Asien:Zeitbombe Diabetes

Die Wirtschaft vieler asiatischer Staaten wächst rasant doch im selben Tempo legen auch die gesundheitlichen Risiken zu.

Marlies Michaelis

Fast jeder zehnte Asiate ist derzeit von der häufigsten Form der Zuckerkrankheit dem Typ-2-Diabetes betroffen. Etwa genauso hoch ist die Quote in den USA. Doch während die US-Amerikaner rund 40 Jahre benötigten, um die Rate zu verdoppeln, vollzieht sich die Diabetes-Verbreitung in Asien wesentlich schneller: In Korea, Indonesien und Thailand hat sich die Anzahl der Betroffenen in den letzten 30 Jahren verdreifacht bis verfünffacht. Und ein Ende ist bisher nicht abzusehen, warnen Wissenschaftler von der Catholic University of Korea im Fachmagazin The Lancet.

Die Forscher trugen Fakten über den schnellen Diabetes-Anstieg zusammen und fragten, woher dieser schnelle Zuwachs kommt. Zum einen machen sie veränderte Lebensbedingungen verantwortlich: Immer mehr Menschen zogen in die Städte und sie änderten ihre Ernährung in einem relativ kurzen Zeitraum. So aß jeder Südkoreaner 1995 siebenmal soviel Fleisch wie noch 25 Jahre zuvor.

Das hatte Folgen: Zwischen 1985 und 2000 stieg beispielsweise die Anzahl übergewichtiger und fettleibiger Kinder in China um das 28-fache an.

Zudem hätten die Asiaten, so die Wissenschaftler, eine stärkere genetische Veranlagung für Ty-2-Diabetes, da sie unter anderem schnell in der Körpermitte dick werden würden.

Das Problem betrifft nicht nur die Gesundheitsversorgung. Denn es ist teuer, einen ausgeprägte Diabetes zu behandeln. Die Wissenschaftler warnen daher auch nicht nur vor den gesundheitlichen, sondern auch vor den wirtschaftlichen Konsequenzen: Der globale Anstieg von Übergewicht und Diabetes ist ebenso ein wirtschaftliches wie ein gesundheitliches Thema. Und Asien steuert hier auf besonders schwere Probleme zu.

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