Heirat am Schnapszahl-Datum:Bloß nicht am 8.8.08!

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Heute ist der Tag, an dem die Paare die Standesämter stürmen. Ein Beamter vom Fach rät jedoch genau davon ab.

Interview: Viktoria Weichselgartner

8.8.08 - das heißt, auf den Standesämtern werden wieder Sonderschichten eingelegt, da viele Paare an diesem Schnapstag heiraten wollen. Im sueddeutsche.de -Interview verrät Klaus Kaim, Vizepräsident des Bundesverbands der Standesbeamten und seit 20 Jahren Standesbeamter, warum man vielleicht doch lieber nicht am bevorstehenden "Schnapszahl-Datum" 8.8.08 heiraten sollte.

Soll man den Schritt ins Standesamt am Schnapszahl-Datum wagen? (Foto: Foto: photocase)

sueddeutsche.de: Wie viele "Schnapszahl-Paare" haben Sie schon getraut?

Klaus Kaim: Den 8.8.88 hatte ich verpasst, aber auch damals gab es ja schon diesen Rummel um das Datum mit der Acht. Den 9.9.99 habe ich dann in seinem vollen Ausmaß mitbekommen, da sind deutlich mehr Paare gekommen, um sich das Jawort zu geben. Am Freitag haben sich in meinem Standesamt in Hamm 37 Paare angemeldet, an einem normalen Freitag hätten wir nur so etwa zehn bis vierzehn heiratswillige Paare.

sueddeutsche.de: Warum heiraten Paare an diesem "Schnapszahl-Datum"?

Kaim: Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Die einen kommen und haben es sich lange überlegt. Deswegen kommen sie dann auch schon genau ein halbes Jahr vorher, um genau dieses Datum zu buchen, da eine Anmeldung für eine Eheschließung eben ein halbes Jahr lang gültig ist. Andererseits kommen aber auch Paare in letzter Minute. Manche wollen eben genau dieses besondere Datum für ihren besonderen Tag. Und deswegen werden Trauungen außerhalb der sonst üblichen Zeiten angeboten: Rund um die Uhr, selbst noch um Mitternacht, können Paare im Standesamt Hamm "Ja" sagen.

sueddeutsche.de: Stehen "Schnapszahl-Ehen" unter einem besonderen Stern?

Kaim: Ja, denn es gibt einen Unterschied im Vergleich zu Ehen, die an "normalen" Tagen geschlossen wurden. Nehmen wir nur mal den 9.9.99: Gerade die Eheleute, die es an dem Tag am eiligsten hatten, unter die Haube zu kommen, haben sich dann oft nach kurzer Zeit auch wieder scheiden lassen. Daran merkt man, dass dieses besondere Datum viele unüberlegt handeln lässt.

Daher würde ich allen kurzfristig entschlossenen Paaren auch raten, nicht am 8.8.08 zu heiraten - man will seinen Hochzeitstag doch in Ruhe und unter guten Vorzeichen begehen.

sueddeutsche.de: Vielleicht drängen die Frauen auf dieses Datum, damit die Männer sich in zehn Jahren noch an den Hochzeitstag erinnern?

Kaim: Warum Männer? Ich muss nun für die Ehrenrettung der Männer antreten. Meiner Erfahrung nach vergessen Frauen den Hochzeitstag genauso oft wie Männer, das ist nur ein gängiges Klischee vom Mann, der dauernd den Hochzeitstag vergisst. Aber abgesehen davon ist das natürlich ein wichtiger Grund, warum sich viele Paare für den 8.8.2008 als Hochzeitsdatum entscheiden. Aber die Gefahr dabei ist: Nun darf man es wirklich nicht mehr vergessen!

sueddeutsche.de: Und Sie selbst, erinnern Sie sich selbst immer an Ihren Hochzeitstag?

Kaim: Ja, natürlich! Ich habe meine Frau am 27.02.1970 geheiratet und habe keinen Hochzeitstag vergessen! Und darauf bin ich besonders stolz, weil es ja lange keine Computer gab wie heute, die einen an so einen wichtigen Tag erinnern.

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