Vorschlag-Hammer:Verschlungene Wege

Als vegetarischer Journalist hat man es nicht ganz leicht in München. Zumindest die Ernährung wäre dann doch recht einseitig: Es gibt prinzipiell Butterbrezn, und wenn es einer ganz gut meint, Kässpatzen

Von Michael Zirnstein

Der lesenswerte Roman "The John Henry Days" erzählt von einem Reporter, der sich ein Jahr lang bei Buffets auf Presseterminen durchfuttert. Als vegetarischer Journalist in München wäre die Ernährung dann recht einseitig: Es gibt prinzipiell Butterbrezn, und wenn es einer ganz gut meint, Kässpatzen. Was freute ich mich neulich über die vorbeihuschenden Häppchen im Ampere des Muffatwerks, da gab es für Vegetarier Mini-Mangold-Quiche. Satt wurde man davon nicht, aber so blieb ich aufnahmefähig für das Wesentliche: Die neuen Tapeten und Designstücke in dem nun zehn Jahre alten Club. Kann man sich etwa beim Soul-Rocker Marcus King am 28. September anschauen. Eine kulinarische Überraschung bot vor einer Weile auch das Deutsche Theater: Die Intendanten wollten zur Premierenfeier alle Gäste, nicht nur die Vips einladen und ließen das Buffet von McDonald's sponsern - und bestücken. Ob es bei der Show Boybands Forever auch so gastro-demokratisch zugeht, bleibt abzuwarten. Immerhin sind bei der Premiere am 4. Oktober die verbliebenen Originale von Caught In The Act dabei - für manche waren das ja mal Sahneschnittchen. Apropos: Als ich jüngst Conchita Wurst traf, die am 2. Oktober im Circus Krone gastiert, trat ich in ein Fettnäpfchen. Nach dem Interview fragte mich der Manager, ob er mir etwas mitgeben könne. Ich sah nicht die Biografien und CDs in seiner Hand, sondern nur den reicht gedeckten Tisch und sagte: "Eine Butterbreze bitte."

© SZ vom 23.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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