Gewichts-Probleme:"Mehr Langzeitstudien zu Übergewichts-Medikamenten notwendig"

Medizinische Mittel gegen Fettsucht helfen abzunehmen - doch britische Ärzte warnen, dass über mögliche Nebenwirkungen noch zu wenig bekannt ist.

Die Zahl der Übergewichtigen nimmt in den Industrieländern zu - und die Pharmaindustrie macht sich angesichts dieser Entwicklung Hoffnung auf einen Riesenmarkt für gewichtsreduzierende Medikamente.

Übergewicht ist weltweit ein Problem. (Foto: Foto: laif)

Doch nun fordern Ärzte im renommierten Medizinerfachblatt The Lancet, es müssten Langzeitstudien über die Wirkungen von Mitteln wie Xenical, Meridia oder Acomplia (das derzeit von der US-Zulassungsbehörde überprüft wird) stattfinden.

Schließlich müssten die Medikamente nicht nur zeigen, dass sie zu Gewichtsabnahmen führen. Darüber hinaus sei es notwendig zu beweisen, dass positive Effekte langfristig mögliche Risiken überwögen, schreiben die Ärzte Raj Padwal und Sumit Majumdar von der kanadischen Universität von Alberta in Edmonton.

So ist bekannt, dass Xenical bereits während kurzzeitiger Verwendung zu unerwünschten Nebenwirkungen im Verdauungstrakt führen kann, Meridia kann unter anderem den Blutdruck erhöhen. Auch gibt es offenbar Berichte über Stimmungsveränderungen im Zusammenhang mit der Einnahme von Acomplia.

Größere Sorge erfüllt die Fachleute allerdings die Langzeit-Wirkung der Mittel.

"Das Fehlen von Ergebnissen über ihre Wirkung auf Sterblichkeit und Herzkreislauf-Erkrankungen ist eine der größten Lücken", kritisieren die Mediziner. Darüber hinaus leide die Forschung an Medikamenten gegen Übergewicht daran, dass Teilnehmer häufig aus den Studien aussteigen.

Die Autoren des Lancet-Beitrags bestreiten nicht, dass gewichtsreduzierende Medikamente nützlich sein können, wenn eine Veränderung der Essgewohnheiten und mehr Bewegung bei krankhaftem Übergewicht nicht zu den gewünschten Ergebnissen führen.

Die Entwicklung von "wirksamen und gefahrlosen Medikamenten" müsse aber Vorrang haben.

Weltweit werden rund 300 Millionen Menschen als fettleibig eingestuft, 800 Millionen weitere haben Übergewicht.

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