Höhenangst:Der große Schwindel

Hoch hinaus wollen viele lieber nicht: Gemäß einer Studie leidet jeder fünfte Europäer unter Höhenangst.

Dominik Prantl

Die Höhenangst oder Akrophobie, abgeleitet vom griechischen Wort akro (hoch, spitz), zählt als "spezifische Phobie" zu den häufigsten Angststörungen. Laut Gerhard Schick, Leiter der Münchner Angst-Selbsthilfe (MASH), hat eine Studie des französischen Angstforschers Christophe André ergeben, dass rund 20 Prozent der mitteleuropäischen Bevölkerung unter "deutlicher Höhenangst" leiden. 5,3 Prozent seien wegen krankhafter Angst sogar "klinisch relevant".

Rund 20 Prozent der europäischen Bevölkerung haben Angst vor Höhe. Auf Hochhaussimsen sollten sich aber auch Schwindelfreie nicht rumtreiben. (Foto: Foto: iStockphotos)

Stefan Winter, Ressortleiter Breitenbergsport beim Deutschen Alpenverein (DAV) bezeichnet Höhenangst nicht "als die Angst vor der Höhe, sondern vielmehr die Furcht vor der Tiefe".

Sie sei im Bergsport zwar insbesondere bei Gelegenheitswanderern verbreitet, aber auch bei älteren, erfahrenen Bergsteigern nehme die Angst vor der Tiefe im Laufe der Jahre manchmal zu. Andererseits berichten sowohl Kletterlehrer als auch Gleitschirmflieger, dass die ihrer Sportart gemäße Konfrontation mit der Höhe bei der Überwindung der Angst hilft.

Experten verweisen generell auf die einfache Regel, sich an die Höhe zu gewöhnen, indem man sich ihr aussetzt. Beim weit verbreiteten Höhenschwindel wird empfohlen, kontrastreiche, feste Objekte im seitlichen Blickfeld zu suchen und beispielsweise das Fotografieren, den Blick durchs Fernglas oder das Betrachten sich bewegender Wolken zu vermeiden.

Zudem ist der Höhenschwindel im Stehen am stärksten, weshalb eine sitzende Position oder Haltepunkte helfen. An den Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel wird die Behandlung von verschiedenen spezifischen Phobien bereits seit längerem auch virtuell durchgeführt.

Erste Anlaufstellen für Hilfesuchende, die sich auf die vielerorts erhältlichen Ratgeber zur Selbsttherapie nicht verlassen wollen, sind beispielsweise die auf Behandlung von Angststörungen spezialisierte Christoph-Dornier-Stiftung (www.christoph-dornier-stiftung.de) oder die Deutsche Angst-Selbsthilfe DASH (www.panik-attacken.de).

© SZ vom 07.05.2009/mmk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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