Vorschlag-Hammer:Kakapos und Ohrwürmer

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Musik prägt Bilder, Bilder prägen Musik. Kino lebt von dieser Wechselwirkung, und auch Stummfilme verzehren sich nach Live-Vertonung. Dabei ist der gute Ton bei weitem nicht selbstverständlich, weder im Zwischenmenschlichen, da ganz besonders, noch in der Filmgeschichte

Von Bernhard Blöchl

La La La, schon klar. Alle reden über den Straßenfeger mit den Schnuckis Emma Stone und Ryan Gosling. La La La, manche singen auch davon. Zum Beispiel mein Musical-verliebter Kollege Michael Zirnstein. Ihn treibt gerade ein Ohrwurm aus La La Land um, und weil wir uns ein überschaubares Büro teilen, kann ich den Film, den ich selbst noch nicht gesehen habe, schon deshalb empfehlen, weil er offenbar sehr nachhaltig wirkt. Hinzu kommt die Tatsache, dass der Grammy-Abräumer und Oscar-Favorit von Damien Chazelle erschaffen wurde, dem musikalischsten Emporkömmling, seit es rhythmisches Erzählen in Bildern gibt (schon sein erster Hit Whiplash machte Kino physisch erlebbar). An diesem Donnerstag startet die La-La-Lovestory in vielen Li-Li-Lichtspielhäusern.

Musik prägt Bilder, Bilder prägen Musik. Kino lebt von dieser Wechselwirkung, und auch Stummfilme verzehren sich nach Live-Vertonung (nachzuprüfen bei der Murnau-Retrospektive, noch bis 18. Februar im Filmmuseum). Dabei ist der gute Ton bei weitem nicht selbstverständlich, weder im Zwischenmenschlichen, da ganz besonders, noch in der Filmgeschichte. In eben genannter Kinemathek wird am Donnerstag ein Werk aus dem Jahr 1953 gezeigt, ein Ufo-Klassiker, der seinerzeit als Ton-Sensation bejubelt wurde: It Came From Outer Space, Jack Arnolds Science-Fiction-Debüt in Schwarz-Weiß, gilt als einer der ersten Filme überhaupt, die im Kinosaal in Stereo zur Aufführung kamen. Neu restauriert, ist er nun in sattem 3D und im korrekten Widescreen-Format zu sehen (19 Uhr). Bei Sci-Fi-Helden kommt mir ja sofort Douglas Adams in den Sinn, weshalb ich mir an dieser Stelle einen kleinen Themenschlenker gönne. Adams ist ja nicht nur per Anhalter durch die Galaxis gereist, der britische Autor kam auch auf der Erde viel herum, bevor er im Jahr 2001 starb. Madagaskar, Indonesien, Neuseeland, Zaire, dorthin reiste Adams Ende der Achtzigerjahre, um bedrohte Tierarten zu erforschen. Über das Amazonas-Manati, das Aye-Aye und die Komodo-Drachen schrieb er in dem Buch Die Letzten ihrer Art. Darauf stürzt sich mit Genuss die Schauspielerin Adele Neuhauser (bekannt als Bibi aus dem Ösi-"Tatort"), wenn sie am 21. Januar in der Nachtkantine zur musikalischen Lesung antritt. Auch hier macht der Ton die Musik, und man darf sich auf das Kammerpunkjazz-Trio Edi Nulz freuen, das den Reiseberichten den passenden Sound verpasst.

Von den Kakapos und Rosatauben ist es nur ein Flügelschlag zurück zu den Ohrwürmern. Dazu abschließend meine Tipps aus der Welt des Pop: Für seine hübschen Zeilen auf Deutsch ist Oliver Gottwald, Sänger des Augsburger Indie-Mini-Wunders Anajo, bekannt (12. Januar, Milla). Große Songwriter-Kunst, intimer denn je, verspricht Conor Oberst (17. Januar, Postpalast). Frühzeitig Karten sichern sollte man sich für Peter Doherty (21. Februar, Muffathalle). Für mehr La La La im Leben.

© SZ vom 11.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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