Vorschlag-Hammer:Schampusschauer

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Warme Kalbfleischpflanzerl, Kartoffelsalat und "Rogue One: A Star Wars Story" kann man durchaus auch mal kombinieren

Von Bernhard Blöchl

Die "heiße Nummer" gibt es, wie versprochen, noch vor dem Hauptfilm. Im Saal ist es bereits schummrig, die Beine ruhen ausgestreckt auf dem roten Fußhocker, als der Kellner mit der Etagere anrückt. "Genussturm" sagt man dazu im Gloria-Palast, und entscheidet man sich wie ich für die Variante "Eine ganz heiße Nummer", dann darf man sich über kleine warme Kalbfleischpflanzerl freuen, die man im Wechsel mit der Bierflasche respektive dem Weinglas zum Mund führt, während auf der Leinwand das Spektakel beginnt (in diesen Tagen wahlweise Rogue One: A Star Wars Story oder, wer's ein bisschen bodenständiger mag, die Ballett-Matinee Der Nussknacker am Sonntag). Hin und wieder kann es sein, dass man im Dunkel die Senfschüssel verfehlt und seine Pflanzerl in Kartoffelsalat badet. Und wenn wir schon beim Jammern auf dem Niveau eines Drei-Etagen-Gestells sind, dann könnte man anfügen, dass die Beistelltischchen viel zu klein sind! Wo soll denn da noch die Schachtel Popcorn hin?

Die Zeiten, in denen Kino automatisch Knieschmerzen, Ellenbogenrempeleien und Nacho-Geschmatze in beiden Ohr bedeuteten, sind ja nun vorbei. Genusskino heißt das Zauberwort für arg verwöhnte Filmfreunde - und für solche, die noch passende Gutscheingeschenke für Weihnachten suchen (versuchen Sie's, kommt immer an). Beinfreiheit, Sitzkomfort und Service am Platz gibt es nicht nur im Gloria-Palast, auch im kleinen Astor-Kino im Bayerischen Hof setzen die Gastgeber auf Luxus. Die Lounge-Sofas sind unverschämt bequem, und wer seine Liebste zu einem Glas Champagner bei der Casablanca-Matinee am Sonntag verführt, der darf sich ruhig wie Humphrey Bogart fühlen, ein bisschen zumindest. Er sollte das unbedingt tun, es tröstet über die Rechnung hinweg. Denn so viel dürfte klar sein: Das Werkstattkino ist billiger (Tipp in diesen Tagen: Tatjana Turanskyjs Escort-Satire Top Girl mit Julia Hummer in der Spätvorstellung). Dafür wird es in Münchens kernigstem Hinterhofkino garantiert nie und nimmer "VIP-Sitze aus edlem Leder" geben. Damit wirbt das Cinemaxx und lockt "mit extra breiten Sitzflächen und Armlehnen für ultimativen Kino-Komfort". Wer sich dort am Sonntag - vier Tag vor dem offiziellen Start - die Preview des neuen Disney-Animationsabenteuers Vaiana anschauen möchte, kann dies, für ein paar Euro mehr, in den Luxusledersitzen mit den roten Kopfstützen tun.

Auch zu einer genussfreudigen Kooperation, wie sie das Cinema anbietet, wird es im Werkstattkino nie kommen. Cine Cuisine heißt das Angebot, das Prosecco, Kinokarte und Drei-Gänge-Menü im Nymphenburger Hof beinhaltet - und als hübsche Geschenkidee ebenfalls Freude bereiten dürfte. Aber lustig wär das schon, so ein vergleichbares Kombi-Paket für Werkstattkino-Fans: erst B-Movie-Splatter-Trash im Keller, dann zur Currywurst mit Pommes Schranke in den Bergwolf.

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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