Hinter den Filmkulissen:Freddy verleiht seine Stimme

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Die meisten Filme werden auf Englisch gedreht. Bei uns im Kino laufen sie trotzdem auf Deutsch. Dafür werden sie Satz für Satz neu eingesprochen. Zum Beispiel von Freddy, 10.

Interview von Alexa Hennig v. Lange

SZ: Freddy, wie bist du zum Synchronisieren gekommen?

Eine Bekannte von meiner Mama kennt Antonia. Die hat in Berlin die Agentur "Kinderstimme". Sie sucht Kinder, die auf Deutsch sagen, was Kinder in englischsprachigen Filmen sprechen. Da habe ich mich beworben.

Hast du schnell einen Auftrag bekommen ?

Ja, sofort nachdem mich Antonia aufgenommen hat. Ich finde es total super, in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen und mal jemand völlig anderes sein zu können. Zum Beispiel jemand, der frech ist oder total wütend.

Musst du fürs Synchronisieren manchmal in der Schule fehlen?

Nein, das darf ich nicht. Die Aufnahmen sind immer nach der Schule.

Welche Rolle hat dir besonders gut gefallen?

Meine erste. Ich war der Junge "Teddy" in einer amerikanischen Comedy-Serie. Darin geht es um einen Vater, der seine Kinder erziehen muss, während seine Frau zur Arbeit geht. Damit seine Kinder aufräumen und nicht die ganze Zeit im Internet daddeln, ändert er ständig das Passwort, und die Kinder regen sich natürlich ziemlich darüber auf. Die Serie fand ich witzig.

Fühlst du dich in deine Charaktere ein?

Manchmal mehr, manchmal weniger. Das hängt ganz davon ab, wie lang die Szenen sind. Ich habe mir auch schon ein paar Tricks zugelegt. Wenn ich fröhlich klingen soll zum Beispiel, stelle ich mir einfach vor, ich kriege ein Eis mit fünf Kugeln. Dann spreche ich automatisch ganz schön happy.

Musst du vorher den Text lernen?

Nee. Den kriege ich immer erst bei der Aufnahme. Satz für Satz. Zuerst gucke ich mir die Szene an, höre sie mir im englischen Original an. Der Regisseur gibt mir Tipps, wie ich es am besten mit der Betonung machen könnte und wie schnell oder langsam ich den Text sprechen muss, damit er genau zur Mundbewegung im Film passt. Dann übe ich ein bisschen, und wenn ich sage: "Ich bin bereit!", startet die Aufnahme.

Wie oft musst du einen Satz wiederholen, bis er sitzt?

Das hängt davon ab, wie streng der Regisseur ist und wie perfekt er seinen Film haben möchte. Längere Sätze muss ich natürlich häufiger wiederholen als nur ein "Ja!" oder ein "Hey!". Damit es echt klingt, versuche ich, meine Sätze meistens frei zu sprechen. Manchmal kommt es vor, dass ich denke: "Das sollte ich besser wiederholen!" Aber alle anderen sind schon längst zufrieden.

Was fällt dir leichter? Lachen oder weinen?

Weinen ist schwieriger. Lachen auf Kommando ist aber auch nicht leicht. Das geht manchmal besser, wenn ich gekitzelt werde.

Wer kitzelt dich da?

Meine kleine Schwester, wenn sie dabei ist. Oder jemand im Studio. Das klappt richtig gut.

Wie ist es für dich, einen fertigen Film anzusehen, wenn ein fremder Junge mit deiner Stimme spricht?

Zuerst erkenne ich oft meine Stimme gar nicht wieder. Die hört sich aufgenommen ganz anders an. Aber inzwischen habe ich mich an den Klang gewöhnt.

Wie ist es, Geld zu verdienen?

Mir geht's dabei eher um den Spaß als um das Geld. Das tue ich aufs Konto. Trotzdem freue ich mich natürlich, wenn ich was sehe, das mir gefällt und ich es kaufen kann. Zum Beispiel neue Kugellager für mein Skateboard.

Gibt es einen Charakter, den du gerne synchronisieren würdest?

Ja! Einen von den Minions. Das wäre schon sehr mein Wunsch!

© SZ vom 25.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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