Vorschlag-Hammer:Durchsichtig

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In Frauenau im Bayerischen Wald gibt es ein Glasmuseum mit einer bemerkenswerten Ausstellung. Und ganz in der Nähe kann man durch die Gläsernen Gärten schlendern, in denen Magdalena Paukers Schachtelhalme, Petr Novotnýs "Glass Tree" und Simone Fezers "Lebensadern" wuchern

Von Sabine Reithmaier

Frauenau im Bayerischen Wald ist, von München aus gesehen, nicht gerade der nächste Weg. Aber die Fahrt lohnt sich. Wo sonst kann man in Gläsernen Gärten spazieren gehen. In unmittelbarer Nähe des Glasmuseums wuchern Magdalena Paukers Schachtelhalme, wächst Petr Novotnýs "Glass Tree", fließen Simone Fezers "Lebensadern"; Ron Fischers "Arche" dagegen liegt gestrandet vor einem Teich. Um alle 24 Glasskulpturen zu besichtigen, braucht man im Schlendertempo höchstens 90 Minuten (ganzjährig geöffnet, barrierefrei).

Ins Museum selbst sollte man natürlich auch gehen und durch die Kulturgeschichte des Glases reisen. Und sich unbedingt die Sonderausstellung anschauen, die einer Künstlerfamilie gewidmet ist: den Mauders. Bruno Mauder (1877-1948) hatte sich in München gerade als Kunsthandwerker selbständig gemacht, als er 1909 zum Direktor der gerade erst fünf Jahre alten Fachschule für Glasindustrie und Holzschnitzerei nach Zwiesel berufen wurde. Damals sicher nicht unbedingt der Ort, den sich ein junger Großstädter für seine Zukunft vorstellte. Aber Mauder kam und prägte die Schule vier Jahrzehnte lang. Davon abgesehen - und darum geht es in der Ausstellung - entwickelte er sich zum Pionier des europäischen Glasdesign. Leider starb er 1948 an den Folgen einer Fischvergiftung.

Sein Bruder Josef Mauder (1884-1969) war in München geblieben. Er ließ sich zwar wie der Bruder zum Glasmaler ausbilden, studierte wie dieser an der Königlichen Kunstgewerbeschule, feierte aber bereits mit 20 seinen ersten Erfolg, als er das Buch "Schöne alte Kinderreime" illustrierte. Wirklich bekannt wurde er als erster deutscher Sport-Karikaturist, zeichnete jahrzehntelang für die Sportzeitschriften Fußball und Sport Magazin, aber auch für die Fliegenden Blätter oder die Jugend. Nebenbei organisierte regelmäßig Auftritte für Karl Valentin.

Brunos Söhne Hans und Walter traten brav in die Fußstapfen des Vaters, unterrichteten beide an dessen Schule. Während sich Hans (1903-1970) vor allem mit Glasgravur beschäftigte und einen eigenen Stil entwickelte, wandte sich Walter (1913-1999) verstärkt der Malerei zu. Er war einer der Gründer der Donau-Wald-Gruppe, jener Künstlervereinigung, deren Mitglieder im Stil der gemäßigten Moderne malten. Mauders Stärke war seine Vielseitigkeit, er konnte nicht nur zudem mit Glas umgehen, er war auch ein gefragter Wandmaler.

Die meisten Exponate stammen übrigens aus Privatbesitz und waren bisher noch nie zu sehen. Noch ein Grund, um nach Frauenau zu reisen (Glasmuseum Frauenau, bis 5. März).

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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