Vorschau:Mann, weiß, heterosexuell

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Das Festival "Body Talk" soll Gender-Normen hinterfragen

Von Christiane Lutz, München

Ein bisschen unangenehm ist es Kurator Christoph Gurk, als weißer, heterosexueller Mann das Festival "Body Talk" vorzustellen. Aber seine kuratorische Partnerin und Herausgeberin des feministischen Missy Magazine Stefanie Lohaus ist erkrankt, so muss er bei der Pressekonferenz am Mittwoch zunächst allein erklären, dass es bei "Body Talk" an den Kammerspielen darum gehen soll, vorherrschende Normen zu hinterfragen und am Ende auszuhebeln. Auch am Theater, denn auch dort wird Kunst noch immer hauptsächlich von heterosexuellen, weißen Männern geprägt. Das dreitägige Festival von 14. bis 16. Juli beschäftigt sich in Panels und Performances mit der Frage, wohin eigentlich die Frauen am Theater verschwinden. Wo die Schwarzen sind, und wo die Queers.

"Unsichtbare Normen - die alltägliche Diskriminierung am Theater" heißt das erste Podium am Donnerstag. Die Kammerspiele haben sich dazu selbst unter die Lupe genommen und gezählt: Wo arbeiten wie viele Frauen, wie viele Männer? Wie viele Regisseure, wie viele Regisseurinnen hat das Theater in den vergangenen Jahren beschäftigt? Welche Stoffe kamen auf die Bühne, und wer war der Autor? In "Prekäre Körper" am Freitag geht es um weibliche Sexarbeit und die Frage, inwiefern Prostitution jemals selbstbestimmt sein kann. Besonders relevant ist das dritte Panel zum Thema "Köln, Kairo, München - Sexualisierte Gewalt im Öffentlichen Raum", auf dem diskutiert werden soll, wann ein sexueller Übergriff als solcher bezeichnet werden darf und warum ein Nein immer nein bedeutet.

Neben den Debatten sind Performances zu sehen. Alexander Giesche hat für "Normcore" im Fitnessstudio recherchiert und geht der Frage nach, was heutzutage als männlich gilt. Das Berliner Kollektiv "Talking Straight" ist mit der Performance "Sex" dabei, in der sie die fragwürdige Kunst der Pick-up-Artists, also der Aufrisskünstler, auseinandernehmen. Das Kollektiv Henrike Iglesias zeigt "Grrrrrl", eine, so heißt es zumindest, "Hommage an die böse Frau."

Body Talk , Festival, Münchner Kammerspiele von 14. bis 16. Juli

© SZ vom 07.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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