Feinschmecker im All:Sternemenüs für Astronauten

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Auf dem Weg ins All soll man nicht darben, muss sich die Esa gedacht haben. Und engagierte Spitzenkoch Harald Wohlfahrt, der nun weltalltaugliche Konserven-Kost entwickelt.

Patricia Bröhm

Die Konservendose ist nicht gerade Harald Wohlfahrts Lieblingsmedium. Aber dann fragte im vergangenen Herbst die europäische Raumfahrtbehörde Esa bei Deutschlands bestem Küchenchef an, ob er sich vorstellen könne, Astronautenkost zu entwickeln. Ein Drei-Sterne-Menü, das in der Dose mit ins All geschossen wird? Nachdem Wohlfahrt probehalber eine Portion russische Raumfahrerkost degustiert hatte, machte er sich an die Arbeit: "Die Astronauten haben mir leid getan. Das war Katzenfutter."

Ob bei Sandwiches oder neuerdings auch der Sterneküche: In einer Raumfähre gehen die Tischmanieren zwangsläufig über Bord. (Foto: Foto: Getty Images)

Bei der Entwicklung sah sich der Küchenchef der Schwarzwaldstube im Hotel Traube Tonbach in Baiersbronn vor neue Herausforderungen gestellt. Ein Drei-Gänge-Menü, das außerhalb der Erdumlaufbahn serviert werden soll, muss strengen Kriterien und hohen Sicherheitsstandards genügen.

Absolute Keimfreiheit ist oberstes Gebot, zudem sollten die Speisen viel stärker gewürzt werden, denn im All sind alle Geschmacksempfindungen reduziert. Zwiebelgewächse sind verpönt - wegen unerwünschter körperlicher Reaktionen. Und raffinierte Saucen könnten zur Katastrophe führen, sollten sie verschüttet werden und in die Elektronik geraten.

Deshalb muss jede Flüssigkeit so weit abgedickt werden, dass sie sich garantiert nicht mehr in ihren ursprünglichen Aggregatzustand zurückverwandeln kann. Das Kompott vom Kalbsbäckchen mit Gemüse in Balsamico-Sauce und weißem Bohnenpüree, das Wohlfahrt den Astronauten als Hauptgang serviert, kam als solide Masse in die Dose.

Kartoffelsuppe im Kosmos

Pillen- und Tubennahrung kommen entgegen landläufiger Vorstellungen im All nicht auf den Tisch. Weil der Körper einen schnelleren Alterungsprozess durchläuft und auch der Abbau der Muskelmasse beschleunigt wird, ist eine vollwertige Ernährung mit 2500 Kalorien pro Tag sogar besonders wichtig. Im Laufe diesen Jahres soll das Wohlfahrt-Menü erstmals in der Internationalen Raumstation ISS serviert werden. Eine nette Geste der Esa, die sich schon länger um das kulinarische Wohl ihrer Astronauten sorgt - und auch schon den französischen Über-Koch Alain Ducasse mit der Entwicklung sterneverdächtiger Kost für Raumfahrer beauftragt hatte.

Doch die Überlegungen gehen noch weiter: Während heute die gesamte Nahrung für Raumfahrer von der Erde mitgebracht wird, wäre das bei zukünftigen Mars-Missionen nicht denkbar. Deshalb laufen bei der Europäischen Raumfahrtagentur bereits Forschungen, wie man auf dem Mars Basiszutaten wie Reis, Soja, Kartoffeln und Weizen anbauen könnte. Vorerst aber bleiben die Astronauten kulinarisch der Erde verbunden und dürfen sich schon auf eine Schwäbische Kartoffelsuppe mit Majoran und gerösteter Blutwurst freuen, die Wohlfahrt als Vorspeise serviert. Nur auf ein Glas Wein dazu müssen sie verzichten. Stattdessen gibt es gefriergetrocknete Fruchtsäfte, die mit dem Strohhalm aus einer Folienflasche gesaugt werden.

© SZ vom 5.3.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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