Award "Man of the Year":"Du! Ich! Und Literatur!"

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Man muss die Kategorien nicht verstehen: Das Wichtigste bei der Gala "Man of the Year" sind hübsche Frauen wie Sylvie van der Vaart - das geht so weit, dass sogar eine Frau ausgezeichnet wurde.

Jürgen Schmieder

Pascal Hens nutzte seine Chance. Als der Handballstar sah, dass Sylvie van der Vaart alleine von der Bühne ging, ließ er seine Weltmeister-Kollegen stehen und setzte zum Spurt an. Schnell hatte er sie eingeholt, hakte sich ein und geleitete sie sicher zu ihrem Platz in der ersten Reihe zurück. Hens rechtfertigte mit seiner galanten Aktion nicht nur seine Auszeichnung zum Mann des Jahres, sondern erwies sich als wahrer Gentleman.

Drei "Männer des Jahres": Till Brönner, Kostja Ullmann und Jürgen Vogel. (Foto: Foto: ddp)

Zum neunten Mal verlieh das Lifestyle-Magazin GQ den Award "Man of the Year". Das Prinzregententheater diente als imposante Kulisse, was auch Hollywood-Schauspieler Josh Hartnett erkannte. Als er den Saal betrat, stand er zuerst mit offenem Mund da, dann flüsterte er: "Wow!" Hens' Sprint war einer der Höhepunkte dieses Abends, der mehr ein Klassentreffen war denn eine Gala. Man kennt sich. Man mag sich. Man verleiht sich Preise - auch wenn man die Kategorien nicht immer ganz versteht.

So stand Hape Kerkeling ein wenig verdutzt auf der Bühne. Er wurde für sein Buch "Ich bin dann mal weg" in der Kategorie Literatur ausgezeichnet. Kerkeling sah ins Publikum, auf seinen Preis, auf Laudatorin Verona Pooth. Dann sagte er: "Du! Ich! Und Literatur!" Dann schüttelte er den Kopf. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar: Es kommt nicht darauf an, wer in welcher Kategorie gewinnt und ob überhaupt jemand gewinnt. Hauptsache wir sind da und verstehen uns prächtig.

Das erkannte auch Condé-Nast-Chef Bernd Runge: "Das Schönste ist, dass uns Männer an einem solchen Abend die Frauen bezaubern können." Das taten sie mit Vergnügen. Germany's Next Topmodel Barbara Meier erschien in einem schwarzen Glitzerkleidchen auf dem roten Teppich, Vorgängerin Lena Gercke in weißer Robe. Supermodel Tatjana Patitz wusste gar nicht, wohin sie sehen sollte, so sehr buhlten die Fotografen um ihre Aufmerksamkeit.

Aber was genau muss denn ein Mann nun können, um zum "Man of the Year" ausgezeichnet zu werden? "Hübsch kann es nicht sein, sonst hätte ich keine Chance gehabt", sagte Jürgen Vogel, der den Preis in der Kategorie Film national bekam. "Er muss mich zum Lachen bringen", sagte Verona Pooth. "Er muss er selbst sein", ergänzte Barbara Meier. Das wichtigste Kriterium allerdings: bei der Gala anwesend sein.

So wurden alle Superstars ausgezeichnet, die in den vorderen Reihen Platz genommen hatten. Josh Hartnett bekam den Award Film International und bedankte sich, wie man sich eben bedankt, wenn man den Oscar für Männlichkeit verliehen bekommt. Armin Müller-Stahl nahm den Preis für sein Lebenswerk entgegen, die Handball-Nationalmannschaft durfte sich über den Sport-Award freuen. Es gab sogar eine weibliche Preisträgerin beim Testosteron-Award. Mit dem "Special Editors Awards" wurde das Design-Label Versace ausgezeichnet, den Preis nahm Donatella Versace entgegen.

Weil die Kategorie Sport schon von den Handballern belegt war, gab es den Sonderpreis "Mann des Jahres", der an Lewis Hamilton ging. Der Formel-1-Star war beim Interview danach nervöser als bei jedem Rennen in dieser Saison. Er wippte von einem Fuß auf den anderen, spielte mit seinen Fingern und lächelte schüchtern. Er als er sagte "Ich bin vollkommen relaxed", war man beruhigt, dass auch er sich beim Klassentreffen der Stars wohl fühlte.

Die Gala selbst war erstaunlich schnell vorbei und ging nahtlos in die Aftershow-Party über. Die britische Popsängerin Sophie Ellis-Bextor gab ein Ständchen, ehe DJ Mousse T. die Plattenteller übernahm. Verona Pooth tanzte mit Schauspieler Thomas Heinze, Topmodel-Juror Peyman Amin unterhielt sich mit seinen Kandidatinnen. Sogar Josh Hartnett sah kurz vorbei. Er plauderte mit Kollegin Diane Kruger, verschwand jedoch nach wenigen Minuten durch einen Hinterausgang. Naja, er war ja auch nicht Teil des Klassentreffens, sondern nur der Ehrengast.

Es gibt eine Liebeserklärung an Männer, die als Werbung für eine Brauerei getarnt ist. Männer spielen sich gegenseitig Streiche, verkohlen Frauen, gucken Fußball - und schmücken sich am liebsten mit hübschen Frauen. Am Ende eines jeden Filmchens erscheint der Slogan: "Auf uns, Männer!" Ja, so sind sie, die Männer. Um aber die Stufe zum "Mann des Jahres" zu erklimmen, muss man vor allem eines sein: berühmt.

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