Eine Frau, ein Buch (6):Karriere mal anders

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Frauen wollen Karriere machen. Während die einen aber von einer Boutique träumen, wollen die anderen lieber zur Bundeswehr. Ein ultimatives Buch weiß Rat.

EINEN VORTRAG HALTEN

Einen Vortrag halten will gelernt sein. Sicheres Auftreten und eine gute Struktur können helfen. (Foto: Foto: istock)

Einen Vortrag halten zu müssen macht viele Frauen mehr als nur nervös. Sie werden von Lampenfieber und Versagensängsten gepackt. Auch Männer bleiben vom Lampenfieber nicht verschont, aber die unglaubliche Fülle an Rhetorikkursen nur für Frauen lässt befürchten, dass Frauen stärker mit sich hadern, wenn es darum geht, vor großem Publikum zu sprechen. Sonst würde es diese Art von Kursen wohl auch speziell fürMänner geben.

Vielleicht wird aber nur davon ausgegangen, dass bei Rhetorikseminaren für "TopManager" die Männer zwangsläufig unter sich sind. Wer wirklich vor jedem Auftritt von Panik geschüttelt wird, sollte in Erwägung ziehen, ein derartiges Seminar zu besuchen, denn so ein zwanghafter Leidensdruck muss nicht sein und kann regelrecht verlernt werden.

Für alle anderen reicht es, sich ein paar kleine Tricks zurechtzulegen, dann verschwindet das Lampenfieber, wenn Sie Ihren Vortrag begonnen haben, nach kurzer Zeit ganz von selbst.

Die Vorbereitung

Lampenfieber ist keine Angst vor einer konkreten Bedrohung (vgl. Kapitel Die Frau zu Hause, Rubrik Gelassen mit Spinnen umgehen), sondern die Angst vor einer Möglichkeit, nämlich der Möglichkeit zu versagen. Führen Sie sich vor Augen, dass dieseMöglichkeit von Ihnen gesteuert werden kann.

Konkret heißt das, je besser Sie vorbereitet sind und je mehr Sie Ihr Thema beherrschen, desto weniger kann Ihnen passieren. In der Vorbereitung steckt die meiste Arbeit und je gewissenhafter Sie sich in Ihr Thema vertiefen, desto mehr werden Sie auf festem Boden stehen. Hier ist Fleißarbeit gefragt.

Wenn Sie sich immer noch nicht sicher fühlen, üben Sie Ihren Vortrag, am besten vor Freunden als Publikum oder üben Sie vor dem Spiegel. Das alles klingt wahnsinnig zeitaufwendig und das ist es auch, aber je öfter Sie erfolgreich vor Publikum sprechen, desto weniger Trockenübungen werden Sie brauchen. Auf die gute Vorbereitung sollten Sie aber auch nicht verzichten, wenn Sie im Laufe Ihrer Karriere vor Selbstsicherheit platzen.

Der grosse Tag

Manche Redner schwören darauf, am Tag ihres Auftritts Ihren Vortrag als Erstes den 38 Strahlen ihrer Dusche zu erzählen. Die Belohnung ist, wenn man so will, ein garantiert rauschender Beifall. Derartig bestärkt, sollten Sie sich nun Ihrem äußeren Erscheinungsbild widmen. Kleiden Sie sich so, dass Sie sich gut fühlen, gut aussehen und bequem stehen können.

Wenn Sie jetzt in den Spiegel gucken, sollten Sie mehr als nur zufrieden, sondern vielmehr gut gelaunt sein. Sorgen Sie dafür, dass Sie den Raum, in dem Sie den Vortrag halten werden, in Augenschein nehmen können, einen Blick auf die Sitzverteilung werfen und überprüfen können, ob die Technik funktioniert. Es ist ganz wichtig, dass für Sie entweder ein Tisch oder ein Rednerpult bereitgestellt ist.

Selbst wenn Sie Ihren Vortrag frei halten müssen, sind Sie noch lange kein Freiwild, das hilflos versuchen muss, seine Hände zu verstecken. Sie sind auch kein kleines Mädchen, das vor versammelter Klasse ein auswendig gelerntes Gedicht vortragen muss.

Reden und Reden lassen

Überlegen Sie vorher, wie Sie Ihren Vortrag strukturieren möchten. Am einfachsten ist es, wenn Sie ihn durchgängig halten und danach Fragen aus dem Publikum beantworten. In Seminaren oder bei Kundenpräsentationen im kleinen Kreis können Sie Ihren Vortrag auch dialogischer gestalten.

Bevor Sie ins Thema einsteigen, geben Sie einen kurzen Abriss über die Struktur Ihres Vortrags. Hier können Sie auch anmerken, an welchen Stellen sich eventuelle Fragen am besten einfügen würden. Am Anfang empfiehlt es sich, eher kurze und einfache Sätze zu verwenden. So kommen Sie gut in die Thematik, ohne Gefahr zu laufen, sich zu verheddern. Idealerweise haben Sie Ihren Vortrag nicht auswendig gelernt und Sie lesen Ihre Rede auch nicht Wort für Wort ab.

Entweder haben Sie Karten dabei, die Ihre Stichwortgeber sind oder Sie haben eine Powerpoint-Präsentation erarbeitet, die auf eine Leinwand projiziert wird. Sie können dann entweder Ihre Präsentation an dem vor Ihnen aufgeklappten Rechner verfolgen oder zwischendurch kurz einen Seitenblick auf die Leinwand werfen. Sie sollten dem Publikum aber nie den Rücken zukehren. Wenn Sie Freunde oder Bekannte dabeihaben, setzen Sie sie in die erste Reihe und halten Sie Augenkontakt.

Tun Sie so, als ob Sie den Vortrag nur für sie halten würden. Sie werden sehen, die 2998 anderen Menschen im Raum verschwinden nach und nach aus Ihrer Wahrnehmung. Wenn Sie keine Freunde dabeihaben, suchen Sie sich ein paar unbekannte Gesichter heraus, die Ihnen sympathisch sind und halten Sie den Vortrag nur für die.

Aussetzer

Ein Aussetzer ist nicht schlimm. Sammeln Sie sich, werfen Sie einen Blick auf Ihre Karten, spulen Sie wenn nötig noch mal zurück und setzen Sie neu an. Schlimm ist, wenn Sie sich für Ihren Aussetzer schämen und verlegen werden und mit hochrotem Kopf rumstottern. Gar nicht schlimm ist es, wenn Sie sagen, dass Sie kurzfristig den Faden verloren haben und sich kurz sammeln müssen.

Gruselige Querulanten

Wenn Leute nach Ihrem Vortrag viele Fragen stellen, dürfen Sie sich freuen. Das bedeutet nämlich nicht, dass die Zuhörer Ihren Vortrag nicht verstanden haben oder kritisieren, sondern dass Sie ihr Interesse geweckt haben. Ganz auf Nummer sicher gehen Sie, wenn Sie versuchen, in der Vorbereitung die Fragen zu antizipieren.Wenn Sie einen besonders kontroversen Standpunkt einnehmen wollen, sehen Sie zu, dass Ihre Argumente stichhaltig sind. Das ist nicht kontrollfreakig, sondern ebenfalls gründlich, und Gründlichkeit ist die strenge Mutter aller erfolgreichen Vorträge.

Leider sind nicht alle Fragen und Redebeiträge nach einem Vortrag konstruktiv. Die Typologie des gruseligen Querulanten reicht vom gebeutelten Menschen, der die Chance nutzt, von seinem persönlichen, schweren Schicksal zu erzählen, über den Hobby-Weltrevolutionär bis zum eifersüchtigen Konkurrenten, der seine Felle davonschwimmen sieht. Der gruselige Querulant möchte in jedem Fall nicht in den Dialog treten, sondern monologisieren oder blockieren. Das Wichtigste ist in solchen Fällen, auf gar keinen Fall unhöflich zu werden, und, auch wenn Sie persönlich angegriffen werden, sich distanziert zu wehren. Mit einem Lächeln und mit Freundlichkeit nehmen Sie vielen Querschießern sofort den Wind aus den Segeln.

Bedanken Sie sich für den wertvollen Beitrag und bieten Sie ihm an, aufgrund von Zeitmangel und im Sinne des weiteren Veranstaltungsverlaufs, sein Anliegen gerne im Anschluss noch persönlich ausgiebig zu erörtern. Sie werden sehen, mit der Zeit werden Sie Meisterin darin werden, Nervensägen auszubremsen, und Sie werden Ihr diebisches Vergnügen daran haben.

Wenn Sie auf eine Frage keine Antwort wissen sollten, sagen Sie genau das - und woran es liegt, dass eine Antwort in diesem Fall noch nicht vorliegt. Wenn der Zuhörer einen völlig neuen Aspekt in die Diskussion wirft, freuen Sie sich. Sie haben etwas dazugelernt und können beim nächsten Mal die Frage mit in Ihre Präsentation einbeziehen.

Training für Fortgeschrittene

Ein erfolgreicher Vortrag beflügelt und macht selbstbewusst. Derartig beschwingt, dürfen Sie sich gerne belohnen. Wenn Sie weiter an Ihren Auftritten feilen wollen, können Sie das auf vielerlei Weise tun. Sie können an Ihrer Körpersprache, Ihrer Stimme, Ihrem Auftritt, Ihrer Atmung und an Ihrem Aussehen unermüdlich bis zur Perfektion weiterarbeiten. Das anfängliche Lampenfieber wird schrumpfen, ganz verschwinden wird es vermutlich nie, aber das erleben Sie irgendwann eher als Extrakick, denn Sie sind ja jetzt Evita Perón und Hillary Clinton in Personalunion.

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EINE BOUTIQUE ERÖFFNEN

Boutique-Besitzer haben es nicht leicht, zwischen Modenschauen und Katalogen, müssen auch Bilanzen erstellt werden. (Foto: Foto: istock)

Fast jede Frau, die in Stilfragen etwas auf sich hält und sich für Mode interessiert, hat schon einmal in Gedanken durchgespielt, wie es wäre, eine eigene Boutique zu eröffnen. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. In vielen Städten gibt es nur noch große Modeketten und Kaufhäuser, die die immer gleichen abgekupferten Billigmodelle verkaufen. Eine inhabergeführte Boutique mit individuellen Einzelstücken wäre hier etwas Besonderes.

Andere Frauen fühlen sich auf einerMission. Sie wollen den Rest der weiblichenWelt am eigenen, wegweisenden Geschmack teilhaben lassen. Und dann gibt es die Frauen, die glauben, dass sie sich mit der Eröffnung einer Boutique die Welt des Glamours und des guten Geschmacks frei Haus holen: Endlich die tollsten Fummel zum Einkaufspreis (also quasi umsonst), zweimal im Jahr Geschäftsreisen in die coolsten Modemetropolen der Welt und, ganz nebenbei, auch noch gutes Geld verdienen, indem man andere Frauen glücklich macht.

Denken Sie gut nach

All diese Gründe mögen auch Ihnen auf den ersten Blick plausibel erscheinen. Die Wirklichkeit ist jedoch kein Pariser Hochglanzmagazin. Könnte es sein, dass sich die Fußgängerzonen mittelgroßer deutscher Städte gleichen wie eine Ödnis der nächsten, weil die überwiegende Mehrheit der Käuferinnen sich mit dem Kauf einer Kopie der Kopie der aktuellen Trends zufrieden gibt?

Mehr noch, dass sie es als Affront empfindet, wenn jemand für ein Kleidungsstück mehr verlangt als für die Tankfüllung ihres Autos? Und nur weil die konservative Klavierlehrerin Ihres Sohnes Ihnen regelmäßig ob Ihres flamboyanten Kleidungsstils Komplimente macht, heißt das noch lange nicht, dass sie auch so herumlaufen möchte wie Sie und eine ihrer Stammkundinnen wird.

Das Konzept

Die Chancen stehen gut, dass Sie, wenn Sie ausschließlich Kleidungsstücke einkaufen, die Sie auch gerne besitzen würden, nach einer oder zwei Saisons pleite sind. Verwechseln Sie nicht Ihren Geschmack und Ihre modischen Sehnsüchte mit denen Ihrer Kundinnen. Auf der anderen Seite muss Ihre Boutique in Stilfragen Ihre persönliche Handschrift tragen. Am besten Sie mischen das Sortiment, so gut es geht, und achten dabei dennoch auf eine klare Linie.

Konkret heißt das, dass Sie sich in Ihre Kundinnen hineinversetzen und Ihnen eine Mischung aus einfachen Klassikern und ausgefalleneren Teilen - wie zum Beispiel Kleider eines japanischen Nachwuchsdesigners - anbieten. Trotz aller Ambitionen werden Sie mit derlei Hinguckern, die wichtig für das Profil Ihres Ladens sind, kaum Geld verdienen. Mischen Sie außerdem die Preisstruktur Ihres Angebots.

Nicht jede Kundin möchte bei jedem Besuch fünfhundert Euro für den dernier cri bei Ihnen lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie aber mehrmals hintereinander hundert Euro für einen Schal, eine Bluse oder einen Gürtel ausgibt, ist ungleich höher.

Die Lage

Wenn Sie wunderschöne, günstige Räume gefunden haben, aber in der Gegend nur Rentner wohnen, lassen Sie die Finger davon. Was nützt Ihnen der schönste Laden, wenn es niemanden in Ihrer direkten Umgebung interessiert, dass es ihn gibt und die Kundinnen zum Shoppen ans andere Ende der Stadt fahren. Vielleicht haben Sie ein Gespür dafür, durch welche Stadtteile die Gentrifizierungswelle als Nächstes rollen wird. Dann sollten Sie womöglich zuschlagen, aber stets mit einkalkulieren, dass es eventuell doch nicht so schnell geht mit der Lattemachiattisierung, wie Sie dachten, und Sie daher einen längeren Atem brauchen.

Das Sortiment

Das Konzept für Ihre Boutique steht, die Räume sind gemietet, und Sie wissen ganz genau, welche Designer Sie einkaufen möchten. Mit gezücktem Scheckbuch reisen Sie zu den Fashion Weeks, um festzustellen, dass die Designer nicht von Ihnen eingekauft werden möchten oder dürfen. Diese scheinbare Verhöhnung des Kapitalismus ist in der Modebranche ganz normal. Gerade hochwertige Labels sind in bestimmten Städten und Regionen exklusiv an bestimmte Häuser, also Ihre Konkurrenz, gebunden.

Auf jeden Fall prüfen sie aber das Konzept, die Lage und das weitere Sortiment des Neukunden auf Vereinbarkeit mit den eigenen Markenwerten. Unter Umständen passt Ihrem Lieblingsdesigner, den Sie als Zugpferd für Ihre Boutique auserkoren haben, die Tapete in Ihrem Laden nicht, und dann gibt es eine freundliche Absage. Oft sogar noch nicht einmal die. Deshalb sondieren Sie so früh wie möglich die Lage, welche Labels für Sie überhaupt in Frage kommen und was die Alternativen sind.

Die Preise

Als Faustregel zur Kalkulation gilt: Einkaufspreise mal 2,5 bis 2,8 gleich Verkaufspreis. Sie werden aber niemals alle Teile zu diesem Preis verkaufen. Wenn Sie richtig Glück haben, verkaufen Sie die Hälfte regulär, der Rest geht in den Ausverkauf und wird mit weitaus geringeren bis gar keinen Margen verkauft.

Erstellen Sie einen Businessplan. Was sind Ihre Kosten? Hier summieren sich Miete, Personal und die Kosten für den Einkauf der Kleidungsstücke. Das alles muss bezahlt werden. Bevor Sie selbst etwas verdienen. Ihnen wird schwindelig? Zu Recht.

Die Kundinnen

Frauen pflegen eine sehr intensive Beziehung zu ihren Lieblingsboutiquen. In der Welt des weiblichen Konsums sind sie gleichermaßen heiliger Tempel und Höhle des Lasters. Sie bescheren der Frau euphorische Glücksmomente und ein schlechtes Gewissen - oft auch beides zusammen. Ob Sie wollen oder nicht, Sie werden der Blitzableiter für alle diese Gefühle sein. Sie werden sich auch mit den Komplexen und Minderwertigkeitsgefühlen Ihrer Kunden herumschlagen müssen.

Sie werden lügen müssen. Menschen, denen Sie einmal irgendwo begegnet sind, werden mit Ihnen Rabatte aushandeln wollen. Sie werden von Frauen angeschrien werden, die ihr Geld zurückhaben wollen, weil sie eine Bluse zu heiß gewaschen und einlaufen lassen haben. Sie werden immer freundlich und beflissen sein müssen, wenn jemand vier Stunden lang anprobiert und dann doch nichts kauft. Das Wichtigste aber: Es dreht sich immer alles um Weiber und Klamotten, auch wenn Sie schon längst lieber bei Amnesty International sitzen würden.

Der Glamourfaktor

Ja, Sie werden zweimal im Jahr nach Paris, Mailand, London und vielleicht nach New York reisen. Ja, Sie werden bei den Modeschauen dabei sein. Sie werden jedoch selten so gestresst und genervt sein. Vielleicht werden Sie abends in Ihrem Hotelzimmer weinen. Und das nicht nur, weil es normalerweise 150 Euro, zur Fashion Week aber 500 Euro die Nacht kostet.

Da Sie weder eine monegassische Prinzessin noch Anna Wintour sind, werden Sie nirgendwo in der ersten Reihe sitzen. Auch nicht in der zweiten oder dritten. Bei den Orderterminen müssen Sie innerhalb einer halben Stunde entscheiden, was Ihnen im nächsten halben Jahr die Brötchen auf den Tisch bringt. Und Sie werden staunen, wie die Einkaufspreise jedes Jahr klettern.

Wäre es jetzt nicht herrlich, auf einer dieser tollen Partys den Stress mit ein paar Gläschen Champagner herunterzuspülen? Hätten Sie nur nicht Ihre Einladung verloren, und dieser Türsteher bequemt sich nun noch nicht einmal dazu, eine Augenbraue für Sie hochzuziehen, geschweige denn, Sie reinzulassen.

Reich werden

Entweder Sie waren vorher schon reich und betrachten Ihre Boutique als Spielwiese, bei der Gewinne zweitrangig sind. Oder Sie sind Trendsetter, kühle Geschäftsfrau und Glückskind in einem. Oder Sie vergessen es besser.

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SOLDAT WERDEN

Als Frau können Sie in Deutschland seit Anfang 2001 Soldat werden. Genau genommen wären Sie eine Soldatin, aber bei der Bundeswehr wird bei Berufsbezeichnungen und Dienstgraden nicht zwischen weiblicher und männlicher Form unterschieden.

Schon vorher gab es für Frauen die Möglichkeit bei der Bundeswehr anzuheuern: Seit 1975 können Frauen im Sanitätsdienst, also beispielsweise als Arzt arbeiten, ab 1991 wurden sie auch für den Militärmusikdienst zugelassen. Der Öffnung aller Bereiche der Bundeswehr für Frauen ging eine heftige Diskussion voraus, wobei die Gegner der Reform aus allen politischen Lagern kamen. Inzwischen gibt es über 15 000 Frauen in der Bundeswehr, das sind rund acht Prozent, und das Abendland ist dadurch auch nicht untergegangen.

Frauen sind bei der Bundeswehr immer noch mehrheitlich im Sanitätsdienst vertreten, es gibt sie aber auch in allen anderen Bereichen, also zum Beispiel bei der Versorgung und Logistik, als Schütze, Panzerfahrer, Minenräumer, Pilot oder in der Marine. Und auch bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr sind Frauen mit von der Partie.

Die Voraussetzungen

Die Voraussetzungen, um Soldat zu werden, sind denkbar niedrig. Sie brauchen theoretisch noch nicht einmal einen Hauptschulabschluss. Sie müssen nur zehn Jahre lang nachweislich die Schulbank gedrückt haben und zwischen siebzehn und zweiunddreißig Jahre alt sein. Mit dieser Minimalqualifizierung können Sie natürlich nicht General werden, sondern lediglich die untere Laufbahn verfolgen. Nach oben hin ist bei der Bundeswehr alles offen.

Akademiker werden nicht nur gerne eingestellt, sondern in bestimmten Bereichen wie Technik, Wirtschaft, Pädagogik oder Sozialwissenschaften ist es auch möglich, ein Studium bei oder über die Bundeswehr zu absolvieren. Auch für ältere Frauen über zweiunddreißig, die zum Beispiel bereits eine Ausbildung in der Medizin oder im Ingenieurswesen haben, gibt es die Möglichkeit, quer einzusteigen. Als qualifizierte Quereinsteigerin müssen Sie nicht die normale Grundausbildung durchlaufen, sondern erhalten sofort einen Dienstgrad wie Leutnant, Hauptmann oder Major und eine gesonderte militärische Grundausbildung.

Wer Soldat werden will, muss körperlich fit und sportlich sein. Es reicht auch nicht, dass Sie wissen, dass Sie in einer Demokratie leben, Sie müssen das auch gut finden, denn die Werte der freiheitlich demokratischen Grundordnung gilt es im Ernstfall zu verteidigen, und Revolutionäre würden sich in der Bundeswehr auch nicht gut machen. Flexibilität, eine Eigenschaft, die bis vor zwanzig Jahren lediglich von biegsamen Materialien wie Plastik oder Gummi erwartet wurde, ist heute, wie bei den meisten Unternehmen, auch bei der Bundeswehr eine Eigenschaft, die die künftigen Soldaten mitbringen müssen.

Die Bewerbung

Männer bekommen einen Musterungsbescheid, Frauen müssen sich bei der Bundeswehr bewerben. Das können sie schriftlich tun, empfohlen wird aber, zunächst einen örtlichen Wehrdienstberater aufzusuchen und sich seinen Interessen und Qualifikationen entsprechend beraten zu lassen. Frauen müssen nicht zurMusterung und werden auch nicht nach Tauglichkeit klassifiziert.

Sie unterziehen sich stattdessen einem zweieinhalb Tage dauernden Einstellungstest an einem der fünf regionalen Zentren für Nachwuchsgewinnung in Berlin, Hannover, Düsseldorf,München,Wilhelmshaven oder an der Offizierbewerberprüfzentrale in Köln. Hier werden Ihre körperliche Kondition, Ihre Intelligenz und Ihre politische Einstellung überprüft.

Die Ausbildung

Die Bundeswehr ist ein Ort, an dem zwischen männlichem und weiblichem Soldat keine Unterschiede gemacht werden, die Ausbildung verläuft für beide identisch. Das heißt, es gibt nicht nur für Männer und Frauen das gleiche Gehalt, sondern auch exakt die gleichen Regeln und Befehle. Selbst die Uniformen der weiblichen Soldaten sind dieselben wie die der männlichen. Unter Fashion-Aspekten ist die Bundeswehr also eher uninteressant.

Sie dürfen zwar Ihre langen Haare behalten, wenn Sie sie zusammenbinden, einen Ehering tragen und sich dezent schminken, Letzteres allerdings nicht im Schützengraben. Während Ihrer Ausbildung müssen Sie als Frau genau dasselbe Training und genau dieselben Aufgaben erfüllen wie dieMänner. Sie müssen durch den Schlamm robben, schießen und Nachtwanderungen mit 30 Kilo Gepäck im Rucksack machen, auch wenn Sie sich sonst die Koffer tragen lassen.

Für Neulinge in der Bundeswehr herrscht die so genannte Kasernenpflicht bis zum Alter von fünfundzwanzig Jahren, es sein denn, Sie sind verheiratet, dann dürfen Sie in einer eigenen Wohnung leben. Männer und Frauen übernachten in den Kasernen selbstverständlich in getrennten Zimmern. Für alle gibt es außerdem Vollverpflegung.

Die Laufbahn

Als Frau müssen Sie sich für mindestens vier Jahre verpflichten, an deren Ende Sie aller Wahrscheinlichkeit nach Hauptgefreiter sind. Wenn Sie acht oder gar zwölf Jahre dabei sind, schließen Sie Ihre Karriere als Stabsunteroffizier beziehungsweise Hauptfeldwebel ab. Die Offizierslaufbahn dauert dreizehn Jahre, und am Ende dürfen Sie sich Hauptmann nennen. Siebzehn Jahre benötigen Sie, um im Sanitätsbereich Oberstabsarzt zu werden.

Piloten sind ebenfalls Hauptmänner oder Majore und müssen sich für fünfzehn Jahre verpflichten. Das Einstiegsgehalt für alle Berufsanfänger liegt ungefähr bei vergleichsweise sehr hohen 1300 Euro netto. Danach steigt es aber proportional nicht mehr so stark. Ein Hauptfeldwebel verdient nach zwölf Jahren Dienst je nach Familienstand um die 1800 Euro netto. Angehörige der Bundeswehr werden nach Tarif bezahlt, das heißt, jeder Posten ist Teil einer Besoldungsstufe, die öffentlich einsehbar ist.

Die meisten Soldaten wechseln am Ende Ihrer Bundeswehrlaufbahn in die freie Wirtschaft. Einige von Ihnen bewerben sich im Anschluss als Berufssoldaten und werden nach Qualifikation und Bedarf übernommen. Zeitsoldaten sind zum Teil und Berufssoldaten voll verbeamtet.

Der Alltag

Für die meisten Angehörigen der Bundeswehr findet der Berufsalltag in Deutschland statt. Hier wird nicht jeden Tag Krieg geübt, sondern die Soldaten gehen ungefähr einmal im Monat zum Schießen und treiben ansonsten viel Sport. Ein Manöver findet je nach Truppengattung mehrmals jährlich statt. Da die Bundeswehr ein riesiger Apparat ist, gehen die durchschnittlichen Zeit- und Berufssoldaten im Alltag solchen Aufgaben nach wie den Nachwuchs ausbilden, in der Pressestelle oder der Verwaltungarbeiten, Fahrzeuge warten oder die medizinische Versorgung der Soldaten gewährleisten.

Auch die Arbeitszeiten sind mit denen einer zivilen Behörde vergleichbar, das heißt, der normale Soldat in Friedenszeiten, der nicht im Bereitschafts-, Schicht- oder Wachdienst eingesetzt ist, hat am späten Nachmittag Feierabend.

Einsätze in ausländischen Krisenregionen

Die Bundeswehr ist im Vergleich mit anderen Armeen, in denen auch Frauen vertreten sind, wie zum Beispiel die der USA oder Israels, ein vergleichsweise gemütlicher Haufen. Es ist nämlich glücklicherweise nicht davon auszugehen, dass deutsche Truppen in absehbarer Zeit irgendwo einmarschieren werden oder im eigenen Land mit einem Angriff rechnen müssen. Seit 1994 darf die Bundeswehr mit der Absegnung des Parlaments im Ausland eingesetzt werden.

Diese Einsätze in Krisenregionen, wie zum Beispiel Afghanistan, fordern ganz andere Reserven und bergen mehr Risiken, als der Dienst in einer Kaserne im Westerwald. Der Anteil von Frauen im Auslandseinsatz ist sehr gering.Wenn Sie sich jedoch für eine berufliche Laufbahn bei der Bundeswehr entscheiden, müssen Sie davon ausgehen, dass Sie theoretisch in ein ausländisches Krisengebiet versetzt werden können - vor allem, wenn Sie sich auf eine besondere militärische Fähigkeit spezialisiert haben, wie zum Beispiel Minenentschärfung.

Sie können sich bei Interesse auch freiwillig für den Auslandseinsatz melden. Ausgenommen davon sind lediglich Schwangere und Frauen im Mutterschutz. Ist der Mutterschutz vorbei, muss die Frau, wenn es der Auftrag verlangt, auch mit ins Camp in den Kosovo oder nach Afghanistan.

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EINEN KATER KASCHIEREN

Es gibt Tage, an denen selbst die professionellsten und erfolgreichsten Frauen alles dafür geben würden, diese per Fernbedienung einfach vorspulen zu können oder per Mausklick in den Papierkorb zu ziehen. Das Leben ist aber kein Videospiel, auch wenn der Spiegel Ihnen "Game Over" signalisiert.

Gründe dafür können eine Erkältung, Menstruationsbeschwerden, Beziehungsstress oder ein Kater sein. Im schlimmsten Fall ist es alles zusammen. Ein guter Rat wäre jetzt zu sagen: Bleiben Sie zu Hause. Auch die professionellsten und erfolgreichsten Frauen haben ein Recht darauf, sich auszukurieren.

Doch niemand kann in Ruhe sich und seine halbe, vielleicht sogar selbst verschuldete Krankheit pflegen, wenn eigentlich der wichtige Vortrag, auf den Sie drei Monate lang hingearbeitet haben, die Präsentation vor dem Kunden oder das Grundsatzmeeting mit dem Chef ansteht. In dieser Situation müssen Sie über sich hinauswachsen, und es gibt ein paar kleine, bewährte Tricks, die Ihnen dabei helfen können.

Aufstehen, nicht liegen bleiben

Auch wenn Sie sich wünschen, dass Amnesty International eine große Kampagne gegen das Aufstehen startet, es wird nicht passieren, und deshalb bringen Sie es hinter sich. Bleiben Sie niemals bis zum letzten Moment im Bett liegen, denn je eher Sie aufstehen, desto mehr Zeit haben Sie, an Ihrem Aussehen zu feilen. Wenn Sie sich erst in letzter Sekunde aus dem Bett quälen, sind Sie nicht wesentlich erholter und sehen aus wie ein Zombie.

Renovierungsarbeiten vornehmen

Planen Sie etwa eine Stunde für die Renovierungsmaßnahmen. Baden oder duschen Sie ausgiebig. Benutzen Sie einen Bodyscrub, legen Sie eine Maske auf und machen Sie eine Haarpackung. Kurz: Hegen und pflegen Sie sich, als würden Sie im Anschluss nicht zu einer Besprechung, sondern zu Ihrer Hochzeit gehen. Ihr Badezimmer ist jetzt Ihre Wellness-Oase.

Wenn Sie verquollen sind, nutzen Sie ein Gel, das Koffein enthält, denn es hilft, Schwellungen zu reduzieren. Schminken Sie sich, auch wenn Sie sonst nicht der Schminktyp sind. Schminken heißt in diesem Fall aber nicht grell und bunt, sondern dezent und kaschierend. Ein Abdeckstift für Augenränder und Pickel, ein leichtes Make-up und ein zarter Lippenstift sind Ihre wichtigsten Assistenten bei Ihrer persönlichen Photoshop-Sitzung in der realen Welt. Tragen Sie die Haare eher streng und legen Sie ein leichtes Parfum auf.

Kleidung

Ihre Kleidung ist Ihre Rüstung, die Sie von nun an den ganzen Tag beschützen muss. Starten Sie jetzt keine modischen Experimente, sondern kleiden Sie sich klassisch und tragen Sie unbedingt eine frisch gebügelte, weiße Bluse. Frisch gebügelte, weiße Blusen sind das Aspirin unter den Kleidungsstücken. Sie reflektieren das Licht und lassen Sie strahlen, auch wenn Sie verstrahlt sind. Wählen Sie, vor allem, wenn Sie einen Vortrag halten müssen, sehr bequeme Schuhe. Und vergessen Sie die Sonnenbrille nicht, außer natürlich wenn es regnet.

Nahrungsaufnahme

Sie müssen essen, außer Sie haben eine Magenverstimmung, dann müssen Sie unbedingt trinken. Wenn Sie nichts essen, rutscht Ihr Kreislauf noch mehr in den Keller. Deshalb gilt, rein mit dem Müsli, auch wenn Sie sonst keine große Frühstückerin sind.

Kaffee erscheint zwar auf den ersten Blick als eine gute Idee, allerdings kann Kaffee auch sehr nervös machen und den Magen überreizen. Neben Wasser, Wasser und Wasser ist das Universalwundermittel in diesem Fall Cola, und zwar nicht Cola light, sondern richtige. In Cola steckt alles, was Sie in Ihrem Fall brauchen: Zucker und Koffein.

Aufbruchsstimmung

Äußerlich betrachtet sind Sie jetzt wieder in Topform und machen sich möglichst pünktlich auf den Weg, denn für Hektik oder Verkehrschaos sind Sie eventuell noch nicht nervenstark genug. Nutzen Sie Ihren Weg für ein Telefonat mit einem geliebten Menschen, vielleicht sogar einem Menschen, der weiß, was Sie letzte Nacht getan haben. So bringen Sie Ihr Sprachzentrum wieder in Gang, können sich Mut zusprechen lassen und vielleicht sogar kurz lachen.

Denn oft müssen nicht nur körperliche Probleme, sondern auch eine gewisse Grundweinerlichkeit bekämpft werden. Überprüfen Sie außerdem, wie erfolgreich das Zähneputzen war. Kaugummis und Atemfrischbonbons geben Ihnen Sicherheit. Wenn nicht, meiden Sie den Fahrstuhl voller Kollegen und nehmen Sie die Treppe.

Rede und Antwort stehen

Hier scheiden sich die Geister, welche Strategie die beste ist. Äußerlich erscheinen Sie ja auf den ersten Blick nun so, als wären Sie gerade aus einem dreiwöchigen Urlaub zurückgekehrt. Jetzt kommt es darauf an, auch sonst aus sehr wenig Basismaterial das Maximum herauszuholen. Regel Nummer eins ist auf jeden Fall: Keine Grundsatzdebatten, keine Reizthemen und nicht emotional werden.

Wenn Sie einen Vortrag halten müssen, müssen Sie ihn halten, da gibt es keine Strategien über die üblichen hinaus. Wenn Sie in einem Meeting sitzen, können Sie entweder auf schweigsamen Ja-Sager machen, was aber zur Folge haben könnte, dass Sie sich in Ihrer täglichen Arbeit mit dem Resultat Ihrer Duckmäuserei herumschlagen müssen. Wenn es geht, versuchen Sie, Zeit zu gewinnen - nach dem Motto, erst noch einmal alle Thesen in einem Dokument zusammenfassen, darüber schlafen (vor allem Sie!) und die finale Entscheidung am nächsten Tag treffen.

Es gibt aber auch Frauen, die darauf schwören, wenn es um etwas Wichtiges geht, in die Offensive zu gehen und lieber ein paar steile Thesen zu viel als zu wenig in die Runde zu werfen. In der folgenden hitzigen Debatte wird so von Ihnen abgelenkt. Durch viel Reden bringen Sie auch Ihre eingeschlafenen, leidenden Gehirnzellen in Schwung, und wenn der Tag vorbei ist, werden Sie aus Begeisterung über Ihre eigene Glanzperformance mit einem Endorphin- und Adrenalinausstoß belohnt, der alle Unpässlichkeiten verschwinden lässt.

Die Texte sind der Ausgabe "Eine Frau, ein Buch" von Heike Blümner und Jacqueline Thomae entnommen, erschienen bei Süddeutsche Zeitung Edition. Preis: 19,90 Euro

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