Holzbläser-Session:Der Brummbär

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Imposant: Das Tubax spielt man, wie der Musiker Steffen Schorn hier zeigt, nicht im Stehen. Das ginge wohl zu sehr aufs Kreuz. (Foto: Florian Stemmler)

Die Saxofone, obwohl aus Metall, gehören zur Familie der Holzblasinstrumente. Ein Münchner hat ein neues Sax erfunden: das Tubax. Ihm wird nun eine Session gewidmet

Von Rita Argauer

Es gibt diese Luxus-Instrumente. Die sind in der Anschaffung erst einmal enorm teuer, versprechen aber dem Spieler ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. In der überlaufenen Musiker-Szene ist so etwas meist von Vorteil. Und dass es Hörgewohnheiten durcheinander wirft, wird dabei zum schönen Nebeneffekt. So lässt sich etwa der stetig wachsende Erfolg des schweizerischen Hangs erklären. Mit dieser Blechschüssel, der durch wundersames Geklopfe der schönste Singsang entlockt werden kann, schmücken sich mittlerweile auch Pop-Musiker wie Björk, um dem Hang zur Exzentrik ein klangliches Pendant zu schaffen.

So weit hat es das Münchner Tubax noch nicht geschafft. Dieses Tubax ist auch klanglich weniger sphärisch. Es ist eher fast physisch, wenn sich die Klänge dieses Subkontrabass-Saxofons an der unteren Grenze des Hörens bewegen, der Hörer die Schwingungen der Bässe jedoch wie in jedem ordentlichen Technoclub über Zwerchfell und Magen zu spüren bekommt.

Mit vier Metern Messingrohr, die auf eine Gesamthöhe von einem guten Meter zusammen gebogen wurden, ist das tiefste Saxofon der Welt auch optisch imposant. "Das Bass-Saxofon ist sogar noch größer, klingt aber nicht ganz so tief wie das Tubax", erklärt der Münchner Saxofonist Norbert Stammberger. Er wird das Instrument nun mit neun Kollegen in einer "Tubax Super Session" vorstellen. An zwei Abenden finden sich dazu zehn Holzbläser aus fünf Ländern in der Halle 6 auf dem Kreativquartier ein, um das Tubax in einer Art Kuriositäten-Karussell zu präsentieren.

"Es wird auf sämtlichen Holzblasinstrumenten improvisiert", sagt Stammberger, im Mittelpunkt das Tubax, das die verschiedenen Musiker, etwa die Berliner Frank Szardenings und Miriam Siebenstädt oder der Münchner Udo Schindler, ausprobieren werden. Ein einziges Instrument hat man von Benedikt Eppelsheim dafür ausgeliehen. Der Münchner Instrumentenbauer hat das Tubax 1999 erfunden und baut die Messing-Riesen seitdem in seiner Werkstatt am Ostbahnhof.

Eigentlich ging es um etwas ganz Kleines, als Stammberger mit seinem Kollegen, dem italienischen Musiker Dario Fariello, vor ein paar Jahren diese Werkstatt betrat. Der Holzbläser aus Neapel wollte sich bei Eppelsheim ein Soprillo kaufen - ein Saxofon, dessen Tonspektrum noch höher ist als das der Sopran- und Sopranino-Bauarten. Fariello war begeistert von dieser Werkstatt, denn Eppelsheim baut dort alle möglichen Holzblasinstrumente; mit Vorliebe möglichst extreme. Es quietscht also das Soprillo, es brummen die Subkontrabass-Saxofone. Das Tubax ist seine Erfindung - die Mensur, also die Weite des Rohrs im Verhältnis zum Mundstück, ist dabei enger als bei einem Subkontrabass-Saxofon. Gegen ein solches, das er 2012 für den Saxofonisten Todd A. White mit einer Höhe von gut zwei Metern baute, wirkt das Tubax fast zierlich.

Nicht so der Preis, der sich auf um die 30 000 Euro pro Instrument beläuft. Deshalb wird also nun auch auf einem Leihinstrument gespielt, für das die verschiedenen Musiker ihre eigenen Mundstücke mitbringen. Es war Fariellos Idee, unterschiedliche Musiker mit diesem Instrument zusammenzubringen, nachdem er die Werkstatt von Eppelsheim besucht hatte. "Das wird dann schon auch Krach machen", sagt Stammberger, wenn etwa Bass-Klarinette und Tubax zum improvisierten Duett aufspielen, doch das ist in der Neuen Musik ja nichts Neues. Das Tubax hingegen schon.

Tubax Super Session, Donnerstag/Freitag, 20./21. August, 20.30 Uhr, Halle 6, Dachauer Str. 112d

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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