Anders Einkaufen:Reis auf die Hand

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Wie funktioniert ein Supermarkt ohne jede Verpackung? Henri, 9, hat für uns in Berlin eingekauft: Was das verändert, wann es schwierg wird und was passiert, wenn etwas runterfällt.

Von Henri Koberg

Der Berliner Supermarkt, in dem ich stehe, ist kein normaler Supermarkt. Er heißt "Original unverpackt". Der Name kommt daher, weil die allermeisten Dinge hier ohne Verpackungen angeboten werden. Es gibt dort alles, was man in einem normalen Lebensmittelladen kaufen kann. Linsen, Nudeln, Mehl, Marmelade, Honig, verschiedenes Salz, Waschpulver, Öl, Essig, Süßkram, Shampoo, Spülmittel, Bier, Gin, Kakaopulver, Obst und Kräuter - bloß eben ohne Verpackung. Die Sachen befinden sich in Behältern, Gläsern, Flaschen, Fässern oder Schachteln.

Man muss einen Hebel ziehen oder einen Hahn aufdrehen, und dann kommt so viel heraus, wie man möchte. Sogar bei den Gummibärchen! Ich will Milchreis kaufen, weil er gut aussieht. Die Verkäuferin erklärt mir, dass ich zum Abfüllen entweder einen Behälter mitbringen muss oder ein Säckchen oder eine Tüte kaufen kann. Die liegen unter den Waren. Das finde ich gut. Wenn man Durst hat und Orangensaft will, muss man in einem normalen Supermarkt immer gleich einen ganzen Liter nehmen. Im "Unverpackt"-Laden kann man so viel holen, wie man will. Danach wird es ganz genau abgewogen.

Ich habe nichts zum Abfüllen dabei, daher nehme ich mir einen kleinen Sack aus Leinen. Allerdings ist es schwierig, ihn richtig unter den Behälter zu halten, wenn man nicht daran gewöhnt ist, so einzukaufen. Vom Milchreis fällt etwas auf den Boden. Das passiert im normalen Supermarkt bei abgepackten Sachen nicht.

Ich gehe an den Regalen vorbei. Man weiß gar nicht, wo man welche Produkte findet, weil alles gleich aussieht. Ich muss oft die Verkäuferin fragen. Es gibt auch Dinge, die ich überhaupt nicht kenne, zum Beispiel Klopapier aus Bambus. Das hat den Vorteil, dass Bambus extrem schnell wächst und so keine anderen Bäume gefällt werden müssen. Wenn man alles abgefüllt hat, werden die Produkte abgewogen und bekommen einen Preis. Für den Nachhauseweg darf ich mir aus der Box noch Gummibärchen nehmen, aber nur ein paar.

Für das Säckchen Milchreis und eine kleine Tüte Gummibärchen zahlen wir 7,80 Euro. Auf der Straße reden meine Mutter und ich darüber, warum es solche Läden gibt. Verpackungen sind nicht gut für die Umwelt, denn sie machen Müll. Außerdem braucht man für Plastik viel Erdöl. Das könnte man aber für Dinge verwenden, die wichtiger sind, etwa zum Heizen.

Leider gibt es noch nicht sehr viele solcher Läden, weil sie noch nicht lange erfunden sind. Meine Großmutter hat mir aber erzählt, dass die Leute früher auch so eingekauft haben, als es noch kein Plastik gab. Leider sind diese Läden sehr teuer. Ärmere Menschen können dort keinen guten Monatseinkauf machen, sondern eher die Reichen.

© SZ vom 03.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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