Vorschlag-Hammer:Mehr Prozente, bitte!

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Kaum tritt man aus dem Haus, steht man schon vor einer Glühweinbude. Es gibt allerdings Alternativen

Von Franz Kotteder

Gar nicht so einfach, in diesen Tagen gastronomische Tipps zu geben. Es sieht ja eher düster aus in Restaurants und Gaststätten, was die nächsten vier Wochen angeht. Denn entweder sind sie komplett ausreserviert bis Silvester, oder sie sperren danach zu und machen Ferien, weil im Januar eh niemand mehr Lust hat, nach den anstrengenden Feiertagen aus dem Haus zu gehen.

Somit bleiben noch die eher temporären Angebote zur Advents- und Weihnachtszeit. Da braucht es freilich eher Ratschläge, wie man ihnen entkommt. Denn kaum tritt man aus dem Haus, schon steht man vor einer Glühweinbude. Jedenfalls kommt das einem so vor, denn die Verchristkindlmarktisierung der Stadt hat Ausmaße angenommen, dass es eigentlich schon nicht mehr (weihnachts)feierlich ist. Wo noch ein Quadratmeter frei ist, stellt irgendwer einen Ausschank oder einen Bratwurstgrill hin. Trotzdem gibt es natürlich auch zwischen den ganzen Zusammenrottungen angeheiterter Menschen, die gezuckerten, warmen Rotwein oder Punsch in sich hineingießen, immer noch Entdeckungen zu machen.

Deren zwei seien hier verraten. Nachdem wir an dieser Stelle erst vor kurzem feststellten, dass ganz München im wesentlichen nur noch Gin zu trinken scheint, wenn es um Hochprozentiges geht, so wollen wir heute mal Alternativen aufzeigen. Da wäre zum Beispiel der Schwarzbrenner aus Schondorf am Ammersee. Gut, der Name ist ein bisschen albern, weil es sich dabei, logisch, nicht um schwarz gebrannten Schnaps handelt, den Roger Jürgens und Enrico Hünniger vertreiben. Die beiden haben schöne traditionelle Brände im Angebot wie die "Alte Zwetschke" und die Waldhimbeere, aber auch Pfirsich- und Erdbeerschnaps. Testen kann man die zum Beispiel im ganz und gar nicht überlaufenen "Winterzauber" auf dem Viktualienmarkt; die Schwarzbrennerbude steht noch bis 5. Januar vor der Nordsee-Fischhalle ( www.der-schwarzbrenner.com). Noch mehr überzeugte uns bei einem längeren Besuch allerdings die Sissis-Bar der Schnapsmanufaktur Sissis aus Possenhofen am Starnberger See im Mercato-Zelt des Tollwood-Winterfestivals. Chefdestillateur Oliver Bischoff hat Sissis 2013 ins Leben gerufen, seitdem brennt er hochprozentige Köstlichkeiten wie den "Haselnussrausch" (der nicht umsonst so heißt) oder den "Williams & Bienenhonig", der erst einmal gefährlich harmlos daherkommt. "Dichte Frucht, milder Abgang und hohe Mixability" verspricht die Werbung über Bischoffs Obstbrände, und es ist gut möglich, dass nach einem Abend mit Sissi nicht nur die Frucht dicht ist. In der Sissis-Bar kann man gleich auch den heißen "Jaga Royal" (mit einer speziellen Kräutermischung im Holzfass ausgebaut) probieren ( www.sissis.eu).

© SZ vom 20.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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