Infektionskrankheiten:Mit Mücken gegen die Malaria

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Jährlich erkranken 300 Millionen Menschen an Malaria. Im Kampf gegen die Seuche ist US-Forschern jetzt offenbar ein Durchbruch gelungen. Dabei setzen sie auf die Gentechnik - und die Überträger der Krankheit.

Martin Kotynek

Molekularbiologen der Johns Hopkins Universität in Baltimore sind der Eindämmung der Malaria offenbar einen entscheidenden Schritt näher gekommen:

Mit Hilfe der Gentechnik lassen sich Moskitos resistent gegen Malaria-Erreger machen. (Foto: Foto: AFP)

Die Forscher haben Anopheles-Mücken mit Hilfe der Gentechnik zu einer Resistenz gegen Malaria-Erreger verholfen.

Die Tiere verfügen dadurch über eine größere Überlebensfähigkeit als Moskitos, die die Krankheit übertragen.

Somit haben die resistenten Stechmücken einen Selektionsvorteil gegenüber dem in der Natur vorkommenden Wildtyp. Sie könnten, so die Hoffnung der Wissenschaftler, die Überträger mit der Zeit verdrängen.

Bislang wurde die Methode allerdings nur bei Mäusen und ihrem Malaria-Erreger angewandt, dem Plasmodium berghei. Jetzt planen die Wissenschaftler Versuche mit dem Parasiten Plasmodium falciparum, der für den größten Teil der jährlich auftretenden 300 Millionen Malaria-Fälle bei Menschen verantwortlich ist ( Proceedings of the National Academy of Science, Bd. 104, S. 5580, 2007).

"Ein Durchbruch im Kampf gegen Malaria

"Das ist ein Durchbruch im Kampf gegen Malaria", kommentiert Michael Lanzer von der Universität Heidelberg die Ergebnisse seiner amerikanischen Kollegen.

Schon länger werde diskutiert, resistente Mücken in der Natur auszusetzen, um jene Mücken, die die Malaria übertragen, zu verdrängen, so Lanzer. "Das klappt aber nur, wenn sich die resistenten Moskitos schneller fortpflanzen als der Wildtyp.".

Bisher war vermutet worden, dass Mücken durch eine gentechnische Veränderung geschwächt würden. Doch offenbar muss das nicht sein:

Die US-Forscher um Jason Rasgon hatten eine Population von Mücken, die zu 50 Prozent aus resistenten Moskitos bestand, mit infiziertem Blut gefüttert.

Bereits nach neun Generationen machten die resistenten Tiere 70 Prozent der Population aus. Die Tiere hatten mehr Eier gelegt und besaßen eine höhere Überlebensrate.

"Mit dieser Erkenntnis wurde eine der Grundvoraussetzungen erforscht, um Malaria mit transgenen Mücken bekämpfen zu können", sagt Fotis Kafatos vom Imperial College in London.

Versuch am Mäuse-Modell

Doch noch sei es ein weiter Weg, bis sich das Modell auch in der Praxis umsetzen ließe: "Die Studie wurde unter Laborbedingungen durchgeführt. Direkte Schlüsse auf den Einsatz in dern Natur sind nicht möglich, da noch viele andere Faktoren die Überlebenschancen von Tieren beeinflussen."

Das bestätigt Jason Rasgon: "Kommen nur wenige Krankheitserreger in der Nahrung der Mücken vor, was in der Natur meist der Fall ist, haben die transgenen Insekten keinen Vorteil gegenüber dem Wildtyp. Wir müssen daher zunächst einen Weg finden, um die gentechnisch veränderte Form auch dann rasch in den Populationen zu etablieren."

Ein weiteres Problem auf dem Weg vom Labor in die Natur: Der Versuch fand am Mäuse-Modell statt. Die Studienautoren benutzten den Malaria-Erreger P. berghei, der nur Nagetiere infiziert.

Dieser unterscheide sich jedoch stark vom häufigsten menschlichen Erreger P. falciparum, so Lanzer: "Der Unterschied ist vergleichbar mit dem zwischen Tiger und Löwe."

Kafatos gibt darüber hinaus zu bedenken, dass mehrere Mückenarten vier verschiedene Malaria-Erreger übertragen: "Es müssten für sämtliche Mückenarten resistente Formen entwickelt werden, damit die Malaria tatsächlich eingedämmt werden kann."

Auch ethische und rechtliche Probleme müssen noch geklärt werden, bevor die gentechnisch veränderten Insekten in der Natur eingesetzt werden könnten: "Für einen Feldversuch ist es noch zu früh. Zuerst müssen wir uns sicher sein, dass die modifizierten Moskitos keinerlei Gefahr für Mensch und Natur darstellen", bestätigt Rasgon.

Ungeklärt ist zudem, wie die transgenen Mücken wieder aus der Umwelt entfernt werden können, nachdem die Malaria ausgerottet wurde.

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