Vorschlag-Hammer:Sayonara, Baby

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Das Bayerische Staatsorchester ist mit seinem Generalmusikdirektor Kirill Petrenko in Asien unterwegs. Ich darf sie in Tokio treffen

Von Egbert Tholl

Derzeit ist das Bayerische Staatsorchester mit seinem Generalmusikdirektor Kirill Petrenko in Asien unterwegs. Genauer in Südkorea und Taiwan, als eine Annäherung an Japan, wo dann das eigentliche Gastspiel der Staatsoper stattfindet, mit Konzerten und zwei echten Opernproduktionen, der "Zauberflöte" und dem Tannhäuser. Das führte zu dem unabdingbaren Verlangen, in ein Flugticket nach Tokio zu investieren und zwei Vorhaben in die Tat umzusetzen. Erstens: eine Annäherung an den scheuen Dirigenten Petrenko, was vermutlich auch in Japan scheitern wird. Zweitens: den Versuch zu ergründen, wie das japanische Publikum auf die Inszenierung von Romeo Castellucci reagiert.

Als die im Mai dieses Jahres herauskam, spaltete sie das Publikum und die Kritik in je zwei Lager. Man muss dazu nur noch mal nachlesen, womit die Zeitungen ihre Rezensionen titelten. "Pornographie der Verwesung", "Nur ein Staubkorn im Universum", "Nicht von dieser Welt" oder "Es gibt wieder Gammelfleisch im Gardinenladen". Nun kommt dann vielleicht hinzu: "Sayonara, Baby", Tannhäusers Abschied von der Venus. Oder von Elisabeth, je nachdem, wie man das sieht. Klingt auf jeden Fall wie eine japanische Mädchen-Punk-Band.

Der unverschämte Riesenvorteil: Zusammen mit der Generalprobe sehe ich Castelluccis Inszenierung zwei Mal, während sie in München die ganze nächste Saison nicht gezeigt wird. Persönlich gehöre ich eher zum "Nicht von dieser Welt"-Lager, nicht zu den Gammelfleisch-Spürhunden, weshalb das Ganze großartig zu werden verspricht.

Nur in einem Punkt ist dieses Gastspiel nicht so ganz gewinnbringend: Oper braucht Platz, deshalb finden die Aufführungen an einem Ort namens Bunka Kaikan statt. Der klingt ein bisschen so, wie er heißt, ist also keiner jener japanischen Säle, in denen man vor akustischer Überwältigung kaum mehr aus noch ein weiß, wobei es ganz ordentlich ist, aber halt nicht Suntory Hall. Dafür wohnt nebenan der Panda-Bär. Wenn es mit der Annäherung an Kirill Petrenko nicht klappt, dann gehe ich halt in den Zoo und rede mit dem Panda. Der ist fast genauso entzückend und sagt auch nix. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Aber was anderes kennt ein Tier im Zoo ja nicht.

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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