Dänische Firmen:Abspecken und der Chef zahlt

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Dänische Firmen schicken dicke Mitarbeiter zur Schlankheitskur: Søren Strandberg hat deshalb 63 Kilo abgespeckt.

Interview: Gerhard Fischer

Dänische Firmen schicken dicke Mitarbeiter zur Schlankheitskur - und bezahlen diese teilweise oder sogar ganz. 25 Übergewichtige nahmen 2006 im Gesundheitszentrum Ebeltoft bei Aarhus auf Kosten ihrer Arbeitgeber ab. Eine Kur, die das Gesundheitsrisiko verringern und die Arbeitskraft erhalten soll, kostet im Schnitt 70.000 Kronen (etwa 9400 Euro). Søren Strandberg war in Ebeltoft, das übersetzt Apfelgrundstück heißt. Der 43-Jährige arbeitet bei einem geotechnischen Institut. Er bohrt dort Löcher.

Wenn die Waage ächzt, muss der Chef ins Portemonnaie greifen. (Foto: Foto: Istockphoto)

SZ: Haben Sie sich selbst um diese Schlankheitskur beworben? Oder kam Ihr Chef auf Sie zu und sagte: Hör mal, du bist zu dick, ich schicke dich auf eine Kur, die wir bezahlen.

Strandberg: Mein Chef hat es mir nahegelegt. Dabei war ich gar nicht zu dick. Aber er meinte, wenn es so weiter geht, würde ich zu dick werden. Ich aß und trank die falschen Dinge: Chips und Cola und solche Sachen.

SZ: Eine Art prophylaktische Kur also. Wie viel wogen Sie denn?

Strandberg: 193 Kilo.

SZ: Nicht zu dick? Sind Sie zwei Meter neunzig groß?

Strandberg: 1,88 Meter. Gut, ich war schon ein bisschen zu dick, haha.

SZ: Und wie viel haben Sie bei Ihrer Schlankheitskur abgenommen?

Strandberg: Ich war im letzten Jahr 16 Wochen in Ebeltoft und habe dort 40 Kilo abgenommen. In den Monaten danach noch mal 23. Ich wiege also jetzt 130 Kilo. Seither habe ich nicht mehr abgenommen - es war draußen so kalt, da hatte ich keine Lust, zum Sport rauszugehen.

SZ: Wollen Sie noch mehr abnehmen?

Strandberg: Ja, ich mache weiter. Mein Ziel sind 100 Kilo. Damit wäre ich zufrieden. Es wäre für mich unnatürlich, dünn zu sein. Ich war schon als Kind dick, ich war eigentlich immer dick.

SZ: Wie sah das aus in Ebeltoft - Sport von morgens bis abends und mittags nur ein Bündel Schnittlauch auf dem Teller und abends dann mal zwei?

Strandberg: Nein, ich durfte essen, was ich wollte - aber die Kalorien wurden gezählt. Das heißt: Ich durfte 2200 Kalorien essen.

SZ: Pro Tag?

Strandberg: Ja.

SZ: Das ist gar nicht so wenig, oder?

Strandberg: Naja, ein Mars hat ja schon 500 Kalorien, da ist man schnell auf 2200.

SZ: Und wie war es mit Sport?

Strandberg: Haben wir auch gemacht. Ich habe Fußball gespielt und bin Rad gefahren.

SZ: Wie viel hat die Kur gekostet?

Strandberg: 60.000 Kronen (etwa 8000 Euro, Anm. d. Red.). 4000 Kronen pro Woche. Mittlerweile kostet ein Aufenthalt in Ebeltoft allerdings 4500 Kronen wöchentlich - Ebeltoft ist umgezogen, und der Komfort ist jetzt höher. Man hat Internet in jedem Zimmer, und man hat Einzelzimmer. Ich musste im vergangenen Jahr noch mein Bad und meine Toilette mit jemand anderem teilen.

SZ: Hat Ihre Firma die ganzen 60.000 Kronen bezahlt?

Strandberg: Nein, aber immerhin zwei Drittel davon.

SZ: Das ist doch auch ganz nett, oder?

Strandberg: Allerdings. Ich war sehr überrascht.

SZ: In Deutschland dürfen manche Menschen nicht Beamte werden, weil sie zu dick sind. Gibt es das in Dänemark auch?

Strandberg: Nein, das gibt es nicht. Es kann natürlich sein, dass einer abgelehnt wird, weil er zu dick ist. Aber das sagt man dann nicht so.

SZ: Ist es in Ihrem Job nun von Vorteil, dass Sie dünner sind?

Strandberg: Ja, schon, aber vorher gings auch ganz gut.

SZ: Vielleicht gibt es aber auch Nachteile - Sie könnten in die Löcher fallen, die Sie bohren; jetzt, wo Sie so dünn sind.

Strandberg: Ja, das könnte passieren. Viele Löcher haben zwar nur 24 Zentimeter Durchmesser. Aber wenn ich weiter so abnehme, kann ich auch da reinfallen.

© SZ vom 12.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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