BKA und Uni Freiburg:"Spice" wirkt stärker als Cannabis

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Der geheimnisvolle Hauptwirkstoff der Modedroge ist identifiziert: ein künstliches Cannabinoid, das stärker als THC wirke.

Das Rechtsmedizinische Institut des Universitätsklinikums Freiburg und das Bundeskriminalamt haben ihre Warnungen vor dem Konsum von "Spice" und vergleichbaren Produkten bekräftigt: Gemeinsame Laboruntersuchungen hätten ergeben, dass - anders als bisher angenommen - eine chemisch leicht modifizierte Form des synthetischen Cannabinoids mit dem Namen CP-47,497 der Hauptwirkstoff der Droge sei, erklärte das BKA.

In Spice steckt mehr als bisher angenommen. (Foto: Foto: dpa)

Dieser Vertreter der so genannten nicht klassischen Cannabinoide weise Ähnlichkeiten mit dem Hauptwirkstoff der Cannabispflanze auf, besitze aber eine vielfach höhere pharmakologische Potenz. Die hohe Wirksamkeit der synthetischen Cannabinoide sowie die ungleichmäßige Verteilung der Wirkstoffe in den Kräutermischungen bergen laut den Untersuchungen der Uni Freiburg das Risiko von Überdosierungen nach dem Rauchen von "Spice" und vergleichbaren Produkten. Von einem mindestens mit Cannabis vergleichbaren Suchtpotenzial sei auszugehen.

Weiterhin könnten durch den Verbrennungsprozess beim Rauchen sowie durch Umsetzungen der Wirkstoffe im Körper toxische und potentiell krebserregende beziehungsweise krebsfördernde Produkte gebildet werden. Es bestehe somit eine unmittelbare Gesundheitsgefährdung für die Konsumenten.

Bei "Spice" handelt es sich um Mischungen aus getrockneten Pflanzenteilen, die als Räuchermischungen deklariert werden, tatsächlich aber als Ersatz für Cannabisprodukte Verwendung finden. Für Konsumenten ist nicht erkennbar, ob den Kräutermischungen synthetische, hochpotente Wirkstoffe zugesetzt wurden.

Die Bundesregierung hatte bereits Ende Dezember angekündigt, wie zuvor schon die Schweiz und die Niederlanden demnächst die Herstellung, den Handel und den Besitz der Modedroge zu verbieten. Offiziell wird Spice als Räuchermischung zum Beduften von Räumen gehandelt. Im Internet und in sogenannten Headshops findet es reißenden Absatz.

Die Wirkung von Spice wird als zunächst euphorisierend und enthemmend, dann als müde machend beschrieben. Die Konsumenten wirken letztendlich "zugedröhnt". Mit gängigen Drogentests ist Spice nicht nachweisbar.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung hatte zunächst nicht erklären können, warum es zu einer rauschähnlichen Wirkung kommt, wenn der Rauch von Spice inhaliert wird. Denn es fand in den metallisch glänzenden Tütchen eine "Mischung aus acht unterschiedlichen Pflanzen" mit malerischen Namen wie Sibirischer Löwenschwanz, Indian Warrior oder Blaue Lotosblume.

Die gemeinsamen Untersuchungsergebnisse werden im Journal of Mass Spectrometry 2008, Band 45, veröffentlicht.

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