Allergie-Vorbeugung:Zweifel an der Probiotika-Wirkung

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Eine vorbeugenden Gabe von Bakterien soll vor überschießenden Abwehrreaktionen bei Allergikern dämpfen. Neuere Daten trüben diese Hoffnung allerdings.

Die Darmflora spielt anscheinend eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Allergien und der Neurodermitis.

Mit der vorbeugenden Gabe von Bakterien, die über den Darm korrigierend in den Immunhaushalt eingreifen, hoffte man, überschießende Abwehrreaktionen von Allergikern dämpfen oder gar verhindern zu können.

So wurden in einer großen Studie in Finnland zu Beginn dieses Jahrzehnts werdenden Müttern aus 160 Familien mit hohem Risiko für eine Neurodermitis vier Wochen vor der Geburt regelmäßig Lactobazillen gegeben.

Das berichtete der Kinderarzt Matthias V. Kopp vom Universitätsklinikum Freiburg auf dem 29. Kongress des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA) in Wiesbaden.

Nach der Niederkunft erhielten die Stillenden bzw. die Babys selbst die Probiotika für weitere sechs Monate.

Sowohl nach zwei als auch nach vier Jahren wurde eine Neurodermitis bei den Behandelten signifikant seltener festgestellt.

Aber: Der Schweregrad bei erkrankten Kindern und auch die IgE-Werte, die auf ein allergisches Geschehen hindeuten, unterschieden sich in den Placebo- und Lactobacillus-Gruppen nicht.

Auch auf die Wahrscheinlichkeit, später Heuschnupfen oder Asthma zu entwickeln, schien die Bakteriengabe keinen Einfluss zu haben.

Inzwischen wurde auch in einer australischen Studie mit ähnlichem Design die vorbeugende Wirkung von Lactobacillus acidophilus überprüft.

Hier waren alle Mütter selbst Allergie-Geplagte. Nur die Babys bekamen die Bakterien, die vor Allergie schützen sollen, mit der Nahrung zugeführt.

In der Beobachtungszeit bis zum Alter von einem Jahr ließen sich aber keine Unterschiede zu Placebo- Kindern entdecken - weder in Bezug auf die Neurodermitis noch auf allergische Sensibilisierungen.

In eine ähnliche Richtung weist auch eine eigene Untersuchung von Kopp. Im Rahmen der Freiburger Allergy Prevention Study (FAPS) testete man bei 104 Risikofamilien die Auswirkungen einer präventiven Lactobazillus-Gabe. Dazu erhielten die schwangeren Frauen das Probiotikum zum Einnehmen mit Mahlzeiten.

Aber keiner der zahlreichen Labortests zeigte auch nur einen geringfügigen Ansatz für einen Erfolg der Probiotika-Gabe. Dies sind keine besonders ermutigenden Daten zur Allergievorbeugung mit Probiotika, bedauerte der Referent.

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