Vorschlag-Hammer:Stapelweise Ausflüge

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Drei Papierhaufen liegen auf meinem Schreibtische. In Nummer zwei drängen sich diejenigen, die ich liebend gern wahrnehmen würde, falls es mir gelingt, die Zeit dafür zu finden

Von Sabine Reithmaier

Auf meinem Schreibtisch stapeln sich wohl geordnet verschiedene Papierhaufen. Die Nummer eins enthält alle Einladungen und Termine, zu denen ich ganz bestimmt hingehen werde; im Stapel zwei drängen sich diejenigen, die ich liebend gern wahrnehmen würde, jedenfalls falls es mir gelingt, die Zeit dafür zu finden, wovon ich während des Sortierens noch absolut überzeugt bin. Bei den Terminen, die den dritten Haufen bilden, glaube ich das von vornherein nicht so recht. Der endgültige Absturz dieser Sammlung in den Papierkorb ist meist nur eine Frage der Zeit.

Der umfangreichste Stapel ist aber immer der zweite, was auch an den vielen sehenswerten Ausstellungen liegt, die es zu besuchen gäbe, zum Beispiel Peter Langs Ausstellung linientreu im Liebenweinturm der Burg Burghausen. Der Maler, 1965 in Holzkirchen geboren und jetzt im Bayerischen Wald lebend, präsentiert sich dort mit den Bildern, die er in Patagonien (Chile) und Naefellsjokull (Island) malte, immer in "Peters Reise-Container". Lang bildet Landschaften nämlich nicht ab, sondern versucht den Eindruck, den sie in ihm hinterlässt, auf die Leinwand zu bannen. Den erfasst er aber nur dann, wenn er über mehrere Monate in der jeweiligen Gegend lebt. 2010 baute er deshalb einen Überseecontainer zum Atelier- und Wohnhaus um, konstruierte dazu eine große Holzveranda mit Überzelt, die sich als Malwerkstatt im Freien eignet und tadellos auf- und abbaubar ist. Dazu passt, dass er die Farben in Ei-Tempera-Technik vor Ort herstellt, mit Pigmenten, die er dort schürft. Neben den Werken, Bildtafeln und Filmen seiner Malreisen zeigt er auf der Burg auch eine Installation von 166 handgesägten Eichenbohlen (noch bis 1. Mai).

Blöd finde ich auch, dass Schwandorf so weit von München weg ist. Im Oberpfälzer Kunsthaus ist gerade Lubok mit Druckgrafik und Künstlerbüchern aus Leipzig zu Gast. Lubok - so hießen die volkstümlichen, russischen Holzschnitte, die von fahrenden Händlern verkauft wurden. Des Lesens unkundige Menschen bezogen aus den Lubki ihr Wissen von der Welt. 2007 entwickelte Christoph Ruckhäberle, Maler der Neuen Leipziger Schule, mit dem Grafiker und Drucker Thomas Siemon die Idee, Linolschnitte zeitgenössischer Künstler in hohen Auflagen zu drucken und in Buchform zu veröffentlichen. Inzwischen haben sich schon mehr als 100 Künstler an den Lubok- Büchern beteiligt, 13 davon sind in Schwandorf vertreten. Neo Rauch ist vermutlich der berühmteste, aber unbekannt sind die anderen auch nicht, u.a. Tilo Baumgärtel, Benjamin Dittrich, Katharina Immekus, Thomas Moecker, David Schnell und Matthias Weischer (bis 22.5., Oberpfälzer Künstlerhaus, Schwandorf).

Aber vielleicht schaffe ich es ja noch bis Prien. Das wäre nicht so weit. Dort könnte ich mich auf den Spuren des Churfürstlichen Hofkammermalers Joseph Adam Möck "zwischen Himmel und Erde" bewegen. Das wäre auf jeden Fall reizvoll. (30.4. bis 26.6., Museum Prien, Valdagnoplatz 2).

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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