Vorschlag-Hammer:Bergsteigen im Sitzen

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Wer das Bergaufgehen zu anstrengend findet, aber trotzdem ein bisschen Gipfel-Feeling genießen möchte, dem bietet sich eine tolle Alternative: In Tegernsee beginnt das 13. Bergfilm-Festival

Von Sabine Reithmaier

Sieht ja tatsächlich so aus, als würden wir doch ein paar Tage goldenen Oktober abkriegen. Und das auch noch zum Wochenende hin. Eine ideale Gelegenheit, noch ein wenig zu wandern, Luft und Farbe zu tanken in den fantastisch bunt gefärbten Wäldern. Wer das Bergaufgehen zu anstrengend findet, aber trotzdem ein bisschen Gipfel-Feeling genießen möchte, dem bietet sich eine tolle Alternative: In Tegernsee beginnt nämlich an diesem Mittwoch das 13. Bergfilm-Festival (21. bis 25. Oktober, www.bergfilm-festival-tegernsee.de).

181 Filme aus 20 Ländern wurden angemeldet. 89 davon haben es in die Wettbewerbe geschafft und laufen, meist von Mittag an, in sechs zu Kinos umfunktionierten Sälen. Die Jury dürfte gut beschäftigt sein, immerhin sind mehrere Preise zu vergeben. Der Zuschauer dagegen hat bloß eine Hürde zu bewältigen: Er muss sich entscheiden, welche Dokumentationen, Porträts und Reportagen er sich ansehen will. Zwar steht der Berg immer im Mittelpunkt. Aber es geht nicht nur um sportliche Höchstleistungen, die Menschen im Fels vollbringen, sondern manche Filme kreisen auch um soziale und ökologische Aspekten des Lebens in den Bergen.

Kühe, Käse und drei Kinder beschreibt den Alltag auf der kleinen Alp Gün in Graubünden, während A cheval autour du Mont Blanc die Geschichte von drei Reitern erzählt, die sich eine Route um das berühmte Bergmassiv suchen. Aus Kathmandu kommt der Filmemacher Bhojraj Bhat, der seinen Film Sunakali präsentiert. Und natürlich gibt es auch Filme mit viel Action, Hektik und coolen Typen, aber eben auch die ruhig erzählten Porträts über einen Salzburger Bergsteiger ( Die Freiheit, die ich meine) oder den Zinnenmann, ein Film über den großartigen Kletterer Christoph Hainz. Am Donnerstag steht sogar eine Weltpremiere auf dem Programm: Männer, die den Fels streicheln, eine Dokumentation anlässlich des 100. Todestags des Alpinisten Hans Dülfer. Angemeldet haben sich übrigens auch der Fotograf Lois Hechenblaikner, der Schrecken aller Alpentouristik-Manager, und der Maler Ernst Heckelmann, Protagonisten in zwei Filmporträts.

Natürlich würde es nicht zum Grundgedanken des Festivals passen, wenn die Zuschauer den ganzen Tag nur im Kino hocken würden. Daher bietet das Team um den Festivalchef Michael Pause, allseits bekannt als Moderator der Fernsehsendung "Bergauf - Bergab" an den Vormittagen auch Wanderungen auf die umliegenden Gipfel an. Aber Achtung: Es könnte sein, dass am Tegernsee ziemlich viel los ist. Zum ersten Festival 2003 kamen gerade mal 2000 Zuschauer, seither sind an die 75 000 an den See geströmt. Wer sich die obligatorischen Staus auf der Uferstraße nicht antun möchte, sollte den Zug nehmen.

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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