Vorbericht:Mit dem Kopf nach unten

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Buon appetito! Musiker Chris Costa gibt auch gerne den Komödianten. (Foto: oh)

Der ladinische Multiinstrumentalist Chris Costa ist Eros Ramazzottis wichtigster Musiker und Stuhlträger

Von DIRK WAGNER, München

Gerade mal gut 30 000 Menschen benützen noch die ladinische Sprache, die in den Dolomiten heimisch ist. Für Muttersprachler bedeutet das, dass sie sehr schnell lernen, sich auch in anderen Sprachen auszudrücken. Als läge die Vielsprachigkeit ihm darum im Blut, weiß der Südtiroler Christian Pescosta alias Chris Costa diese auch musikalisch umzusetzen.

Also erlebt man ihn mal als Jazzgitarristen und mal als Sänger, wie er auf der Bühne immer weitere Tonspuren singt, die er als Loops übereinander legt, bis sein aberwitziger Sound dem Volumen eines Orchesters ähnelt. Mit Fabio Gargiulo schuf er letztes Jahr den Soundtrack zu Maccio Capatondas Filmkomödie "Italiano Medio". Und mit dem Gitarristen Luca Boscagin gründete er die Band Mood Filter, die im multikulturellen London einen rasanten Stilmix wagte, welcher auf ihrem Album "Quiet Revolution" nachzuhören ist. Chris Costa, der übrigens auch für andere Musiker wie zum Beispiel die italienische Liedermacherin Malika Ayane komponierte, spielt bei Mood Filter unter anderem Piano, Omnichord, Synthesizer, Gitarre und zahlreiche Effekte.

"Überall, wo Chris gespielt oder was organisiert hat, konnte man immer mit höchster Qualität rechnen. Ich bin, seit ich 14 bin, ein Fan von ihm und hab immer gehofft, dass ich mal seine Schlagzeugerin werden kann", schwärmt Maria Moling, die dann stattdessen auf einem Album von Costa bei "Per Te" mitsang und für deren ladinische Band Ganes Chris Costa immerhin auch das Wiegenlied "Dorm Saurì" schrieb.

Moling, die im Nachbarort von Costa aufwuchs, schätzt ihn aber nicht nur als Musiker, sondern auch als Veranstalter, der unter anderem das Valbadia Jazz Festival im Gadertal organisiert. Und wie schon der Musiker sich nicht künstlerisch eingrenzen lässt, duldet auch der Veranstalter in ihm keine Ausgrenzungen und lässt also auf seinem Jazzfest auch mal Countrybands auf die Bühne. Ja, mitunter wird den Zuschauern sogar der Marsch geblasen, wenn er nur den hohen Qualitätsanforderungen Costas genügt.

Zur Zeit tourt der mittlerweile in Mailand lebende Tausendsassa als Multi-Instrumentalist mit Eros Ramazzotti, in dessen Band Costa Gitarre und Percussion-Instrumente spielt, Background Vocals singt und den weltbesten Stuhlträger aller Zeiten mimt. Denn spätestens, wenn er zur Einleitung des Akustik-Sets in Ramazzottis Show dessen Sängerinnen die Sitzgelegenheiten in die Bühnenmitte trägt, zeigt der Mann mit der markanten Dreispitz-Frisur auch in solcher Riesen-Produktion den Komödianten.

Um die Form seiner Frisur zu wahren, die der Frisur des lieben Gottes in Ludovico Mazzolinos 1516 gefertigtem Bildnis der "Heiligen Familie in einer Landschaft" ebenso ähnelt wie der des 1983 verstorbenen Kontertenors Klaus Nomi, wendet Costa nach eigenem Bekunden einen Trick an: "Ich schlafe wie eine Fledermaus mit dem Kopf nach unten".

Donnerstag, 17. März, spielt Chris Costa mit Eros Ramazzotti in der Olympiahalle. Eigene Konzerte findet man auf www.chriscostamusic.com.

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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