Vorschlag-Hammer:Was tun

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In Frankfurt ist gerade Buchmesse. Es gibt aber viele gute Gründe, dennoch in München zu bleiben. So könnte man in diesen Tagen zum Beispiel in Ruhe in der Bayerischen Staatsbibliothek durch die allenthalben gelobte Ausstellung Showcase mit Künstlerbüchern wandeln

Von Antje Weber

Wer will schon auf die Frankfurter Buchmesse fahren? "Eine große und angeblich sehr anstrengende Veranstaltung, deren Sinn erst noch erfunden werden muss", ätzt Nils Minkmar im aktuellen Spiegel. Allein über diese Aussage kann man natürlich sehr schön streiten, wofür es übrigens keinen geeigneteren Ort als just die Buchmesse geben dürfte. Abertausende von Autoren, Verlegern, Lektoren, Journalisten und, ja, Lesern setzen sich in dieser Woche deshalb - und nicht nur deshalb - wieder in Richtung Frankfurt in Bewegung.

Doch natürlich gäbe es auch für Buchliebhaber viele gute Gründe, zu Hause zu bleiben. Man könnte in diesen Tagen zum Beispiel in Ruhe in der Bayerischen Staatsbibliothek durch die allenthalben gelobte Ausstellung Showcase mit Künstlerbüchern wandeln. Oder aber in der Villa Stuck in die Bibliothek der Gerüche eintauchen - es ist eine wirklich lustige Idee der Japanerin Hisako Inoue, das Buch einmal aus olfaktorischer Sicht zu bewerten. Drei Monate lang hat die Künstlerin die Ausstellung in der Villa Waldberta vorbereitet; hätte ich das gewusst, ich hätte gern ein paar exquisite Exemplare aus unseren Flohmarkt-Kisten beigesteuert, mit zarter Schimmelnote.

Wer in München bleibt, könnte sich außerdem tatkräftig auf die kommenden Lesungen sonder Zahl vorbereiten. Wer Karten für Daniel Kehlmann im Residenztheater (18. Oktober) oder Orhan Pamuk im Herkulessaal (20. Oktober) erwerben möchte, ist gut beraten, sich bald darum zu kümmern - auch der Literaturfest-Abend mit dem Deutschen-Buchpreis-Gewinner Robert Menasse im Gasteig (22. November) dürfte bald ausverkauft sein. Wer die Verleihung des Thomas-Mann-Preises an die Schriftstellerin Brigitte Kronauer erleben möchte, muss hingegen erfreulicherweise nichts bezahlen, sollte wegen begrenzten Platzes am 18. Oktober allerdings frühzeitig in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste erscheinen. Überhaupt gilt es, angesichts einer Überfülle von Terminen klug zu planen: Schließlich könnte man am 18. Oktober auch noch die Wiener Szene-Größe Stefanie Sargnagel in den Kammerspielen erleben oder am 17. Oktober in der Seidlvilla persönlich über den "Justizroman" von Petra Morsbach richten. Davon abgesehen, dass man sich auch einmal wieder auf Abgelegeneres einlassen und am 23. und 24. Oktober im Instituto Cervantes dem paraguayischen Autor Augusto Roa Bastos huldigen könnte. Bis dahin sollte man sich ein wenig einlesen, die Stapel an Büchern im Wohnzimmer dezimieren; anfangen könnte man zum Beispiel mit der sehr unterhaltsamen Betriebssatire "Die Sache mit der Literatur" von Jean-Philippe Delhomme, die der Liebeskind Verlag passend zur Buchmesse herausgebracht hat.

Das erinnert mich an ein Problem. Denn was auch immer man in diesen Tagen lesen, planen, anschauen könnte - ich werde nichts davon tun. Ich weile in Frankfurt, auf einer großen und anstrengenden Veranstaltung, und suche nach dem Sinn.

© SZ vom 12.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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