Vorschlag-Hammer:Besser, aber nicht gut

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Als der Chiemsee Summer noch Chiemsee Reggae Summer hieß, konnte man sich noch über das Line-up aufregen. Aber auch heute gibt es heftigen Chauvinismus - allerdings von Frauen

Von Jakob Biazza

Vielleicht wird die Welt ja doch besser. Früher, als der Chiemsee Summer (16.-19. August, Übersee) noch Chiemsee Reggae Summer hieß, da wäre das jetzt wieder losgegangen: Ein Redakteur hätte im Line-up nach Künstlern wie Sizzla, Bounty Killer oder Elephant Man gesucht. Nach einem von denen also, die in ein paar ihrer (älteren) Stücke dafür plädieren, Homosexuelle zu erhängen, zu erschießen oder zu verbrennen. Irgendwer (eine Zeitlang meistens ich) musste dann die hermeneutische Traumaufgabe lösen, ob mit diesem "Verbrennen" jetzt ein echtes Anzünden gemeint ist, oder doch nur ein irgendwie metaphysisch geartetes Gotteslicht, das die Batty Boys (also die anzuzündenden Homosexuellen) erleuchtet - vulgo: heilt. Dann erst durfte man die Frage stellen, ob das jetzt besser ist: jemanden auf die Bühne stellen, der Homosexualität "nur" für eine Krankheit hält? Lautete die Antwort "nein" rief recht bald ein Veranstalter oder ein Veranstalter-Anwalt laut "Zensur" und manchmal noch "Kultur-Relativismus". Die Grünen organisierten eine Diskussionsrunde, auf der der Veranstalter oder der Veranstalter-Anwalt eigentlich deeskalieren wollte, dann aber doch etwas Dummes sagte. Und dann standen Beamte auf den Konzerten, die versuchten, in dem unverständlichen Kauderwelsch, das da gesungen wird, Entgleisungen zu erkennen. Überraschenderweise hat das nie funktioniert.

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