Varieté:Badewannenkapitäne

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Die Badewanne wird zum Bühnenstar. Und die Artisten zeigen, dass Planschen auch ohne Gummiente Spaß machen kann. (Foto: Alexander Dacos)

Artistik im Sanitärbereich: "Wet" heißt die neue Show im Gop-Theater, die zeigt, dass Wasser eben nicht nur zum Waschen da ist

Von Barbara Hordych

Wenn sechs auf Podesten stehende Badewannen sich zu einem Bühnenbild vereinen, liegt der entsprechende Soundtrack natürlich nahe: "Splish, splash, I was takin' a bath" gibt Boby Darins Fünfziger-Jahre-Popsong gut gelaunt den Takt vor, wenn sich zu Beginn der neuen Gop-Show "Wet" der quirlige Wanneninhalt dem Publikum präsentiert. Für ihre Wasserspiele haben die Regisseure Markus Pabst und Maximilian Rambaek zusammengeführt, was eigentlich nicht zusammengehört - solide Akrobatik und glitschiges Nass. Dass besagte Wannen als Basis für die unterschiedlichsten Aktionen taugen, beweisen Künstler wie die Ungarin Kathy Donnert, die auf dem Badewannenrand liegend Bälle und Tücher mit Händen und Füßen jongliert. Dagegen unternimmt es ihr Jongleurs-Kollege Bertan Canbeldek, auf dem Boden eines umgedrehten weißen Zubers bis zu sieben rosafarbene Bälle in eine Fontäne zu verwandeln.

Permanenter Nieselregen geht auf das achtköpfige Ensemble nieder und demonstriert, dass der Showtitel "Wet" ("Nass") durchaus wörtlich zu verstehen ist. Nicht von ungefähr sind die Tische in den ersten Reihen mit Plastikfolien ausgestattet. So füllen sich die zunächst trocken gelegten Wannen im Verlauf der Show, für eine Überschwemmung erklecklichen Ausmaßes sorgt dann aber die Darbietung des Wahl-Berliners Andalousi: Er nutzt den glitschigen Rand eines Bade-Bottichs, um seine mitreißende Handstand-Akrobatik abrupt im Wannenwasser enden zu lassen. Immer wieder klatscht sein Körper in irrem Tempo in das feuchte Element, um dann einem Delfin gleich zu einer neuen Figur in die Höhe zu schnellen. Der Absolvent der Staatlichen Schule für Artistik Berlin wurde 2013 als bester Nachwuchsartist ausgezeichnet. Die damalige Absolventenshow inszenierte Maximilian Rambaek - bei "Wet" arbeiten sie nun erneut zusammen. Praktischerweise folgt auf seinen wilden Wannen-Wirbel die Pause, so dass genügend Zeit für einen Wischmop-Einsatz bleibt, bis das feucht-fröhliche Spektakel weitergeht.

Während die Artisten eher spärlich bekleidet wahlweise in Badeanzügen oder Unterwäsche agieren, behält die blonde Diva Lina Navakaite in ihrer glamourösen Goldglitzer-Robe mit Federboa auf dem obersten Badewannen-Podest jederzeit die Contenance und den Überblick: Die klassisch ausgebildete Sängerin aus Litauen bewältigt bravourös den Crossover zwischen Oper und Populärmusik, zeigt mit beeindruckender Stimmgewalt, wie etwa Conny Froboess' Schlagerklassiker "Pack die Badehose ein" klingen würde, wenn Mozart, Schumann, Händel, Schönberg, die Beatles oder auch russische Volksmusiker ihn komponiert hätten. Und wenn sie in Zarah Leanders dunklem Kontra-Alt "Ich stehe im Regen und warte auf Dich" anstimmt, dauert es selbstverständlich nicht lange, bis sie charmante Begleitung erhält. Die dann zum Amüsement des Publikums in Gestalt eines Drei-Männer-Stripteases, bekleidet nur mit luftigen Handtüchern, angetanzt kommt.

Wet - The Show , bis 6. Nov., Gop-Varieté-Theater, Maximilianstr. 47, 210 28 84 44

© SZ vom 27.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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