Filmpremiere:Träum schön

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Wer sich ein bisschen für das schämt, was er später mal werden will (vielleicht weil es einem keiner zutraut), der sollte sich den Film "Ballerina" unbedingt anschauen. Denn der sagt: Glaub an deine Träume.

Von Rainer Gansera

Die zwölfjährige Félicie ist wie ein Wirbelwind. Ihre Füße wollen immerzu hüpfen und springen. Wenn sie tanzt, ist sie glücklich. Und das tut sie. Ihr Abenteuer, das der französische 3-D-Animationsfilm "Ballerina" mit funkelndem Witz erzählt, beginnt in einem Waisenhaus irgendwo in der Provinz. Dort muss der griesgrämige Hausmeister, der gerade die Kinder zusammentrommelt, wieder einmal nach Félicie suchen. Wo steckt sie nur? Als er sie entdeckt, stockt ihm der Atem: Munter tanzt sie über den steilen Dachgiebel des alten Hauses.

Félicie hat hübsche Sommersprossen und einen großen Traum. Sie will Tänzerin werden. Eine richtige Ballerina mit Tütü-Röckchen, rasanten Pirouetten auf Spitze und der bejubelten Hauptrolle als "Schwanensee"-Prinzessin in der Pariser Oper. Im Waisenhaus glaubt nur einer an sie, ihr gleichaltriger Freund Victor, der selbst davon träumt, ein grandioser Erfinder zu werden. Die zwei Waisenkinder passen gut zusammen, beide wollen schweben, Victor mit seinem kuriosen "Hühnerflügel"-Fluggerät, Félicie als Tänzerin.

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(Foto: Mitico - Gaumont)

Kopfüber und ganz schön hoch oben: Der Erfinder Victor nimmt seine Freundin Félicie mit auf einen Ausflug über die Dächer von Paris.

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(Foto: Mitico - Gaumont)

Die Pariser Oper ist das Ziel von Waisenkind Félicie. "Ballerina" ist ab 12. Januar im Kino zu sehen.

Und genau darum geht es. Darum, auch wenn alle rundherum zweifelnd den Kopf schütteln, auf den eigenen Traum zu setzen. Das, was einem wichtig ist, ernst zu nehmen. Gemeinsam entfliehen Félicie und Victor dem Waisenhaus und landen in der Lichterstadt Paris, die sie mit großen, staunenden Augen erkunden. Wer seinen Träumen nachjagt, dem öffnet sich die Welt wie ein Zauberreich. Paris erscheint wie ein Traum, und weil wir uns im Jahr 1887 befinden, wird dort die kühne Stahlkonstruktion des Eiffelturms gerade erst aufgebaut. Die französische Metropole blüht auf, das Talent von Félicie auch.

Sie setzt alles daran, die Aufnahmeprüfung an der Elite-Ballettschule der Oper zu bestehen und die Anerkennung des strengen Ballettmeisters zu bekommen. Aber sie macht das immer mit einem Augenzwinkern. Wenn sie einen Sprung verstolpert, kann sie über sich lachen. Sie will nicht so verbiestert sein wie ihre ärgste Konkurrentin Camille, die von ihrer Mutter auf Perfektion getrimmt wird und keine wirkliche Freude am Tanzen hat.

Félicie meistert schwierige Sprünge und erlernt in sieben Tagen, wofür sie in Wirklichkeit vielleicht sieben Jahre brauchen würde. So stürmt die Geschichte voran: übermütig, märchenhaft, wie mit Siebenmeilenstiefeln, damit das Waisenmädchen vom Land den prächtigen Palast der Pariser Oper als Ballerina erobern kann. Träume lohnen sich.

© SZ vom 07.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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