Die persönliche Duftnote:Lockstoff - oder doch Gestank?

Lesezeit: 1 min

Angenehm oder störend - derselbe Geruch kann von verschiedenen Menschen gänzlich anders wahrgenommen werden. US-Forscher sind den Ursachen auf der Spur.

Marlies Michaelis

Was dem einen so richtig stinkt, das empfindet der nächste vielleicht als einen äußerst anziehenden Duft. Im Falle des Stoffes Androstenon zum Beispiel - eines Abbauproduktes des Hormons Testosteron - schwanken die Beschreibungen zwischen süßlich oder blumig und nach Urin stinkend.

Was für den einen duftet, kann dem anderen stinken. (Foto: Foto: irisblende)

Hiroaki Matsunami und seine Kollegen von der Rockefeller und der Duke University entlarvten nun genetische Unterschiede bei einem Rezeptor als Auslöser für diese individuelle Duftnote. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachmagazin Nature (online first).

Genetische Variationen, so fanden die US-Wissenschaftler heraus, verändern zwei kleine Eiweißgruppen, die Aminosäuren, an dem entscheidenden Rezeptor für das Androstenon.

Einer anderen Variation des Rezeptors entsprach bei den knapp 400 Teilnehmern auch einer unterschiedlichen Beschreibung des Geruchs.

Dafür durften die Tester zunächst an 66 unterschiedlichen Düften riechen und beschrieben diese. Anhand von Blutproben machten die Wissenschaftler dann die genetischen Unterschiede für den maßgeblichen Geruchsrezeptor OR7D4 aus. Die Beschreibungen für das im Schweiß enthaltene Androstenon schwankte zwischen süßlich und blumig über geruchlos bis hin zu urinartig.

"Diese Ergebnisse zeigen die erste Verbindung zwischen der Funktionsweise eines Geruchsrezeptors und der Weise, wie ein Geruch empfunden wird", so Matsunami.

Dabei ist Androstenon nicht irgendein Stoff - es ist ein Abbauprodukt des Hormons Testosteron und gilt zumindest bei Schweinen als Lockstoff. Im Schweinefleisch löst es den Ebergeruch aus.

"Die Düfte der sexuellen Steroide, die wir bei Menschen testeten, wirken bei Schweinen als Duftstoffe, und es gab Debatten, ob diese Verbindungen bei Menschen in vergleichbarer Weise wirken", so Matsunami. Es gebe Beweise, dass dieser Geruch Stimmung und Physiologie sowohl von Männern als auch von Frauen beeinflussen könne.

Die Wissenschaftler planen nun weitere Studien, um genauer zu ermitteln, wie diese Stoffe das soziale und sexuelle Verhalten beeinflussen. Das dürfte auch im Interesse der Verbraucher sein. Denn wer möchte schon ein Parfüm oder Eau de Toilette benutzen, dass er selber zwar als angenehm empfindet, das aber bei seinem Gegenüber oder gar dem oder der Angebeteten als Gestank ankommt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: