Gisele Bündchen:Gutmenschelndes Topmodel

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Die Brasilianerin nutzt ihre Popularität für den guten Zweck. Gisele Bündchen will den Regenwald, ihre Heimat und eigentlich die ganze Welt retten.

Christian Mayer

Auch Gisele Bündchen will jetzt die Erde retten, und zumindest kann sie bei diesem Versuch mit hoher Aufmerksamkeit rechnen. Das brasilianische Model hat gerade bei ihrem Berlin-Besuch gezeigt, wie geschickt sie ihr Engagement für die Umwelt mit eigenen Interessen verbindet.

Gisele Bündchen präsentiert in Berlin ihre Ipanema Sandalenkollektion G2B. Teile des Verkaufserlöses gehen an brasilianische Wasserschutzprojekte. (Foto: Foto: dpa)

Eigentlich ging es um die Präsentation von rutschfesten Kunststoff-Sandalen. Doch wenn Bündchen vor die Presse tritt, überschlagen sich die Berichterstatter. Auch weil sich die blonde Geschäftsfrau über viele Dinge auslässt, das Kondomverbot der katholischen Kirche etwa, den Klimawandel oder den Hunger in der Welt.

So auch in Berlin, wo sie nach einem Exkurs über ihre private Schuhsammlung gleich noch verriet, dass ein Teil der Einnahmen aus ihrer neuen Badeschlappen-Kollektion an die Umweltstiftung WWF fließen soll. Die Rettung des Amazonas liegt der Brasilianerin am Herzen.

Warum ausgerechnet Gisele Bündchen zur erfolgreichsten Vertreterin ihrer Branche geworden ist, darüber rätseln Glamourmagazine genauso wie Wirtschaftsblätter. Sie sieht sehr gut aus, sicher. Aber das allein wäre zu wenig, um auf ein geschätztes Jahreseinkommen von 22,5 Millionen Euro zu kommen. Auf dem Laufsteg und beim Shooting gilt sie als extrem geschmeidig.

Die 27-Jährige, die mit deutlichem Abstand zu Heidi Klum den ersten Platz in der Forbes-Liste der bestbezahlten Fotomodelle gerade wieder verteidigt hat, verfügt weder über eine neurotische Persönlichkeit wie ihre Kollegin Naomi Campbell noch über eine PR-trächtige Skandalgeschichte wie Kate Moss. Mit ihren 1,80 Metern fällt sie auf, ohne ausfallend zu werden; wenn sie mal auf hohen Stilettos strauchelt wie bei der Modewoche in Mailand, erhöht auch dieser winzige Fehltritt ihren Marktwert.

Eine Art Bono unter den Supermodels

Außerdem erreicht Bündchen, die auch noch auf eine fünfjährige Beziehung mit Hollywood-Schauspieler Leonardo Di Caprio verweisen kann, eine größere Zielgruppe als sämtliche Konkurrentinnen: In Südamerika ist sie so populär wie ein Fußballstar, in Europa und den USA liegt sie bei den Werbeverträgen ganz vorne. Inzwischen leiht sie ihr Gesicht so vielen Modemarken, dass sie beim Blick in den Spiegel gelegentlich selbst überlegen dürfte, für welchen Konzern sie gerade hergerichtet wird.

Gisele Caroline Nonnenmacher Bündchen lautet ihr voller Name, die Ur-Ur-Großeltern stammten aus Deutschland. Geboren wurde sie im ländlichen Horizonta in Rio Grande do Sul, dem südlichsten Bundesstaat Brasiliens. In einer Familie mit sechs Töchtern musste Gisele als Drittälteste die Kleider der älteren Mädchen tragen.

Profi-Volleyballerin wollte sie werden, bevor sie mit 13 in São Paulo von einem Modelagenten in einem Fastfood-Lokal entdeckt wurde - trotz ihrer schwarzen Schuluniform stach sie aus der Masse hervor, so will es die Legende. Es war ein langer Lauf bis in die Hochglanzwelt. In London und Mailand schaffte sie 1998 den Durchbruch, und seitdem vergeht keine Woche ohne Bündchen-Aufmachung am Kiosk.

Wenn sie jetzt noch als eine Art Bono unter den Supermodels den Amazonas rettet und als ökologisch korrekte Bloggerin für die Rechte der Indios eintritt, sind ihr weitere Schlagzeilen gewiss.

© SZ vom 05.05.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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