Vorschlag-Hammer:Aufgeschoben, aufgehoben

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In mein "Jetzt nicht - irgendwann einmal"-Loch fallen besonders häufig Diözesanmuseen, die - zumindest gefühlt - für alle Ewigkeit da sind. Dabei stimmt das gar nicht

Von Sabine Reithmaier

Manchen Museen begegne ich mit einer eigenartigen Haltung. Ich bilde mir nämlich ein, dass ich noch ganz viel Zeit habe, sie zu besichtigen. Ewig viel Zeit sozusagen. Und in mein "Jetzt nicht - irgendwann einmal"-Loch fallen besonders häufig Diözesanmuseen, die - zumindest gefühlt - für alle Ewigkeit da sind. Dabei stimmt das gar nicht.

Das Freisinger Diözesanmuseum ist schon seit Juli 2013 geschlossen. Bislang weiß kein Mensch, wie lange seine auf Amtsdeutsch "Ertüchtigung" genannte Renovierung dauert. Hoffentlich vergessen die Chefs des Hauses dieses Mal nicht, sich die Räume des ehemaligen Priesterseminars überhaupt als Museum genehmigen zu lassen. Obwohl: Bis zur Schließung hat die seit 1974 fehlende Betriebserlaubnis auch niemand vermisst. Für diejenigen, die, anders als ich, ihren Besuch nicht auf unbestimmte Zeit verschieben möchten, bietet nächste Woche ein viertägiges "Zwischenspiel" die Gelegenheit, noch einmal einen kurzen Blick in das Haus zu werfen. Geboten werden neben Workshops eine Dokumentation über den Aufbau der Museumssammlung, Arbeiten der Fotografen Thomas Dashuber und Michael Wesely und in der Reihe "Junge Kunst" eine Ausstellung der Malerin Brigitte Stenzel (14. bis 17. Mai, 10-19 Uhr).

Durch das ewige Aufschieben verpasse ich auch immer die Sonderausstellungen. Wirklich schade, dass Bamberg nicht vor der Haustüre liegt. Dort endet an diesem Sonntag Bernd Zimmers Kreuzweg-Ausstellung "Lema Sabachtani" (Warum hast du mich verlassen?). Zimmer schuf die 14 Stationen, die ihrer Anzahl und äußeren Form nach ganz an traditionelle Kreuzwege angelehnt sind, nicht für eine Kirche, sondern er hängte die farbkräftigen, großformatigen Holzschnitte 2006 in vier U-Bahnstationen unter der Berliner Friedrichstraße auf, einem guten Platz, um zu verhindern, der Kunst auszuweichen (Diözesanmuseum Bamberg, bis 10. Mai, 10-17 Uhr). Für Zimmer-Fans gäbe es auch die Möglichkeit, nach Marktoberdorf zu fahren - wäre nicht ganz so weit. Dort zeigt das Künstlerhaus mit Kristallwelt die absolut sehenswerte Landschaftsmalerei des ehemaligen "Neuen Wilden", der inzwischen eher unwild auch in Polling lebt (bis 7. Juni, Di bis Fr, 15 -18 Uhr, Sa, So 14-18 Uhr).

Zurück zu den Diözesanmuseen. Eichstätt zum Beispiel hat auch eines, ein sehr schönes sogar, das Alt und Neu, mittelalterlichen Domkomplex, ehemalige Kornspeicher, Barockräume und neue Architektur in sich vereint. Unter dem Motto " transalpin" spürt Li Portenländer in Lithografien Gabriel von Gabrieli nach. Der Baumeister aus Graubünden, 1714 zum Direktor des Fürstbischöflich Eichstättischen Hofbauamtes ernannt, hat das barocke Aussehen der Stadt geprägt wie kein zweiter, was während eines Spaziergangs gut zu überprüfen ist. Aber den bitte erst nach Besichtigung der Ausstellung (bis 28. Juni).

© SZ vom 09.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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