Unverfroren religiös:Die SZ-Spielfilmtipps zu Ostern

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Gegen diese Filme hätte auch Bischof Reinhard Marx nichts einzuwenden: Die Tipps der Filmredaktion für das Osternwochenende.

Susan Vahabzadeh

Auf biblische Monumentalepen hatte Hollywood immer ein Monopol; zum einen, weil die erforderlichen Materialschlachten so kostspielig sind, zum anderen, weil dazu eine gewisse religiöse Unverfrorenheit nötig ist, und unverfroren war Hollywood schon immer.

Robert Redford in "So wie wir waren". (Foto: Foto: Bayerischer Rundfunk)

John Huston beispielsweise war da cool - im Original von Die Bibel von 1966 (Das Vierte, Montag, 20.15Uhr) spricht er den Herrn selbst. Ben Hur, die legendäre Sklavereistory rund um die Geburt des Christentums, so eine Art Traditions-Osterfilm (Tele5, Sonntag, 12.05Uhr), stammt aus einer Zeit, als Hollywood noch in ganz großen Maßstäben dachte. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen: Zwölf Oscar-Nominierungen und elf Mal gewonnen? So war das aber 1960 mit Ben Hur, der für so ziemlich alles ausgezeichnet wurde außer fürs Drehbuch - Charlton Heston, den Regisseur William Wyler als zweite Wahl besetzt hatte und nicht für besonders gut hielt, hat jedenfalls gewonnen und zehrt vom Ruhm noch heute.

Ganz anders ist es dem Darsteller des Jesus gegangen: Claude Heater hat, als er diese grandiose Rolle ergatterte, nicht gewusst, dass ihn Wyler aus Taktgefühl nur von hinten filmen würde - und er nicht einmal im Abspann vorkommen sollte. Heater hat dem Kino abgeschworen nach dieser Erfahrung - eine Karriere, die aus Pietätsgründen nicht stattfand.

Der Gegenentwurf dazu ist Robert Redford, der auf der Höhe seines Ruhms in den Siebzigern ungefähr so groß war wie heute George Clooney und Brad Pitt zusammen. Er taucht gleich dreimal auf an diesem Wochenende, zuerst einmal in Der Clou (ARD, Samstag, 23.35Uhr) - die Gaunergeschichte ist dreieinhalb Jahrzehnte alt und von zeitloser Schönheit.

Und auch wenn man die Tricks und Schliche, mit denen die beiden Gentlemen-Betrüger Redford und Paul Newman einen mörderischen Gangsterboss über den Tisch ziehen, längst kennt - es macht immer noch Spaß zuzusehen, wie sie das mit einem Augenzwinkern tun; außerdem, wie George Roy Hill ein sehr künstliches, manchmal ärmliches und trotzdem hinreißendes Dreißiger-Jahre-Chicago hingezaubert hat.

Am Montag folgt dann die wunderbare Polit-Schmalzgeschichte So wie wir waren (BR, 21.45Uhr) - Sydney Pollack spannte im selben Jahr seine Muse Redford dafür mit Barbra Streisand zusammen, wieder geht's ab in die Dreißiger, als die beiden komplett gegensätzlichen Charaktere zusammenfinden und sich wiederfinden - er ein Sonnenschein und ewiger Gewinner, sie eine sture Linke, die nicht nachgeben will in der McCarthy-Ära. Einer der besten Sätze, die über Redford je gesagt wurden, stammt aus diesem Film, und eigentlich betrifft er nicht ihn, sondern bloß seine Rolle: "Er war wie das Land, in dem er lebte, alles fiel ihm zu leicht..."

Selbst das Regieführen übrigens, Redford hatte damit von Anfang an riesigen Erfolg, obwohl er bis zum Pferdeflüsterer (ZDF, Montag, 14.45Uhr und Nacht zu Dienstag, 0.25Uhr) von 1998 nie selbst mitspielte - aber der Rolle des Kommunikationsgenies, das die Natur zu erspüren vermag, konnte er nicht widerstehen.

© SZ vom 22.3.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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