Vorschlag-Hammer:Eros und Iggy

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Was haben Winnie & Mutti, was ich nicht habe? Von allen mir befragten Society-Journalisten antworteten 100Prozent: "Winnie und wer? Kenne ich nicht." Dennoch standen Winnie & Mutti auf der uns Normalo-Reportern ausgehändigten VIP-Liste zur Premiere des Musicals "Chicago" im Deutschen Theater

Von Michael Zirnstein

Was haben Winnie & Mutti, was ich nicht habe? Von allen von mir befragten Society-Journalisten antworteten 100 Prozent: "Winnie und wer? Kenne ich nicht." Dennoch standen Winnie & Mutti auf der uns Normalo-Reportern ausgehändigten VIP-Liste zur Premiere des Musicals "Chicago" im Deutschen Theater: "Winnie & Mutti, Kulturkritikerinnen." Kulturkritiker bin ich auch, aber ich mache keine Personality-Show daraus. Höchstens in dieser Kolumne. Ich habe gegoogelt, was Winnie & Mutti über mich erhebt: zwei Hochhaar-Perücken; die Künstler, die sie gerne zum Selfie-Zweck zwischen sich klemmen; und allen voran der Verzicht auf Nachnamen.

Ich glaube sogar, das ist ein Schlüssel zum Ruhm. Jüngst habe ich über das Duo Schlachthofbronx geschrieben und unhöflicherweise die Nachnamen der Musiker genannt. Sie baten mich inständig, diese zumindest auf süddeutsche.de zu löschen. Bene und Jakob, das genügt, um weltweit in der Bass-Szene einzuschlagen: Pardauz! Pardon . . . Ich gelobe Besserung und empfehle Ihnen diesmal lediglich Künstler, deren Vornamen allein schon Donnerhall sind: Joris mit seiner Erfolgssingle "Herz über Kopf" (13. März), Jan-Josef, "Tatort"-Beschauer und pathologischer Musiker, mit seiner Band Radio Doria (14. März) und den immer noch einstürzenden Neubauer Blixa (15. Juni, alle Muffathalle). Bei Paaren wirkt eine Vornamen-Koppelung besonders stark - doppelt genannt hält besser: wie bei den Country-Brüdern Boss und Hoss im Zenith (2. April), den falschen Franzosen Françoise und Brezel von Stereo Total (6. April, Strom), der Hollywood-Actress Juliette, die zumindest im Verbund mit ihrer Band The Licks auf den Nachnamen Lewis verzichten kann (21. April, Freiheiz), oder Marianne und Michael der Rockmusik: Klaus und Rudolf, die mit den Scorpions am 16. März die Olympiahalle beschallen. Da im Olympiapark die größten Konzerte steigen, häufen sich hier logischerweise die selbsterklärenden Vornamen: Eros (17. März), Xavier (28. November), Elton (25. November) und Ina (11. März 2017) in der Olympiahalle. Im Stadion sind es Rihanna (7. August), Bruce (wieder mit E-Street Band, 17. Juni) und Iggy, der als Headliner des "Rockavaria"-Festivals bestimmt keinen Pop macht (27. bis 29. Mai). Dann geht bald noch Paul in den Vorverkauf, der früher mit den Kollegen John, George und Ringo umhergezogen ist. Der Termin ist noch nicht bestätigt, ich habe ihn aber aus guter Quelle von der "Chicago"-Premierenfeier. Zu der waren übrigens auch Roger, Schu und Sepalot geladen, völlig zu Recht, wegen ihrer echten über den Hip-Hop hinausgewachsenen TV-Prominenz. Auch wenn sie ihre Band Blumentopf heuer leider begraben (ein letzes Mal in Bayern zu hören beim "Chiemsee Summer", 25. bis 28. August), mögen sie doch als Very Important Rapper weiter die Ehrengastliste des Deutschen Theaters verjüngen. Und sich an wahrlich unterhaltsamen Premieren wie dieser mit Carien als Roxie und Caroline als Velma erfreuen. Ich schreibe dies ganz diensteifrig, ohne Erwartung eines Listeneintrags.

© SZ vom 08.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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