Gebräuchliche Impfungen:Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME)-Impfung

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Inge Smolek

Die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) wird von Zecken übertragen. Die Grundimmunisierung erfolgt durch zwei Injektionen im Abstand von vier Wochen und einer dritten Impfung nach 9 bis 12 Monaten. Der Impfschutz ist zwei Wochen nach der zweiten Teilimpfung gegeben. Die Schutzrate wird nach der zweiten Impfung mit 95 Prozent, nach der dritten mit nahezu 100 Prozent angegeben. Die erste Auffrischung wird nach drei Jahren, danach Auffrischungsimpfungen alle 5 Jahre empfohlen. Ab dem 60. Lebensjahr werden wieder Auffrischungsimpfungen alle drei Jahre empfohlen. Es ist auch möglich, sich seinen persönlichen Immunstatus feststellen zu lassen. Nach dem Ergebnis kann ermittelt werden, wann die nächste Auffrischung nötig ist.

Erreger und Krankheitsbild

Die Erreger der FSME sind Viren der Familie Flaviviridae. Ihr natürliches Reservoir sind vor allem Mäuse, aber auch andere Wildtiere. Das Vorkommen der Viren begrenzt sich auf relativ eng begrenzte Naturherde.

Krankheitsüberträger Zecken

Die FSME wird von Zecken übertragen. Zecken durchlaufen drei Lebensstadien: Aus den zwei bis dreitausend Eiern, die ein erwachsenes Weibchen legt, schlüpfen Larven, die im Laub auf ihre Wirte lauern. Vor allem sind dies Mäuse, Igel, Reptilien und Vögel. Nach der ersten Blutmahlzeit verpuppen sich die Larven und aus ihnen schlüpfen die Nymphen. Dieses mittlere Stadium ist nun schon für den Menschen gefährlich. Denn wenn eine Larve an einer virenverseuchten Maus gesaugt hat, so ist sie nun potenzielle Überträgerin der FSME-Viren.

In gleichem Maße gilt dies auch für das dritte Zeckenstadium, die erwachsenen Tiere. Nymphen sind aber wesentlich gefährlicher, weil sie wegen ihrer Kleinheit häufig nicht wahrgenommen werden. Je früher die Zecke entfernt wird, desto eher kann eine Übertragung der Viren vermieden werden. Da die FSME Viren in den Speicheldrüsen der Zecken sitzen und nicht im Mitteldarm wie die Erreger anderer Zeckenkrankheiten (z. B: Borreliose), ist die Gefahr einer frühzeitigen Ansteckung bei der FSME jedoch in jedem Fall höher. Dafür ist die Durchseuchung der Zecken mit weniger als ein Prozent in den Endemiegebieten jedoch wesentlich niedriger als beispielsweise bei der Borreliose mit Durchseuchungen von bis zu 50 Prozent in vielen Gebieten Europas.

Zecken benötigen zu ihrem Vorkommen hohe Luftfeuchtigkeit und gemäßigte Temperaturen. Über 1500 Meter kommen Zecken kaum vor. Gefährdet sind vor allem feuchte Aulandschaften und unterholzreiche Laub- und Mischwälder.

Wenn ein Zeckenstich passiert, ist dies noch lange kein Grund für Panik. Die Zecke sollte jedenfalls so schnell wie möglich entfernt werden. Das geschieht am besten, indem man sie an der Stichstelle mit einer Nadel oder einem Taschenmesser aushebelt, oder indem man sie mit einer spitzen Pinzette so weit vorne wie möglich an den Mundwerkzeugen fasst und gerade herauszieht. Falls der Zeckenkopf mit den Stichwerkzeugen bei der Entfernung abreißt, so ist dies kein Problem. Er erhöht das Krankheits-Risiko nicht und wird vom Körper bald über eine lokale Entzündungsreaktion ausgeschieden.

Krankheitsverlauf

Die Infektion selbst wird meist nicht bemerkt. Die Krankheit tritt dann in zwei Phasen auf: Zunächst kommt es nach 5 - 14 Tagen zu grippeähnlichen Symptomen mit Gliederschmerzen, Fieber und Kopfschmerzen.

Für 90 Prozent aller Betroffenen ist damit die Krankheit überstanden. Die anderen erleben eine Woche später eine hochfieberhafte Erkrankung, die meist auch Gehirn und Nervensystem mit einbezieht. Gehirnentzündung, Gehirnhautentzündung, Lähmungen können die Folge sein. Bei Kindern werden bei schweren Verlaufsformen meist Gehirnentzündungen beobachtet.

Meist ist die Prognose günstig und die Lähmungen und Sensibilitätsstörungen bilden sich im Lauf einiger Monate zurück. Etwa 10 Prozent der Betroffenen behält jedoch irreparable Restschäden. Die Sterblichkeit liegt bei den schweren Verlaufsformen bei einem Prozent.

Wirkprinzip der Impfung

Passive Impfung Weil nach der passiven Impfung mit FSME-Immunglobulin schwere Krankheitsverläufe beobachtet wurden und die Schutzwirkung nicht bewiesen ist, wird die passive Impfung heute nicht mehr verabreicht.

Aktive Impfung Die Impfstoffe der verschiedenen Hersteller enthalten FSME-Viren, die auf Hühnereiweiß vermehrt und nach sorgfältiger Reinigung mit Formaldehyd abgetötet wurden. Als Hilfsstoff (Adjuvans) wird Aluminiumhydroxid beigegeben. Bestrebungen, die problematische Quecksilberverbindung Thiomersal als Konservierungsmittel zu ersetzen, sind noch nicht bei allen Herstellern umgesetzt. Dasselbe gilt für Humanalbumin, das als Stabilisator dient. Das zur Virusinaktivierung benötigte Formaldehyd und Antibiotika wie Neomycin, Gentamycin oder Chlortetracyclin sind in Spuren enthalten. Die Grundimmunisierung erfolgt durch zwei Injektionen im Abstand von 2 bis 4 Wochen und einer dritten Impfung nach 9 bis 12 Monaten. Der Impfschutz ist zwei Wochen nach der zweiten Teilimpfung gegeben. Die Schutzrate wird nach der zweiten Impfung mit 95 Prozent, nach der dritten mit nahezu 100 Prozent angegeben. Auffrischungen werden von den Herstellern nach fünf Jahren empfohlen. Bei älteren Menschen ab 60 Jahren ist ein Drei-Jahres-Rhythmus nötig.

Die Ständige Impfkommission Deutschlands (STIKO) empfiehlt die FSME-Impfung bei längeren Aufenthalten in Endemiegebieten als Reiseimpfung und für Sonderfälle. Kinder unter drei Jahren werden laut Empfehlung der STIKO nur nach besonders sorgfältiger Indikationsstellung geimpft. In Österreich wird die FSME Impfung für Bewohner gefährdeter Gebiete empfohlen. Für Kinder wird die Impfung bei Indikation ab dem vollendeten 12. Lebensmonat empfohlen. Es gibt kein Bundesland, das FSME-frei wäre. Durch die hohe Durchimpfungsrate konnte die Zahl der FSME-Fälle deutlich reduziert werden.

Gegenanzeigen, Nebenwirkungen

Leichte lokale Entzündungen mit Reaktion in naheliegenden Lymphknoten können so wie bei allen Impfstoffen, die ein Adjuvans verwenden, als Nebenwirkung auftreten. Allgemeinreaktionen treten vor allem nach der ersten Impfung auf. Sie sind recht selten und bestehen in Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Nervenentzündungen wurden in sehr seltenen Fällen beobachtet.

Experten: Univ. Prof. Dr. med. Herwig Kollaritsch (Tropenmedizin, Reisemedizin, Impfwesen), Dr. med. Gert Vetter (Allgemeinmedizin)

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