Erkältungen im Herbst und Winter:Hals und Rachen schützen

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Erkältungen gehören zur kalten Jahreszeit dazu. Aber Sie sind Viren und Bakterien nicht wehrlos ausgeliefert, erklärt Dr. Günter Gerhardt

Dr. Günter Gerhardt

Morgens beim Betreten der Praxis sind sie jetzt wieder da, die typischen Geräusche aus dem Wartezimmer: Niesen, Husten, Schniefen. Im Sprechzimmer folgt dann das berühmte Sagen Sie mal A! oder Tief einatmen, ausatmen, Luft anhalten, husten Sie mal ! Mit anderen Worten: Die erste Erkältungswelle hat uns erreicht. Davon betroffen sind vor allem die Atemwege.

Es wird kalt. (Foto: Foto: irisblende)

Harmloser Husten oder doch Bronchitis?

Deswegen schaut sich der Arzt zunächst genau den Nasen-Rachen-Raum an und begutachtet dabei natürlich auch den Zustand der Mandeln. Beim anschließenden Abhören der Lunge verschafft er sich dann einen Eindruck davon, welchen Schweregrad die Erkältung hat: Ist es nur eine Rachenentzündung, sind es vereiterte Mandeln, ein harmloser Husten oder eine Bronchitis?

Normalerweise ist Atmen etwas, was uns gar nicht auffällt. Es atmet uns eben, und erst dann, wenn die Atmung erschwert ist, schmerzt oder Schleim abgehustet werden muss, bemerkt man, wie oft man ein- und ausatmet. Sind es im Frühling und Sommer die Pollen, die so manchen Atemwegen zu schaffen machen, so sind es in den Wintermonaten die Krankheitserreger Viren, Bakterien, Pilze. Menschen, die zu Asthma oder chronisch-obstruktiver Bronchitis (COPD) neigen, macht schon allein das Einatmen von kalter Luft zu schaffen.

Aber auch Gesunden kann diese kalte Luft schaden: man erkältet sich. Dabei passiert Folgendes: Die Blutgefäße im Nasen-Rachen-Raum stellen sich, damit es nicht zu einer Abkühlung des Blutes kommt, eng damit wird aber die Durchblutung gedrosselt. Wenig Blut bedeutet aber auch wenige weiße Blutkörperchen, die Abwehrtruppen unseres Körpers. Dann haben Krankheitserreger leichteres Spiel.

Bei abgehärteten Menschen dagegen, die sich regelmäßig Wind und Wetter aussetzen, morgens nach der warmen Dusche kurz kalt duschen oder regelmäßig in die Sauna gehen, ist die Muskulatur in den Blutgefäßen so trainiert, dass die Engstellung nicht so stark ausfällt und sie sich schnell wieder weit stellen, sodass Krankheitserreger von den Abwehrtruppen rasch abgefangen werden. Dass diese Stärkung des Immunsystems durch regelmäßige Abhärtung beispielsweise durch Kneippen funktioniert, haben entsprechende wissenschaftliche Studien klar bewiesen.

Das Einatmen der kalten Luft findet auch dann nicht in dem Ausmaß statt, wenn durch die Nase eingeatmet wird, da dann die Luft angewärmt und angefeuchtet wird. Auch ein um den Kopf und über den Mund gewickelter Schal wärmt gerade bei Anstrengungen an der frischen Luft wie z.B. beim Joggen oder strammen Spazierengehen die Luft an.

Nasendusche in den Monaten mit "r"

Vorbeugend oder auch als Eigenbehandlung empfehle ich meinen Patienten außerdem immer gerne die Nasendusche mit einer Salzlösung morgens und abends, vor allem in den Monaten mit r, also von September bis April. Die Salzlösung macht die Schleimhäute stark gegen die Krankheitserreger bzw. spült sie auch heraus. Heuschnupflern empfehle ich diese Behandlung übrigens ganzjährig, da die Pollen auch mit herausgespült werden. An Selbstmedikation auch zu empfehlen sind die Vitamine A, C und E in Form von frischem Obst und Gemüse oder auch als ergänzende Vitaminpräparate, da sie übrigens genauso wie Zink und Selen unser Abwehrsystem stärken. Zur Stärkung gehören aber auch regelmäßige Ruhephasen, sprich Entspannungszeiten am Tage und ausreichender Nachtschlaf, da unser Immunsystem in Ruhephasen besonders gut arbeitet.

Wenn das leichte Fieber doch noch steigt

Trotzdem sind harmlose Erkältungen nicht zu vermeiden. Dabei ist es dann ganz wichtig zu wissen, wann die Selbstmedikation mit Schmerztabletten, Schleimlösern und heißen Bädern aufhört und durch den Arztbesuch ersetzt werden muss. Das sollte immer dann geschehen, wenn anfänglich leichtes Fieber steigt oder die Beschwerden in den ersten drei Tagen beständig zunehmen.

Seit Einführung der 10 Euro Praxisgebühr mache ich leider immer wieder die Erfahrung, dass nicht allein die Schwere der Erkrankung ausschlaggebend für den Arztbesuch ist, sondern der Kalender mitentscheidet. So retten sich viele Patienten mit einer Erkältung in das nächste Quartal, um die 10 Euro zu sparen. Dann aber stelle ich oft eine schwere Bronchitis mit einer Lungenbeteiligung fest, sodass wirklich schwerere Geschütze, sprich Antibiotika aufgefahren werden müssen. Auch müssen oft weitere diagnostische Schritte eingeleitet werden wie Röntgenaufnahmen von Lunge und Nasennebenhöhlen und der Patient muss krankgeschrieben werden. Dadurch steigen nicht nur die Kosten der Erkrankung enorm, sondern der Betroffene leidet oft auch noch unter der Angst, Probleme am Arbeitsplatz zu bekommen.

Auch die Grippeschutzimpfung darf nicht vergessen werden, und zwar für Menschen über 60, chronisch Kranke und Menschen, die viel Kontakt mit anderen Menschen haben, also Schüler, Busfahrer, Krankenschwestern, Lehrer, Ärzte usw. Da ältere Menschen meist ein schlechter funktionierendes Immunsystem haben, gibt es für sie einen speziellen Impfstoff, der einen Wirkverstärker enthält. Mit Grippeschutzimpfung, regelmäßigen Ruhephasen, vitaminreicher Ernährung, sinnvoller Selbstmedikation und im Falle eines Falles dem rechtzeitigen Arztbesuch sollten Sie mit Sicherheit gut durch den Winter 2006/2007 kommen!

© Quelle: www.medical-tribune.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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