Vanity Fair wird eingestellt:Ende der Eitelkeit

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Das Schaulaufen der Eitelkeiten ist vorbei: Nach zwei Jahren wird die deutsche Ausgabe der Zeitschrift Vanity Fair eingestellt.

Hans-Jürgen Jakobs

Die Zeitschrift Vanity Fair wird eingestellt. Vom Ende erfuhren die Mitarbeiter heute vom Verleger persönlich. Sie planten die Berichterstattung zur Oscar-Verleihung am Sonntag, doch dann kam der Verleger im schwarzen Anzug in die Berliner Redaktion mit der Adresse Unter den Linden. Die Redakteure beschlich schnell das Gefühl, der eigenen Beerdigung beizuwohnen.

In Deutschland gescheitert: das Lifestyle-Magazin Vanity Fair. (Foto: Foto: dpa)

Es sprach Jonathan Newhouse aus der amerikanischen Verlegerdynastie, die das Zeitschriftenhaus Condé Nast ( Vogue, Glamour) besitzt. Er dankte und verkündete das Aus für den deutschen Ableger des in Amerika und Italien erfolgreichen Blatts Vanity Fair. Eine Ausgabe noch, dann ist Schluss mit dem gehobenen Lifestyle-Prominenten-Journalismus.

"Es ist ein Schock, wenn ein ausgezeichnetes Magazin geschlossen wird", erklärt Newhouse. Erst vor elf Wochen habe er ja geschworen, die deutsche Vanity Fair weiter zu verlegen, trotz aller Probleme. Aber die Welt ändere sich schnell in einer Art und Weise, auf die niemand vorbereitet sei - und nannte die aktuelle Wirtschaftskrise.

O-Ton Newhouse: "Medieneigentümer sehen sich schweren geschäftlichen Herausforderungen ausgesetzt. In einem normalen ökonomischen Klima hätten wir tapfer mit Vanity Fair weitergemacht - jetzt ist es unmöglich." Und: "Im Geschäft wie im Leben gibt es Siege und Niederlagen. Wir taten unser Bestes."

Das ist die Frage. Angekündigt war das deutsche Vanity Fair als letztes großes Print-Abenteuer, hinterlassen hat es vor allem Kosten von geschätzten 100 Millionen Euro. Die anfänglichen Macher - Chefredakteur Ulf Poschardt und Manager Bernd Runge - haben längst das weiße Großraum-Redaktionsbüro in Berlin verlassen. Auch Poschardts Nachfolger, Nikolaus Albrecht, ist längst weg.

Auf die einst avisierten großen journalistischen Storys, die es dem US-Original gleichtun, hat das Publikum vergebens gewartet.

Betroffen vom Ende des Magazins sind nun die Redaktion in Berlin und die Verwaltung in München.

Die deutsche Vanity Fair war Anfang 2007 gestartet. Chefredakteur war zunächst Ulf Poschardt gewesen, der den Posten nach nicht einmal einem Jahr abgegeben hatte und stellvertretender Chefredakteur der Welt am Sonntag geworden war. Im Frühjahr 2008 wurde Nikolaus Albrecht offiziell neuer Chefredakteur. Ende Januar hatte der Verlag mitgeteilt, dass Albrecht seinen Posten zum Jahresende aufgebe und künftig als US-Korrespondent für die deutschen Ausgaben von Vogue und Vanity Fair tätig sein werde. Newhouse hatte seinerzeit betont, unter Albrechts Leitung sei die Auflage auf ein Niveau von 200.000 gestiegen.

Anfang Dezember 2008 war bekannt gegegeben worden, dass der Vice President Condé Nast International und Herausgeber des deutschen Verlages, Bernd Runge, zum Jahresende auf eigenen Wunsch aus dem Unternehmen ausscheidet.

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