eine Vertrauensperson dabeihat. Am besten Mutter oder Vater. Die wollen nämlich nur eines: dass die Braut am Hochzeitstag wunderschön aussieht. Wenn die Chemie passt, baut sich so eine positive Energie auf und sofort läuft das Geschäft - wie übrigens in 90 Prozent der Fälle. Wenn die Frauen aber sagen 'Ich muss noch eine Nacht drüber schlafen', weiß ich, dass alle Müh' umsonst war, dann ist die Luft raus. Von 100 kommt vielleicht eine zurück.

sueddeutsche.de: Eine Hochzeit im Mai ist der Traum vieler Paare.

Miranda:Ja, das spüre ich auch immer in den Monaten davor. Da geht es richtig rund, und ich hab von früh bis spät zu tun. Aber es geht auch jetzt weiter hoch her: Der 7.7. ist in diesem Jahr wohl der ganz große Termin. Aber neben dem Juli sind auch August und September sehr beliebte Heiratsmonate. Und dann noch mal der Dezember - da heiraten die Liebespaare aber eher aus steuerlichen Gründen.

sueddeutsche.de: Welche Brautkleider liegen im Trend?

Miranda:Kleider mit klassischen Schnitten, die das Weibliche betonen. Sehr gefragt sind hauchdünne, leichte und edle Materialien wie reine Seide.

sueddeutsche.de: Sind Bräute heute anspruchsvoller als vor 25 Jahren?

Miranda:Sehr viel anspruchsvoller, auch selbstbewusster. Zur Hochzeit wollen sie sich nicht verkleiden und aussehen wie Schneewittchen oder eine Prinzessin. Sie wollen sie selbst sein. Einzigartig. Frauen heiraten heute in reiferem Alter. Es ist ganz lustig: In diesem Jahr waren zu den Anproben so viele Kinder dabei wie nie zuvor. Jede zehnte Braut bringt auch ihren Bräutigam mit. Da wird nicht mehr so rumgezickt wie früher - und die Anproben verlaufen sehr entspannt. Wir haben hier sehr schöne Musik und einen Zimmerspringbrunnen.

sueddeutsche.de: Ist die Hochzeit das große Fest der Frau?

Miranda:Manche Damen sind natürlich sehr selbstverliebt und betreiben einen Aufwand wie für eine glamouröse Zirkusnummer. Die wollen am liebsten von der halben Republik begutachtet werden. Das ist absurd. Aber ich sage immer: Vergesst die Männer nicht. Keine Traumhochzeit ohne tollen Bräutigam!

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