Vorschlag-Hammer:Hotspot Baldeplatz

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Man kann darüber streiten, inwiefern der Baldeplatz kulinarisch für einen bestimmten Geist steht - aber auf alle Fälle hat sich hier einiges geballt, was für die gastronomische Geschichte der Stadt steht

Von Franz Kotteder

Genius loci nennt man das wohl, wenn ein Ort einen gewissen Geist verströmt. Man kann jetzt darüber streiten, inwiefern der Baldeplatz kulinarisch für einen bestimmten Geist steht, aber auf alle Fälle hat sich hier einiges geballt, was für die gastronomische Geschichte der Stadt steht. Sei es die legendäre Eisdiele Ranftl in der Wittelsbacherstraße, in der es über Jahrzehnte hinweg angeblich das beste Eis der Stadt gab, sei es das Zoozie's, in dem die Münchner Jugend vor 35 Jahren lernte, was ein Szenelokal ist, sei es einer der ersten Inder der Stadt an der Südseite des Platzes, oder auch die beliebte und legendäre Absturzkneipe Geyerwally ein paar Schritte weiter in der Geyerstraße.

Die Eisdiele Ranftl gibt's schon lange nicht mehr, das Zoozie's machte vor einem Monat dicht, die Geyerwally auch, den Inder gibt's immer noch. Jetzt aber die frohen Botschaften: Das Zoozie's feiert Wiederauferstehung als Fugazi No. 15 und ist jetzt vorwiegend ein mediterranes Restaurant mit Pizza und Pasta sowie einer umfangreichen Bar (siehe auch Seite R 5), die Geyerwally wird gerade behutsam renoviert und feiert in Kürze Wiedereröffnung. Der Charakter als gepflegte Boazn für Intellektuelle, Kulturschaffende und Spontis aller Art soll auch in Zukunft bestehen bleiben. Die Ranftls wiederum haben schon vor einigen Jahren in der Kapuzinerstraße 43, also ebenfalls beinahe am Baldeplatz, mit der Eisdiele Domori einen kongenialen Nachfolger gefunden; der gebürtige Iraner Mori Barghtchi bietet hier pro Tag 20 verschiedene Eissorten an. Die wählt er aus den gut 290 verschiedenen Geschmacksrichtungen aus, die er so draufhat. Der Renner bei der Kundschaft soll übrigens sein Joghurt-Gurke-Dill-Eis sein.

Neuester Zugang am Baldeplatz ist - übrigens in den Räumen der ehemaligen Eisdiele Ranftl - seit ein paar Wochen das Restaurant Le Berlú in der Wittelsbacherstraße 16, das nach den Anfangsbuchstaben der Vornamen seiner beiden Betreiber Bernard Le Port und Luis Delgado benannt ist. Der spanischstämmige, französische Koch Delgado kocht hier eine feine Fusionsküche aus klassisch-französischen und spanischen Gerichten, etwa gebratene Gambas, mit Soja-Chili karamellisiert auf Mango-Avocado-Chutney, oder eine traumhafte Perlhuhnkeule, gefüllt mit einer mallorquinischen Sobrasada und serviert mit Champignons, Pommes Anna und Trüffeljus. Man sieht schon: Das ist recht ambitioniert, die Preise halten sich dennoch im Rahmen - 10,50 Euro für die Gambas, 18,50 Euro für das Perlhuhn (Montag bis Freitag 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr und 18.30 Uhr bis 24 Uhr, samstags nur abends. Sonntags ist geschlossen. Telefon: 74 74 77 50, www.leberlu.de)

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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