Klingt wie auf der Intensivstation. Ein künstliches Atmen, unter dem harte Klänge liegen, erst ganz vereinzelt, dann wird es immer mehr, ein metallisches Tohuwabohu, das beim ersten Hören verstört, beim zweiten jedoch seine Qualität offenbart: "Conséquences particulièrement blanches ou noires concerto" ist reines Klangtheater, ein fabelhaftes Stück Musik, das ungeheuer viel erzählt, ohne dass man genau weiß, was. Die Struktur ist abenteuerlich, aber stets nachvollziehbar, und wenn das Stück nach 20 Minuten vorbei ist, weiß man, spürt man, dass es nun genau richtig ist, dass das Ende nur so sein kann und alles davor auch. Zwingend.
Das Stück stammt von Ondřej Adámek und das Ensemble Orchestral Contemporain hat es eben auf CD herausgebracht, ein fabelhafter Vorgeschmack auf die Münchner Musiktheaterbiennale, die am Samstag beginnt und bis 12. Juni dauert. Denn bei dieser wird Alles klappt uraufgeführt, am 6. Juni im Marstall des Residenztheaters. Und auch wenn man zu diesem Zeitpunkt keinerlei Ahnung haben kann, wie das Stück klingt - wenn auch nur Spurenelemente von Adámeks Klangtheater darin aufscheinen, wird das eine aufregende Sache.
Überhaupt aufregend. Die Biennale vor zwei Jahren, die erste, die Daniel Ott und Manos Tsangaris verantworteten, war sicherlich wüst und wild, manchmal fand überhaupt keine Musik statt, manchmal Unsinn, aber in der Summe - und man musste das Festival als Gesamtkunstwerk in Gänze erleben - blieb ein aufreizender und anregender Eindruck übrig. Gut, ehrlich gesagt: Ein bisschen habe ich die harte Suche nach dem neuen, als Einzelstück seligmachenden Werk vermisst, wo ist denn die Musik geblieben, hallo? Dieses Jahr: Adámek! Und vieles mehr!