Aktion für gute Laune:Nächster Halt, oh yeah!

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Oft sitzen die Fahrgäste ziemlich griesgrämig in U-Bahnen oder Bussen herum. Sie sind müde, genervt oder gestresst. Da können lustige Ansagen helfen - zumindest für kurze Zeit.

Von Nadia Pantel

An einem heißen Sommertag fuhr eine Freundin mal in der Budapester Straßenbahn. Die Tram fuhr extrem langsam, die Fahrgäste schwitzten und bewegten sich kaum. Da knarzte aus dem Lautsprecher eine Ansage: "Puh, ich bin sooo müde . . ." Der Straßenbahnfahrer hatte auf den falschen Knopf gedrückt. Er wollte eigentlich nur mit seinem Kollegen sprechen. Für die Leute in der Straßenbahn war seine Ansage großartig, weil der Fahrer gesagt hatte, was alle dachten. Auf einmal hatten alle Fahrgäste gute Laune. Und das ist sonst ja selten in Straßenbahnen, weil viele so gehetzt sind.

Bahn- und Bus-Unternehmen überlegen immer wieder, wie sie dafür sorgen können, dass ihre Fahrgäste fröhlicher sind. Dann kaufen sie besonders bunte Bezüge für die Sitze oder lassen Comicfiguren zeichnen, die erklären, dass man beim Aussteigen vorsichtig sein soll. Oder sie probieren das, was in Budapest zufällig entstand: lustige Ansagen. Die Bewohner der polnischen Hauptstadt Warschau durften sich aussuchen, wer die Haltestelle ihrer neuen U-Bahn-Linie ansagt. Die U-Bahn heißt dort Metro, im März wurde die zweite Linie eröffnet. Die Warschauer wollten am liebsten einen bekannten Actionfilm-Star hören. In Berlin haben im Frühjahr für einige Wochen Prominente die Ansagen in der U2 gemacht - darunter der Komiker Otto und die Sängerin Anastacia ("Hallo, ich bin Anastacia, und Ihre nächste Station ist Stadtmitte", kam in einem starken amerikanischen Akzent vom Band). Und in Hamburg hörte man im Jahr 2013 zum Beispiel den Hip-Hopper Jan Delay in der U-Bahn-Linie 3 singen: "Hoheluftbrücke, oh yeah". Doch keine dieser Aktionen war so beliebt wie die Ansagen von Nils, Tobias, Christina und Khanh. Diese vier Kinder haben während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 Hamburgs Haltestellen angesagt. Eigentlich sollte damit nach der WM Schluss sein. Aber den Hamburgern haben die Kinderstimmen so gut gefallen, dass sie viel länger zu hören waren als geplant.

Und warum sagen nicht immer Kinder und Prominente die Stationen an? Weil beim Busfahren gute Laune doch nicht das Allerwichtigste ist. Noch wichtiger ist, dass alle Stationsnamen gut zu verstehen sind. Und das kriegen Profisprecher am besten hin. Weil sie die richtige Stimmlage haben (vor allem nicht zu hoch sprechen), die Stationen nicht zu schnell oder langsam ansagen, nicht nuscheln und viele Leute ihre Stimme angenehm finden.

© SZ vom 18.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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