Haute Couture in Paris:Valentinos langer Abschied

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Die letzte Prêt-à-Porter-Kollektion, die letzte Herren-Kollektion, und nun: die definitiv letzte Haute-Couture-Kollektion des italienischen Modeschöpfers Valentino Garavani.

Katharina Höller

"Rosso Valentino" - Das Rot des italienischen Modeschöpfers Valentino Garavani wurde weltberühmt. Er schuf eine ganz besonders glühende Mischung mit Orange-Anteil, die er selbst kurioser Weise zu den "Nicht-Farben" Schwarz und Weiß zählte. Diese Töne bevorzugte er, um seinen Entwürfen in femininer und eleganter Form noch mehr Wirkung zu verleihen.

"Rosso Valentino" - glühendes Rot war das Markenzeichen des Couturiers. (Foto: Foto: AFP)

Nachdem er erst im vergangenen Juli sein 45-jähriges Jubiläum als Designer feierte, präsentierte Valentino gestern im Rahmen der Pariser Haute-Couture-Schauen im Musée Rodin seine letzte Kollektion. Ein letztes Mal durften die Zuschauer schwelgen in romantischen Blütenträumen von Weiß über zartes Crème bis hin zu frühlingshaften Pastelltönen, die schwer an eine Generation von Damen erinnerten, der auch Audrey Hepburn angehörte.

Valentino Garavani gilt als Italiener der alten Schule. Er wusste schon früh um seine Bestimmung für die Modebranche. Bereits mit 17 Jahren gewann er ein Stipendium und konnte sich an der berühmten "École de la Chambre Syndicale de la Couture Parisienne" zum Modedesigner ausbilden lassen. Doch er kehrte zurück in die Heimat und gründete 1959 sein eigenes Atelier an der Via Condotti in Rom.

Seitdem verlief seine Karriere steil nach oben. Er gewandete die Damen Hollywoods in glamuröse Roben, allen voran Liz Taylor, die auf ihn aufmerksam wurde, als sie sich während des Drehs für den Film "Spartacus" in Rom aufhielt. Ihr folgten Stars wie Sarah Jessica Parker, Uma Thurman, Caroline von Monaco, Ornella Muti, Audrey Hepburn und Jackie Kennedy, für die er sogar ein Hochzeitskleid entwarf.

Nun hört der große Meister auf, solange der Applaus noch in seinen Ohren klingt. Er zieht sich zurück - auf dem Gipfel seines Erfolgs. "Die Mode, ich wiederhole es, ist verdorben", sagte er zur italienischen Zeitung La Stampa; "Es fehlt die Herausforderung, die Kreativität, die Fröhlichkeit." Diese kritischen Worte spricht er jedoch nicht ohne humorvollen Unterton: Er wolle in Zukunft gärtnern und sich um seine Rosen kümmern.

Doch nicht so schnell: Gestern warteten ihm ein letztes Mal Topmodels wie Claudia Schiffer und Eva Herzigova auf, als er - gerahmt von Models in roten Roben - über den Laufsteg schritt. Standing Ovations!

Seine letzte Kollektion bringt noch einmal alles auf einen Punkt, was den Stil Valentinos ausmacht: Klassik, Romantik, Drama - er lehrt die jungen Mädchen von heute, wie man wahrhaft würdevoll und elegant aussieht, ohne dabei den spielerischen und genüsslichen Teil der Mode zu vergessen. Kurzum: Valentino drückt sich klar aus, ohne seinen Namen in Stein zu meißeln.

Er hinterlässt Eindruck und dennoch Spielraum für seine Nachfolgerin Alessandra Facchinetti, die zuvor für Gucci tätig war und zukünftig als Designerin die Marke weiterentwickeln wird.

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