Vorschlag-Hammer:Kunst-Wertstoffe

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Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Flut der Festivals auf dem Land während der Sommermonate unentwegt anschwillt. Mit Überraschungen oder ungewöhnlichen Konzepten ist aber nur selten zu rechnen

Von Sabine Reithmaier

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Flut der Festivals auf dem Land während der Sommermonate unentwegt anschwillt. Super Konzerte, tolle Theateraufführungen - auf hohe Qualität setzen die meisten, die Karten sind nur selten günstig. Fast alle haben ihr Zielpublikum klar vor Augen, mit Überraschungen oder ungewöhnlichen Konzepten ist nur selten zu rechnen. Eine Ausnahme stellen die Veranstaltungen von Elisabeth Carr dar, einer ganz unaufgeregten Veranstalterin in Starnberg. Sie selbst nennt sich lieber Kulturgestalterin, man könnte sie aber auch als Managerin bezeichnen. Seit zehn Jahren hat sie sich auf Kunstbegegnungen an ungewöhnlichen Orten spezialisiert. Das kann ein Teppichladen, ein Atomschutzbunker, ein Bauernhof, ein Wartesaal sein, aber auch eine Insel im Starnberger See oder eine alte Wirtschaft - Elisabeth Carr schafft es, so ziemlich jeden Raum mit Kunst zu verknüpfen.

Oft sind es junge Künstler, die sie an diese Orte einlädt. Dass ihr junge Talente besonders am Herz liegen, drückt sich auch im Namen aus, den die Mutter von sechs Kindern jenem Festival gegeben hat, das sie sich anlässlich des zehnjährigen Bestehens ihrer Reihe "Kunsträume" gönnt : "Juni Spiele schön jung" (noch bis 4. Juli, Infos: www.kunstraeume-am-see.de). Da warten beispielsweise im König-Ludwig-Salon am Bahnhof, den bereits Ludwig II. als Wartesaal nutzte, junge Starnberger Dichter und Musiker auf Publikum (12. Juni, 20 Uhr, Bahnhofplatz 5). Ein Höhepunkt des Festivals dürfte die geplante Modenschau vor Containern und Abfallhalden auf dem Wertstoffhof Starnberg sein. "eco fashion, recycling & upcycling" nennt sich der Abend, an dem junge Eco-Labels mit zehn Models kommen und ihre Kollektionen aus Biobaumwolle und recyceltem Polyester zeigen. Dazu gibt es Vorträge über die Arbeitsbedingungen in asiatischen Textilfabriken (19.6., 19.30 Uhr, Petersbrunnerstr. 3b, Starnberg).

Kein Festival, aber trotzdem ein sehr verdienstvolles und interessantes Projekt ist das Kulturmobil, das fahrende Theater Niederbayerns. Seit 1998 ist die mobile Theaterbühne während des Sommers in Dörfern und Städten unterwegs. 60 Vorstellungen, 30 Spielorte, circa 10 000 Besucher - die Zahlen sprechen für sich. Das Programm auch: Regisseur Louis Villinger hat das Theaterstück "Indien" von Josef Hader und Alfred Dorfer inszeniert. Der Film, in dem die beiden Autoren die Gastgewerbe-Inspektoren Heinz Bösel und Kurt Fellner spielen, hat längst Kultstatus. Mal sehen, ob das der niederbayerischen Inszenierung auch gelingt. (Premiere 13. Juni, 20 Uhr, Landau an der Isar , letzte Vorstellung, 30. August, Vilshofen). Im Nachmittagsstück (17 Uhr) präsentiert Christoph Krix das musikalische Märchen "Peter fängt den Wolf". Die von Sergei Prokofjews "Peter und der Wolf" inspirierte Geschichte ist bestimmt noch immer ein tierisches Theatervergnügen.

© SZ vom 12.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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