ZDF-"Nachtstudio":Peter Handke in einem kuriosen Gespräch

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Er ist umstritten - und zugleich als Schriftsteller hochgeachtet. Jetzt äußert sich Peter Handke erstmals seit vielen Jahren wieder in einem TV-Interview, das in der Nacht zum Montag ausgestrahlt wurde.

Claudia Tieschky

Ein TV-Besuch des österreichischen Schriftstellers Peter Handke ist immer ein Ereignis, seit er 2003 seinen Rückzug aus der Öffentlichkeit erklärt hat. Zuweilen nämlich sagt Handke genau wie Howard Carpendale "Na und" zum Auftrittsverzicht.

Peter Handke veröffentlichte jüngst "Die morawische Nacht", nun äußert er sich erstmals seit langem im TV. (Foto: Archivfoto: AP)

Jetzt kam er vom Pariser Vorort, in dem er lebt, zu "Nachtstudio"-Moderator Volker Panzer, der für das Treffen in die französische Hauptstadt gereist war. Dass "einer der wichtigsten und umstrittensten Dichter der Gegenwart" Panzer 60 Minuten lang "Rede und Antwort steht, beweist, dass Fernsehen ein Kulturereignis sein kann", jubelt das ZDF in der Programmankündigung.

Handke, 65, kam nach eigenem Bekunden keineswegs deshalb, weil gerade sein neuer Roman "Die morawische Nacht" in den Buchhandlungen liegt. Nein. Er sei gekommen, weil ihm langweilig sei, sprach der Dichter: "Warum soll ich nicht Leute treffen, die ich nicht kenne und mir anhören, was sie zu erzählen haben über meine Scheißbücher." Das ist der Sound, für den der Leser Handke lieben kann.

Für Moderatoren ist der Autor der "Publikumsbeschimpfung" nicht so leicht zu verkraften, Handke gilt als schwieriger Interviewpartner und kann bei Fragen zu seiner Serbien-Sympathie bedrohlich wirken.

Als die ORF-Journalistin Katja Gasser ihn im Januar famos und hartnäckig befragte, half er sich mit dem Satz, die Generalintendanz habe ihr wohl diese Fragen aufgetragen - ziemlich herablassende Ach-Kindchen-Rhetorik alternder Alphamänner. Gasser, 32, hob das Köpfchen und beschied, die Generalintendanz trage ihr bitteschön gar nichts auf.

Volker Panzer musste in Paris kein Köpfchen heben. Er legte sich dem Schriftsteller gleich von Anfang an zu Füßen wie ein Flokatiteppich. Dabei kam Handke sogar in Plauderstimmung: Er sprach über das Reisen, das Schreiben, auch über das Alter. Bloß der lächelnde Panzer korrigierte und unterbrach sich selbst fortwährend in diesem kuriosen Nachtgespräch beim kleinsten Widerspruch des Gastes.

Der rügte ihn einmal streng: "Jetzt fragen Sie doch nicht wie die Spiegel-Leute!" Sogar ein angekündigter Archivfilm (Handke 1975 im Disput mit Franz Xaver Kroetz in der ZDF-Sendung Literatour) wurde umgehend gestrichen, weil der Dichter matt klagte, das wolle er nicht sehen. Immerhin gab Handke preis: "Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist Wohnen."

Das hätte man ja nicht gedacht. Als der ZDF-Mann die Serbien-Frage wagte, maulte Handke: "Wenn ich Ihnen 1000 Euro gebe, hören Sie dann damit auf?" Panzer hörte sogar auf, ohne das Geld zu nehmen.

Sein Ehrgeiz im Alter sei es, "die Heiterkeit zu steigern", hatte Handke am Anfang des Gesprächs erklärt. Es zeigt sich: Das Fernsehen kann da prima helfen.

© SZ vom 09.03.2008/gdo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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